Tornesch/Kiel. Kulturministerin Anke Spoorendonk will die Zukunft von Büchereien sichern. Gesetzes-Vorlage soll 2016 den Landtag passieren.

Kulturministerin Anke Spoorendonk ist zuversichtlich, dass das Land Schleswig-Holstein spätestens im Sommer 2016 über ein Bibliotheksgesetz verfügen wird. Darin soll festgeschrieben werden, welche Funktion Bibliotheken künftig für die Öffentlichkeit wahrnehmen sollen. Wichtiger noch: Die massiven Etatkürzungen, denen Schleswig-Holsteins Bibliotheken in Zeiten leerer Kassen immer wieder ausgesetzt gewesen sind, würden der Vergangenheit angehören. Es werde eine Art Bestandsschutz geben. „Ich habe die naive Hoffnung, dass das Gesetz den Kahlschlag aufhalten kann“, sagte die Landesministerin bei einer Visite in Torneschs Stadtbibliothek.

Die Tornescher Bücherei unter der Leitung von Michael Harbeck mit ihren 34.000 Medien sieht Spoorendonk als ein Modell dafür, wie Bibliothek funktionieren kann. Die enge Verzahnung von Schule und Bibliothek sei sichtbar, die Angliederung des Kreismedienzentrums mit etwa 2000 Medien und der Schulbücherei mit weiteren 29.000 Medien sei gut gelöst. Besonders gut sei hier, dass aufgrund der engen Verzahnung von Schule und Bibliothek auch ehedem bildungsferne Schichten für das Angebot gewonnen werden und so neue Bildungsstrukturen in Familien Einzug halten konnten. „Das zeigt, welche wichtige Aufgabe Bibliotheken für die kulturelle Bildung im Land besitzen“, so die Ministerin.

20. Tag der Bibilotheken

Seit 20 Jahren gibt es den Richard von Weizsäcker ins Leben gerufen „Tag der Bibliotheken“. Der fällt in diesem Jahr auf Sonnabend, 24. Oktober. Daher gibt es in einigen Büchereien Sonderaktionen.

Auch in Wedel. Unter dem Motto „Spiele für Viele“ können am Rosengarten Besucher aller Altersgruppen von 13 bis 17 Uhr Memory, Wii und anderes spielen.

Die Elmshorner laden einen Tag voher von 18 Uhr an zu einer Krimilesung ein. Hannes Nygaard liest aus seinem neuesten Kriminalroman „Nordgier“ an der Königstraße 56.

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Büchereien seien für Familien nach wie vor neben Schulen, Arztpraxen und Apotheken wichtige öffentliche Standortfaktoren, wenn es um die Bewertung der Lebensqualität von Städten und Gemeinden gehe. Doch nie sei diese kulturelle Aufgabe und Verantwortung gesetzlich angemessen geschützt worden. Im Gegenteil: Zwischen dem gewachsenen Informations- und Bildungsauftrag der Bibliotheken und ihrer finanziellen Ausstattung klaffe laut dem Deutschen Bibliotheksverband, Landesverband Schleswig-Holstein, eine wachsende Lücke. Eine adäquate Medien- und Informationsversorgung im Land sei nicht mehr gewährleistet.

„In den wissenschaftlichen Bibliotheken ist bei meist eingefrorenem oder nur geringfügig angestiegenem Budget und gleichzeitig hohem Preisanstieg in allen Publikationsbereichen eine schleichende und auf Dauer gravierende Auszehrung der Bibliotheksetats festzustellen. Bei den öffentlichen Bibliotheken wurden die Ressourcen in den letzten zehn Jahren trotz steigender Anforderungen und Nutzung drastisch gekürzt“, heißt es in einem Papier des Verbandes.

Anke Spoorendonk (2.v.l.) warb in Tornesch bei Bürgermeister Roland Krügel (l.) und Büchereichef Michael Harbeck für das neue Bibliotheksgesetz
Anke Spoorendonk (2.v.l.) warb in Tornesch bei Bürgermeister Roland Krügel (l.) und Büchereichef Michael Harbeck für das neue Bibliotheksgesetz © Fabian Schindler | Fabian Schindler

Der „Berufsverband Information Bibliothek“ hat im Kreis Pinneberg in Folge dieser Entwicklungen die Schließung der Fahrbücherei im Juni 1998 notieren müssen, 2002 wurde eine Zweigstelle in Pinneberg-Waldenau geschlossen. In Wedel hatte die Stadt 2014 Etatkürzungen vorgenommen, um das Loch in der Stadtkasse zu stopfen. In Uetersen waren kürzlich Kürzungen im Rahmen der Haushaltskonsolidierung thematisiert worden, jedoch von der damaligen SPD-Mehrheit im Rat kategorisch abgelehnt worden.

Solche politischen Finanzspiele wären, so Spoorendonk, mit der Gesetzesinitiative passé. Das freut sie, denn für die Landesministerin steht fest, dass die 160 öffentlichen Bibliotheken und 13 Fahrbüchereien im Land mit ihren 640 Beschäftigten und auch die wissenschaftlichen Bibliotheken kein Auslaufmodell sind. An ihnen zu sparen, schade mehr, als dass es nutze.

Für die Nutzer bedeute das Gesetz mehr Verlässlichkeit und den Erhalt einer wichtigen Säule des kulturellen Lebens. Für die Büchereien bedeute es zunächst den Erhalt des Status Quo mit Aussicht auf Verbesserungen. Diese Perspektive sei wichtig, weil Büchereien aufgrund der Flüchtlingslage wichtige Aufgaben erfüllen müssen. Ihnen obliege es, als kultureller Integrationsraum zu agieren und Menschen zu helfen, sich in Deutschland zurecht zu finden. Etwa mit Ratgebern, Fachbüchern und digitalen Medien.