Wedel. Die Stadt Wedel ist zum zweiten Mal in Folge im Schwarzbuch. Der Bund der Steuerzahler kritisiert Projekt als „Fass ohne Boden“.
Traditionsschiffe steuern Wedels Hafen an. Zahlreiche Besucher schlendern die neue Promenade entlang, genießen im Restaurant des neuen Hotelgebäudes den Blick auf den belebten Sportboothafen, den ein privater Investor betreibt. Es könnte alles so schön sein, wären da nicht die steigenden Kosten, die vielen Probleme und die fehlenden Interessenten. Als unbezahlbare „Hafenträume“ kritisiert jetzt auch noch der Bund der Steuerzahler Wedels Großprojekt „Maritime Meile“.
Im aktuellen Schwarzbuch, das am Mittwoch vorgestellt worden ist, führt der Bund der Steuerzahler allein aus Schleswig-Holstein zehn Fälle auf, bei denen aus seiner Sicht Steuern verschwendet wurden und werden. Darunter finden sich solche in Tornesch, Barmstedt und eben auch Wedel. Die in der Stadt forcierte Sanierung des Hafenbeckens wird vom Bund der Steuerzahler im Bezug auf die gestiegenen Kosten und den erhofften Erfolg des Projekts kritisch gesehen. So kritisch, dass der Bund die Verantwortlichen in Wedel dazu auffordert, die Notbremse zu ziehen und kein weiteres Geld in das „Fass ohne Boden“ zu versenken. Mit dem Eintrag schafft es Wedel das zweite Mal in Folge ins Schwarzbuch. Eine Auszeichnung, auf die Städte und Gemeinden gern verzichten.
Bürgermeister Niels Schmidt: „Die Aussagen im Schwarzbuch sind falsch.“
So sorgt die Nachricht vom Schwarzbucheintrag, die Wedels Bürgermeister Niels Schmidt in Kiel beim Treffen zur Flüchtlingsproblematik überraschte, nicht für Begeisterung. „Die Aussagen im Schwarzbuch sind falsch und waren nicht mit uns rückgekoppelt“, weist Schmidt die Vorwürfe des Steuerzahlerbundes zurück. So stellt er auf Abendblatt-Nachfrage klar: „Für den Hafen gab es, wie mehrfach kommuniziert, eine Kostensteigerung von 16,6 auf 20,6 Millionen Euro.“ Laut Schmidt hätte die Stadt das auch dem Bund der Steuerzahler vor einem Jahr auf Nachfrage schriftlich mitgeteilt. Was sich jetzt im Schwarzbuch wiederfinde, sei unvollständig wiedergegeben.
Der Bund der Steuerzahler geht von anderen Zahlen aus, setzt die einst zu Beginn der Planungen grob geschätzten zehn Millionen Euro ins Verhältnis zu den heute feststehenden Gesamtkosten des Sanierungsprojekts von 30,6 Millionen Euro. Schmidt dagegen legt die Kosten für die jetzige zweite Bauphase zugrunde, mit der 2012 begonnen wurde und die in diesem Jahr ihr Ende finden soll. Sie stiegen aufgrund von unerwarteten Ausgaben für die Entsorgung von kontaminiertem Boden und Bauschutt, aufwendigeren Kampfmittelsondierungen sowie Problemen mit der Pfahlgründung im Schlick. Zusätzlich wurden die Pläne abgespeckt, auf Kasematten und andere Ausstattung verzichtet.
Wedeler lassen sich Feierlaune nicht verderben und weihen Hafen am 22. Oktober
Als besonders kritisch beurteilt der Steuerzahlerbund zusätzlich zur Kostensteigerung, dass der Wedeler Plan, private Investoren ins Boot zu holen, nicht aufgehe und die Stadt deshalb immer wieder einspringen und draufzahlen müsse. So wie im Fall des nun geplanten Anlegers für Traditionsschiffe, der mit weiteren 250.000 Euro zu Buche schlägt. „Für die Verantwortlichen in Wedel sollte es ein Alarmzeichen sein, dass private Investoren die Ideen der Stadtplaner offenbar für nicht tragfähig halten“, heißt es im Schwarzbuch. Schmidt hält dagegen: „Für Hotelbau und Hafenbetrieb gibt es Interessenten, mit denen wir im Gespräch sind.“
Eines ist klar, die Wedeler lassen sich die Feierlaune nicht verderben und planen für 22. Oktober eine Einweihungsparty am neuen Hafenbecken samt Traditionsschiffen, die zu Gast sein sollen wie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig.