Elmshorn. Nordakademie und Elmshorner Unternehmen starten Pilotprojek t für Einstellungen. Betriebe und Azubis sollen zusammengebracht werden.

Passende Auszubildende für den Betrieb zu finden, wird in vielen Personalabteilungen eine immer größere Herausforderung. Seit Generationen in der Region verwurzelte Markenunternehmen haben es leichter und bekommen viele Bewerbungen. Bei kleineren Unternehmen bleiben Ausbildungsplätze nicht selten unbesetzt. Gemeinsam mit den Elmshorner Unternehmen Peter Kölln, Drei-D Direktwerbung und der Sparkasse Elmshorn hat die Nordakademie ein Pilotprojekt entwickelt, das Abhilfe verspricht. Ein neues Auswahlverfahren und die Möglichkeit, Unterlagen von Bewerbern an kleinere Betriebe weiterzugeben, sollen das Problem lösen.

„Ziel ist es, mit einem besonderen eignungsdiagnostischen Verfahren die optimale Personen-Job-Passung zu finden“, sagt Melanie Hachmann von der Unternehmens-PR der Firma Peter Kölln. Die junge Frau hat sich im dualen Studium an der Nordakademie intensiv mit Auswahlverfahren beschäftigt. Gemeinsam mit David Scheffer, Professor an der Nordakademie, hat sie zusätzlich zu den üblichen Vorstellungsgesprächen und Assessment-Centern einen Test entwickelt, um den geeigneten Bewerber herauszufiltern.

„Zahlreiche Stichproben zeigen, dass Schulnoten nicht in Korrelation zum späteren Erfolg im Beruf stehen“, sagt Scheffer. Ein Schüler, der in Mathe oder Deutsch nur ein Ungenügend vorzuweisen hat, könnte dennoch über Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Analyse-, Teamfähigkeit oder Einsatzbereitschaft verfügen, die im Job gefragt sind. Auch das Freizeitverhalten wird bewertet. Ehrenamtliche Tätigkeiten bringen Pluspunkte.

Die Testverfahren sind auf die speziellen Anforderungsprofile der Unternehmen abgestimmt. Der Bewerber erhält vom Unternehmen einen Zugangscode und kann den psychometrischen Test absolvieren. Die Reihe von Fragen, Aufgaben oder praktischen Arbeiten ermöglichen eine Beurteilung im Hinblick auf Persönlichkeit, Wissen, Befähigung oder Erfahrung. „So haben wir ein weiteres Instrument, um Bewerber einschätzen zu können und den Richtigen für uns zu finden“, sagt Stefan Geiser, Mitglied der Geschäftsleitung bei Peter Kölln. Ziel ist es, nicht die Besten, gemessen an Zensuren, sondern die Richtigen für den Betrieb zu finden.

„Das heißt nicht, dass Zensuren keine Rolle mehr spielen“, sagt Sascha Schäfer, Abteilungsleiter Personalmanagement der Sparkasse Elmshorn. „Unsere Auszubildenden sollen auch die Berufsschule erfolgreich abschließen.“ Jörg Probst, Geschäftsführer Drei-D Direktwerbung, vertritt die Ansicht, dass Schulnoten nicht alles bedeuten. In seinem Familienbetrieb mit 85 Mitarbeitern spielen Praktika eine wichtige Rolle, um die Talente der Bewerber kennenzulernen. Probst kann anders als bei der Sparkasse oder Peter Kölln nicht aus 100 bis 200 Bewerbern im Jahr auswählen. Der kleinere Betrieb und auch der Bewerber könnten davon profitieren, wenn mit dessen Zustimmung die Unterlagen an Drei-D Direktwerbung weitergeleitet würden.

Scheffer hofft, dass sich noch mehr dem Projekt anschließen: „Unternehmen verschiedener Größe sollen sich zusammenschließen, um den richtigen Bewerber mit dem passenden Unternehmen zusammenzuführen.“ Zudem wollen er und Melanie Hachmann in den kommenden Jahren wissenschaftliche Daten darüber erheben, wie erfolgreich die Matches auf Dauer waren.