Elmshorn. Einzige Einrichtung im Kreis Pinneberg platzt in den Ferien wieder aus allen Nähten. Hohe Zahl an Aussetzungen bei Katzen
62 Tiere haben in den ersten drei Wochen der Sommerferien ihren Weg ins Elmshorner Tierheim gefunden. „Wir sind überfüllt“, bedauert Brigitte Maeder, Vorsitzende des Tierschutzvereins Elmshorn und Umgebung. Dieser betreibt die Einrichtung an der Justus-von-Liebig-Straße. 150 Katzen, 50 Kleintiere und 20 Hunde warten im einzigen Tierheim im Kreis Pinneberg auf neue Besitzer.
Die Vermittlung während der Sommermonate verläuft schleppend. „Die Leute sind entweder alle im Urlaub oder wollen noch in die Ferien fahren. Zu diesem Zeitpunkt denkt niemand daran, ein Tier aufzunehmen“, sagt Maeder. Die Konsequenz: Es kommen deutlich mehr Neuzugänge an, als Tiere die Einrichtung verlassen.
Besonders bei den Katzen ist die Lage dramatisch. „Wir bekommen es mit einer hohen Zahl von Welpen zu tun“, sagt die Vereinsvorsitzende. 32 Katzen sind seit Beginn der Sommerferien hinzugekommen, 17 davon Welpen. Die meisten von ihnen müssen erst einmal aufgepäppelt werden. Das übernehmen die Tierpflegerinnen auch nach Feierabend. Weil der Katzennachwuchs abends noch einmal gefüttert werden muss, bietet sich täglich ein ungewöhnliches Bild an der Justus-von-Liebig-Straße. „Jede Mitarbeiterin hat mindestens einen Korb mit Welpen dabei, die sie über Nacht mit nach Hause nimmt“, berichtet Maeder. Morgens kommen Mensch und Tier dann wieder in der Einrichtung an.
Mehr als 50 Welpen werden inzwischen an der Justus-von-Liebig-Straße betreut. Sie können ab einem Alter von drei Monaten vermittelt werden. „Wir erstellen für jedes Tier einen Steckbrief und achten bei der Vermittlung genau darauf, dass Tier und Mensch zusammenpassen“, so die Vereinsvorsitzende.
Wenn sie oder ihre Mitarbeiter glauben, dass die Chemie nicht passt, kommt keine Vermittlung zustande. Maeder: „Häufig gehen die Leute nur nach der Optik. Die wollen ein ganz bestimmtes Tier. Wenn es aber nicht in die Familie passt, geben wir es nicht dorthin. Würden wir es tun, wäre das Tier nach paar Tagen wieder bei uns.“
Aussetzungen gehören gerade in der Ferienzeit nach wie vor zum Alltag. Im Gegensatz zu früher sind darunter kaum noch Hunde. „Inzwischen ist die überwiegende Zahl der Hunde gechipt, sodass wir den Besitzer schnell identifizieren können.“ Seit Ferienbeginn landeten 15 Hunde im Tierheim. Bis auf einen konnten alle ihren Eigentümern zurückgegeben oder sie in neue Hände vermittelt werden.
Bei den Katzen und den Kleintieren ist die Zahl der Aussetzung weiterhin hoch. Die Tiere werden auf Parkplätzen „vergessen“ oder zunehmend auch über den Zaun des Tierheims geworfen. „Wir kommen morgens an, und dann läuft da auf dem Gelände eine Katze herum, die wir einfangen müssen“, beschreibt Maeder die Situation. Um Aussetzungen zu vermeiden, beteiligt sich das Tierheim an der bundesweiten Aktion „Nimmst du mein Tier, nehm’ ich dein Tier“, die es seit 21 Jahren gibt. „Die Resonanz ist gering. Pro Jahr sind es maximal zehn Leute, die sich bei uns melden“, bedauert Maeder.
Stark zugenommen hat die Zahl der Sicherstellungen. Immer häufiger landen Tiere bei Maeder und Co., wenn ihre Besitzer verstorben sind und es keine Angehörigen gibt oder diese keinen Wert auf das vierbeinige „Erbe“ legen. „Inzwischen sind ein Drittel der Tiere, die bei uns ankommen, Sicherstellungen.“ Gerade im Alter würden sich viele Menschen Tiere halten, um die Einsamkeit zu überwinden. Häufig werde dabei übersehen, dass die Lebenserwartung des neuen Hausbewohners deutlich höher ist als die des Hausbesitzers.