Pinneberg. Die Ausstellung „Kein Thema“ im Klinikum Pinneberg zeigt Werke Regionaler Künstler. Patienten soll so Freude geschenkt werden.
Die alte Dame lag im Sterben. Der Krebs hatte gesiegt, der Frau konnte nicht mehr geholfen werden. Doch ein Bild an der Flurwand des Krankenhauses brachte die Frau wieder zum Strahlen. Darauf zu sehen: eine Sommerwiese und Mohnblumen. Gemalt hat das Werk die Pinneberger Künstlerin Marion Heckmann. „Es ist mein wertvollstes Bild“, sagt die Malerin. Nach dem Tod der Dame übergab die Künstlerin das Bild deren arbeitslosen Sohn, damals noch für 50 Deutsche Markt. „Er sagte mir, er sei seiner Mutter durch das Gemälde so nah gekommen wie nie zuvor.“ Das Bild sei ein Sinnbild für die Zeit, die die Dame früher mit ihren zwei Kindern auf der Mohnwiese verbracht hat. „Diese Geschichten motivieren mich als Künstlerin. Kein Geld der Welt ist so kostbar.“
Marion Heckmann, seit 20 Jahren Malerin, setzt sich für Kunst im Krankenhaus ein. Von Sonntag, 25. Oktober, an stellt Heckmann zusammen mit sieben anderen Künstlern aus der Region Fotografien und Malereien im Regio Klinikum Pinneberg aus. Unter dem Motto „Kein Thema“ soll die Kunst die Wände und Räume des Krankenhauses verschönern. Kunst im Krankenhaus, das ist Therapie und Heilung zugleich.
Seit mehr als 20 Jahren gibt es das Projekt der Verschönerungsmaßnahmen im Krankenhaus. Mehr als 100 Bilder hängen bereits in der Klinik. „Eine leere Wand ist negativ“, sagt Ingeborg Triskatis, Vorsitzende des Vereins der Freunde des Regio Klinikums Pinneberg, der die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernimmt. „Wenn hier schöne Bilder hängen, können sich die Patienten darin verlieren und träumen. Es lenkt von Krankheit und Sorgen ab.“ Kunst fördere auch die geistige und körperliche Mobilität der Patienten, so die Vereinsvorsitzende. Erkrankte, die auf der Station liegen, gehen zu den Bildern, egal ob sie die Motive schön oder unansehnlich finden. Kunstwerke regen an, so oder so. Oft assoziieren Menschen mit Krankenhäusern negative Gefühle und Gedanken. Die Kunstausstellung soll dem entgegenwirken und die freudigen Ereignisse im Klinikum unterstreichen. „Ja, hier sterben Leute“, sagt Ingeborg Triskatis. „Doch so viele Menschen werden geheilt. Im Krankenhaus erblicken täglich Neugeborene das Licht der Welt, das sind wundervolle Dinge.“
Für Marion Heckmann ist es eine Ehre, ihre Werke an den Wänden des Krankenhauses in Pinneberg aufhängen zu dürfen. „Das Klinik-Team hat Ahnung von Kunst und achtet auf hohe Qualität“, so die Künstlerin. Ihren Beitrag zur Ausstellung „Kein Thema“ leistet die Pinneberger Malerin mit zwei großformatigen Bildern, welche die Titel „Model 1“ und „Model 2“ tragen. Es sind zwei schwarz-weiß-Motive, entstanden aus reinen Acrylfarben, gemischt mit Pigmenten. Eine ungewöhnliche Farbkombination für die Künstlerin, deren Merkmale gerade die Farbtonauswahl- und Intensität sind.
Doch auch das Dunkle könne eine Farbexplosion hervorrufen, so Marion Heckmann. „Ich fühle mich frei vom Diktat künstlerischer Entwicklung.“ Die Freiheit der Maler bei der Wahl ihrer Bilder ist das Grundkonzept der neuen Ausstellung im Krankenhaus. „Kein Thema“ bildet vielfältige Motive ab, die für den Betrachter in der Gesamtheit ein einheitliches Kunstwerk ergeben. „Es ist interessant, die Künstler nicht durch eine Themenvorgabe einzuschränken“, sagt Ingeborg Triskatis. Galerist Gerd Uhlig sorgt für die richtige Zusammenstellung. „Er hat ein Händchen dafür.“
Im Vordergrund der Kunstausstellung steht nicht der Verkauf der Bilder. Künstler und Veranstalter konzentrieren sich darauf, Lebensfreude bei den Besuchern hervorzurufen. Ein Verkauf ist laut Marion Heckmann lediglich ein zusätzlicher Glücksfall. „Ich muss von der Kunst nicht leben.“
Die Ausstellung „Kein Thema“ löst die jetzige Bilderschau „Spirituelle Naturfotos“ der schamanischen Heilpraktikerin Morgan Maiosi ab und läuft bis zum 10. März 2016 im dritten Stock des Krankenhauses. Außer Marion Heckmann stellen auch Gundel Deckert, Jolanda, Susann Behnken, Ute Jessen - Stößer, Michael Staats, Cornelia Diegmann und Thomas Stribick aus. Zur Eröffnung am Sonntag, 25. Oktober, um 11.15 Uhr im Regio Klinikum Pinneberg, Fahltskamp 74, führt Galerist Gerd Uhlig in die Ausstellung ein. Jochen Nickel sorgt mit seinem Saxofon für musikalische Unterhaltung. Eintritt frei.