Kreis Pinneberg. Fünf-Städte-Heim in Hörnum könnte angesichts des Zustroms an Asylbewerbern in der Nebensaison als Unterkunft dienen.
Wo sonst Schüler ihre Klassenfahrten erleben und Vereine Freizeiten organisieren, könnten bald Flüchtlinge einziehen. Die Pinneberger Kreisverwaltung prüft, das Fünf-Städte-Heim auf Sylt als Unterkunft zu nutzen. In der Zeit von November bis März, wenn das Heim geschlossen sein wird, könnten dort 300 Schutzsuchende leben.
Die Idee stammt von Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen. In ihrem Rathaus werden die Geschäfte des Fünf-Städte-Heims geführt. „Die den Verein tragenden Kommunen haben ein Belegungsrecht“, erklärt sie. Zusammen mit Landrat Oliver Stolz führt die Uetersenerin die nötigen Verhandlungen. Stolz betont die angespannte Lage. Mit 100 Flüchtlingen pro Woche und somit dann 3000 Asylsuchenden in diesem Jahr allein in der Region, rechnet er. Dafür fehlt bislang der Platz. Sollte es zu der Unterbringung auf Sylt kommen, geht Stolz davon aus, dass das Heim nach der Winterzeit wieder für Jugendgruppen zur Verfügung stehen würde.
„Wir sind bereit zu helfen“, erklärt Carsten Kerkamm, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Sylt. Allerdings müssten vorher einige Fragen geklärt werden, etwa der rechtlichen Zulässigkeit. So verteilt das Land feste Quoten auf die Kreise. Außerdem stellt er infrage, ob eine Integration der Flüchtlinge gelingen kann. „Das ist doch das wichtigste Ziel“, sagt er. Laut Kerkamm sind auf Sylt 163 Flüchtlinge untergebracht. Ende des Jahres werden es bis zu 220 sein. Derzeit prüft auch das Land, in einem Heim des Jugendaufbauwerkes in Hörnum 200 Flüchtlinge unterzubringen. Mit denen aus dem Kreis Pinneberg könnten es so 500 zusätzliche Flüchtlinge werden. Die Vertreter des Kreises Pinneberg versuchen die Sylter zu locken, in dem ihnen ein Kontingent im Fünf-Städte-Heim angeboten wird. „Wir bringen unsere Flüchtlinge dezentral unter und das klappt sehr gut“, sagt Kerkamm. Mindestens bis zum Ende des Jahres gebe es genügend Plätze.
Rechtlich möglich sei die Umsetzung der Idee, wie Ove Rahlf als Sprecher des Kieler Innenministeriums erklärt. Voraussetzung wäre jedoch eine einvernehmlichen Regelung der Kreise Pinneberg und Nordfriesland sowie der Kommunen. Es müssten auch Folgeverpflichtungen geklärt werden, etwa die Kosten für Schul- und Kitabesuch sowie die Arztversorgung. Doch nicht nur Sylt ist eine Option.
Derzeit sind die Mitarbeiter der Kreisverwaltung in vielen Städten und Gemeinden der Region Pinneberg unterwegs, prüfen mögliche Immobilien zur Unterbringung von Asylbewerbern. So auch in Schenefeld. Hier hat der Kreis ein Auge auf eine seit 2011 leer stehende Immobilie geworfen. Eine Besichtigung vor Ort gab es schon. Es geht um das Bürogebäude der ehemaligen Sparzentrale am Osterbrooksweg. Kurzzeitig plante das Unternehmen fabfab in dem Bürokomplex ein Stoffcenter. Das Projekt scheiterte.
Jürgen Herres, Sprecher der Eigentümergemeinschaft IVG, bestätigt die Gespräche über die Immobilie und das grundsätzliche Interesse, an den Kreis oder alternativ die Stadt Schenefeld zu vermieten. Er verweist aber auch auf zahlreiche Hindernisse. So handelt es sich um ein sanierungsbedürftiges Gewerbeobjekt, das nicht für die Nutzung als Wohnraum gedacht war. Damit kommen zu den Sanierungskosten solche für den Umbau hinzu. Laut Herres wird derzeit geprüft, was für die Verkehrssicherung, für Brandschutz und die Trinkwasserversorgung nötig wäre und was das koste. Mit einem Ergebnis rechnet er in der kommenden Woche.
8400 Quadratmeter umfasst die Immobilie, von der etwa 5000 für die Unterbringung von Asylbewerbern geeignet wären. Bis zu 500 Menschen könnten hier untergebracht werden. Würde der Kreis in Schenefeld eine Erstaufnahmeeinrichtung installieren, würden keine weiteren Asylbewerber der Stadt zugeteilt werden. Damit wäre die jetzt auf der anderen Straßenseite für 230 Menschen geplante Unterkunft der Stadt unnötig. Entscheidet sich die Kreisverwaltung für einen der anderen Standorte, die derzeit geprüft werden, stünden die Schenefelder parat. Denn die Stadt ist selbst an der Immobilie interessiert und mit der IVG im Gespräch. Der Kreis prüft derweil unter anderem das Angebot der Regio-Kliniken, das ehemalige Krankenhaus in Uetersen mit 120 Betten sowie das Schwesternwohnheim in Wedel mit 80 Zimmern zu nutzen.