Quickborn/Ellerau. 250 Bürger verfolgten die erste öffentliche Anhörung zum Gleisausbau. AKN will 30 Kilometer Strecke elektrifizieren.
Geballte Fachkompetenz vor 250 Zuhörern im Bürgerhaus von Ellerau: Ein Dutzend Planer und Ingenieure bot das Bahnunternehmen AKN bei der ersten öffentlichen Anhörung auf. Sie alle haben das Vorhaben zur Elektrifizierung der 30 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen begutachtet. Vor allem der notwendige zweigleisige Ausbau auf dem nur einen Kilometer langen Teilstück zwischen Quickborn und Ellerau-Tanneneck beunruhigte die Gemüter, weil dieser zahlreichen Anwohnern zusätzlichen Lärm bescheren und einen Teil ihrer Grundstücke kosten wird.
Bürgermeister Eckart Urban als Gastgeber freute sich über die große Resonanz der Bürger. Für die Kommunen mit AKN-Bahnhof – im Kreis Pinneberg sind dies Bönningstedt, Hasloh und Quickborn – bedeute das bis Ende 2019 umzusetzende Projekt „ein Epoche machender Schritt“, so Urban. Nach Dampf und Diesel führen die Züge dann mit Strom.
Zahl der Fahrgäste soll sich erhöhen
AKN-Vorstand Wolfgang Seyb erläuterte das weitere Verfahren. Eine Machbarkeitsstudie hatte 2013 im Auftrag der AKN-Eigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein errechnet, dass die voraussichtlich 90 Millionen Euro betragene Investition volkswirtschaftlich sinnvoll sei.
So würde sich die Zahl der Fahrgäste durch die Elektrifizierung um 15 bis 95 Prozent erhöhen, für die Strecke zwischen Quickborn, Hasloh und Bönningstedt bis Eidelstedt um knapp 50 Prozent, von jetzt 8400 auf 12.400 Fahrgäste am Tag. Aber nur der durchgehend zweigleisige Ausbau erreiche diese guten Prognosezahlen.
Darum solle jetzt die davon betroffene Bevölkerung in Quickborn und Ellerau als erstes informiert werden, bevor Anfang 2016 das eigentliche Planfeststellungsverfahren beginne. Bis Ende dieses Jahres sollen die Gutachter unter Leitung des Hamburger Ingenieurbüros Sellhorn ihre abschließenden Pläne und Stellungnahmen bei den Landesbehörden in Kiel und Hamburg einreichen. Der Hauptgrund für die künftige Schnellbahnverbindung sei, Pendler vom Auto zum Umsteigen in die Bahn zu bewegen, sagte Lukas Knipping von der Nah.SH, die landesweit den Schienenpersonenverkehr plant und organisiert.
Denn künftig werde Quickborn in der Hauptverkehrszeit alle zehn Minuten eine Bahnverbindung nach Hamburg haben, erläuterte Michael Hüttel von der S-Bahn Hamburg. Sie übernimmt die Strecke von der AKN, künftig verkehrt dann die S 21 zwischen Kaltenkirchen und Aumühle. Die Fahrtzeit verkürze sich um sechs Minuten bis zum Hauptbahnhof. Zudem brauche niemand mehr in Eidelstedt umzusteigen. Die Züge würden werktags zwischen 4.10 Uhr und 1.30 Uhr fahren. Sogar am Wochenende würde es nachts eine stündliche Verbindung geben, ähnlich wie dies in Hamburg in schnelleren Taktfolgen und bei der U-Bahn bis Norderstedt der Fall ist.
Anders als in Hamburg werden die S-Bahn-Züge den Strom aber nicht über das Gleis erhalten, sondern über eine Oberleitung, die analog zur S 3 nach Stade entlang der Strecke zu bauen ist, erklärte Hüttel. Ein Stromgleis sei teurer, technisch umfangreicher und gefährlicher, falls es jemand betreten sollte. Dafür würden 30 bis 60 Zentimeter dicke und 7,50 Meter hohe Stahlbetonpfeiler rechts und links der Strecke errichtet.
S-Bahn wird über Oberleitungenversorgt
Zwischen den Gleisen sei dafür kein Platz. Das ließ Anwohner Salvatore Avarello vom Hamburger Weg in Ellerau, der fast direkt am Gleis wohnt, zu der Äußerung hinreißen: „Auf meinem Grundstück ist auch kein Platz dafür.“ Durch das neue Gleis verbreitere sich die Strecke um jeweils vier Meter nach Norden. Die schmale Bahnstraße solle nicht angetastet werden, weil dort sonst kein Auto mehr fahren könnte.
Immerhin soll sich das Warten für Autofahrer am viel befahrenen Bahnkreuz L76/Berliner Damm durch neue Signaltechnik um 20 auf 140 Sekunden Schrankenschließzeit verkürzen.