Quickborn/Schenefeld. Quickborn: Zehn Mitarbeiter sollen sich um Betreuung der Flüchtlinge kümmern. Schenefelds Migrationsbeauftragte bekommt Ganztagsstelle.
Die stetig steigende Zahl an Flüchtlingen stellt die kommunalen Verwaltungen vor personelle Probleme. Die Stadt Quickborn hat jetzt zehn Mitarbeiter aus allen Abteilungen zusammengezogen, die sich nur noch um die Unterbringung und Betreuung der 230 Flüchtlinge kümmern sollen, die Quickborn, Bönningstedt und Hasloh bislang zugewiesen sind. Auch die Stadt Schenefeld hat die Arbeitszeit des Migrationsbeauftragten aufgestockt.
„Wir haben die Flutkatastrophe im Jahr 1962 und die Schneekatastrophe 1978/79 bewältigt“, sagt Quickborns Bürgermeister Thomas Köppl. „Warum sollen wir nicht auch die Flüchtlingsproblematik meistern können?“ Damit das gelingt, hat der Verwaltungschef jetzt eine komplett neue Abteilung mit zehn Mitarbeitern geschaffen, die sich nur noch um die Schaffung und Akquirierung von Unterkünften, deren Belegung mit Asylbewerbern und Betreuungsfragen beschäftigen soll. „Das ist schon eine heftige Aufgabe, die wir besser bewältigen können, wenn wir unsere Kräfte bündeln“, sagt Köppl.
Neue Flüchtlingsabteilung im Rathaus
Die Bürger müssten sich aber darauf einstellen, dass andere Aufgaben und Dienstleistungen im Rathaus künftig nicht mehr so schnell bearbeitet werden könnten wie bisher. „Es wird längere Wartezeiten geben.“ Nicht nur das, auch die Kommunalpolitik ist von dieser Entscheidung betroffen. Die Abteilung Flüchtlinge in der Quickborner Verwaltung zieht in den Trakt im Rathaus, der bislang der Politik für Ausschuss- und Fraktionssitzungen zur Verfügung stand.
Dort werden die bislang bestuhlten Räume jetzt mit Schreibtischen ausgestattet und zu Sachbearbeiterplätzen umgestaltet. Die Quickborner Kommunalpolitik müsse jetzt die Räume in der Comeniusschule nutzen, erläutert Köppl. Dafür werde der Umzug der Spieliothek in die Schule bis auf weiteres verschoben.
Die neue Abteilung steht unter der Leitung von Wirtschaftsförderin Maren Rusch. Ihre bisherige Aufgabe wird nur noch halb besetzt sein. Die wesentliche Aufgabe der neuen Abteilung werde sein, zusätzlichen Wohnraum für Flüchtlinge zu akquirieren, kündigt Fachbereichsleiter Volker Dentzin an, der sich bislang federführend in der Verwaltung darum gekümmert hat. „Wir werden jetzt auch Hotels und Gewerbebetriebe ansprechen, ob sie Platz haben“, kündigt Dentzin an. „Es geht in erster Linie darum, dass diese Menschen erst einmal ein Dach über dem Kopf haben.“ Das sei bislang gut gelungen. Die Stadt habe etwa 30 Wohnungen angemietet und sechs Häuser und Wohnungen für diesen Zweck gekauft. Ob das angesichts der stark steigenden Flüchtlingszahlen weiterhin möglich ist, sei fraglich. Möglicherweise müsse Quickborn irgendwann wieder Container am AKN-Bahnhof Tanneneck aufstellen, wie dies in den 1990er-Jahren schon einmal der Fall war.
Ähnliche Probleme zeigen sich in Schenefeld, wo die Stelle des Migrationsbeauftragten von halb- auf ganztags erhöht wird. Auch der Bereich Wohnungswesen bekommt eine zusätzliche Stelle im Rathaus. Kostenpunkt: rund 90.000 Euro. Die Ratsmehrheit gab auch grünes Licht für den Bau einer Unterkunft für bis zu 230 Asylbewerber auf einer Gewerbefläche am Osterbrooksweg. Geschätzte Kosten hier: etwa 2,1 Millionen Euro.
Diese Entscheidungen haben Auswirkungen auf den Stellenplan, der sich auf 103 städtische Mitarbeiter erhöht, und den Haushalt. Der sieht trotz steigender Kosten für die Unterbringung der stetig steigenden Zahl an Flüchtlingen positiv aus. Schenefeld kann sich die Projekte ohne neue Schulden leisten. Möglich machen das Einsparungen und die Anhebung der Gewerbesteuer sowie eine hohe Steuernachzahlung eines Unternehmens.
Bürgermeisterin Christiane Küchenhof bedankte sich bei den Politikern für die schnellen Entscheidungen: „Wir leisten als Verwaltung derzeit große Anstrengungen. Dabei erfahren wir auch von der Politik viel Unterstützung. Das ist nicht selbstverständlich.“ Bürgervorsteherin Gudrun Bichowski bedankte sich ebenfalls – und zwar bei den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, die es erst möglich machten, dass sich Flüchtlinge in Schenefeld willkommen fühlen.
Wer einen Beitrag zur besseren Integration der Asylsuchenden leisten will, kann dies in der Schenefelder Stadtbücherei tun. Diese ist dem Ansturm auf Bücher und CDs zum Erlernen der Sprache nicht mehr gewachsen und sucht nach Bücherpaten, die eine Medienkombination (Buch und CD) für 20 Euro oder je eine für zehn Euro sponsern. Weitere Infos gibt’s beim Bücherei-Team am Timmermannsweg.