Pinneberg. Tierschützer sind alarmiert: Hundemafia ist auf auf Märkten im Pinneberger Umland aktiv. Käufer erwartet ein böses Erwachen.
Peter Dorendorf spricht leise. Er muss nicht brüllen. Hündin „Dinari“ hört auch so aufs Wort. Seit zehn Jahren sind der Pressesprecher des Pinneberger Tierschutzvereins und seine Rhodesian-Ridgeback-Gefährtin ein prima Team. Ein Zusammenspiel, das Erziehung voraussetzt. „Und ein gesundes Wesen des Hundes“ wie Dorendorf betont. Ihm bereitet ein wachsender Schwarzmarkt große Sorge. Dorendorf richtet sich mit dem drängenden Appell an Tierfreunde, illegalem Welpenhandel den Garaus zu machen. „Wir beobachten zunehmend, dass Tiere aus Autos und Transportern heraus verkauft werden.“ Das böse Erwachen folge für Käufer, die glauben, ein Schnäppchen gemacht zu haben, meist später. „Die Tiere haben oft Darmkrankheiten und einen seelischen Knacks.“ Eine Erziehung, wie „Dinari“ sie genossen hat, ist vor diesem Hintergrund häufig unmöglich. Probleme im Alltag seien die Folge für Halter, die aus dem Auto heraus gekauft hätten.
Das bestätigt Brigitte Meier, die im November für den Vorsitz des Tierschutzvereins kandidieren wird. Auch im Pinneberger Umland seien immer häufiger Lieferwagen vollen junger Hunde zu beobachten. Etwa auf Flohmärkten. „Diese Tiere kommen meist aus osteuropäischen Nachbarländern, wo Massenzucht betrieben wird“, erklärt Dorendorf. Die Welpen würden viel zu früh von ihren Müttern getrennt. „Oft schon nach vier bis sechs statt nach acht bis zwölf Wochen.“ Den Hunden würde so die sogenannte Prägungsphase genommen. Folge: Verhaltensstörungen.
Die Slowakei, Tschechien, Polen und Rumänien gelten als Länder, in denen kommerzielle Massenzüchter, die es aufs schnelle Geld abgesehen haben, ihr Unwesen treiben. „Die Hündinnen werden als Gebärmaschinen missbraucht“, weiß Dorendorf. Vor allem Moderassen wie der Jack Russell oder der Retriever würden als Welpen auf dem deutschen Markt angeboten. Zu Preisen, die weit unter denen des regulären Markts lägen. Nicht selten stelle sich allerdings später heraus, dass die Hunde nicht gesund seien. Darmkrankheiten seien ein Problem, mit dem dann die Halter fertig werden müssten. Hohe Tierarztrechnungen inklusive.
Meier äußert Verständnis dafür, dass manch einer die Angebote der fahrenden Händler, bei denen junge Hunde schon mal für 50 Euro verramscht werden, auf den ersten Blick für reizvoll hält. Schließlich riefen vertrauenswürdige Verkäufer nicht selten mehr als 1000 Euro für einen Welpen auf. „Aber ein verantwortungsbewusster Verkäufer berät eben auch und klärt auf“, so die designierte Chefin des Tierschutzvereins.
Am Sonntag, 4. Oktober, ist Welttierschutztag. Aus diesem Anlass hat Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, gezielte Kon-trollen und härtere Strafen gegen die Hundemafia gefordert. Dorendorf und Meier setzen zudem auf wachsende Vernunft unter potenziellen Käufern. Von Spontankäufen auf Flohmärkten oder im Internet müsse unbedingt Abstand genommen werden. Ein Hund ist kein Handelsobjekt, lautet ihr Credo. Für Fragen ist der Pinneberger Tierschutzverein unter der Telefonnummer 04101/ 869 28 00 zu erreichen.