Schenefeld. Im Schenefelder Rathaus wird die Ausstellung „Selbst-Nomaden-Schneckenhäuser“ gezeigt, an der sich elf Künstler beteiligen.

Bevor Carmen Oberst loslegt, bedarf es gewisser Vorbereitungen. Die Künstlerin mit den blauen Strähnen im blonden Haar zieht ihren grünen Mantel über und setzt den selbst entworfenen, schwarz-weißen Hut auf. Sie inszeniert sich. Der Fotoapparat baumelt um ihren Hals.

Während Carmen Oberst redet, drückt sie immer wieder auf den Auslöser, dokumentiert und irritiert gleichzeitig. Und dann ist da noch der Laptop, den sie ständig so platziert, dass sie Statements ihrer Kollegen und ein Interview mit der Presse aufnehmen kann. Auf dem Bildschirm erscheint alles entfremdet, wie in einem Comic. Im Hintergrund werkeln Mitglieder des Kunstkreises Schenefeld und Künstler aus dem Schaffenskreis von Carmen Oberst. Sie hängen Bilder und Fotos auf, stellen weiße Säulen in den Raum, platzieren Installationen. Das Ergebnis wird von Sonntag, 18. Oktober, an in der Ausstellung „Selbst-Nomaden-Schneckenhäuser“ zu sehen sein.

Der Kunstkreis Schenefeld hat die Ausstellung initiiert
Der Kunstkreis Schenefeld hat die Ausstellung initiiert © HA | Anne Dewitz

„Als Künstler sind wir auch Nomaden, die von einem Ausstellungsraum zum nächsten ziehen“, erklärt Carmen Oberst den Titel. Die Schau sei aus dem Projekt „Der Mensch“ entstanden und umfasse bildnerische Beiträge mit den Mitteln der Malerei, Fotografie, Inszenierung und Unikatbücher. „Wie bei einem Bühnenstück verweben sich die einzelnen Beiträge zu einem begehbaren Gesamtensemble, ähnlich wie bei einem Bühnenbild.“ Carmen Oberst macht die Welt zu einer Bühne, in der sie mit vorgefundenen Begebenheiten und gern mit zufällig anwesenden Personen eine Inszenierung mit fotografischen Mitteln entstehen lässt.

Die freiberufliche Fotobildnerin, Autorin, Dozentin und Kuratorin lebt seit 1980 in Hamburg. Im Stadtteil Ottensen hat sie im Jahr 1996 den Photo.Kunst.Raum. gegründet, ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Zentrum für künstlerische Fotografie und bildende Kunst. Zehn der Kulturschaffenden, die hier zusammen kommen, stellen nun in Schenefeld aus.

Der Kunstkreis Schenefeld

Der Kunstkreis Schenefeld organisiert vier Ausstellungen im Jahr, die jeweils für zwei Wochen im Ratssaal des Schenefelder Rathauses zu sehen sind.

Der Kunstkreis erhält eine Reihe an Bewerbungen von Künstlern und schaut sich deren Arbeiten vor Ort an, um eine Auswahl zu treffen.

Der Kunstkreis Schenefeld wurde im Jahr 1973 gegründet und hat heutzutage etwa 200 Mitglieder.

An jedem letzten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr treffen sich die Mitglieder in der Galerie im Stadtzentrum zum Informationsaustausch und Gesprächen über Kunst.

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Seit 2008 initiiert Carmen Oberst Kooperationen mit unterschiedlichen Künstlern und Akteuren. Daraus sind zahlreiche Projekte entstanden, die in erster Linie eine Begegnung des Augenblicks zum Ziel haben. Filme und Fotografien dokumentieren diese Begegnung oder liefern den Anlass für neue Bilderwelten, die oftmals ein Jahr später beim nachfolgenden Projekt in abgewandelter Form wieder auftauchen. Technisch hat die gebürtige Karlsruherin die photochemische Malerei begründet und bekannt gemacht.

Friedemann Stampa eröffnet die Vernissage am Sonntag, 18. Oktober, um 11 Uhr mit einer Klangperformance. Die Ausstellung ist bis zum 1. November im Rathaus Schenefeld, Holstenplatz 3-5. zu sehen, jeweils von Montag bis Sonnabend von 15 bis 17 Uhr, Sonntag von 11 bis 13 Uhr und Donnerstag von 10 bis 12 Uhr. Auch die Galerie im Stadtzentrum wird mit einbezogen. Dort wird unter anderem ein Modell des Photo.Kunst.Raumes mit Mini-Figuren zu sehen sein.