Seestermühe. Etwa 200 Rettungskräfte aus dem Kreis Pinneberg trainieren den Katastrophenfall Sturmflut in der Seestermüher Marsch.

Einheiten der Feuerwehr und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) trainierten am Sonnabend in Seestermühe die Deichverteidigung im Falle einer Sturmflut. Fünf Stunden lang schulten ehrenamtliche Helfer der Feuerwehr Seestermühe, des Technischen Hilfswerks (THW) und des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz an acht verschiedenen Stationen im Deichvorland die Feuerwehrkräfte des Kreises Pinneberg. Insgesamt waren rund 200 Einsatzkräfte aus acht Wehren beteiligt. Passend zur Übung präsentierte sich das Wetter: Immer wieder gab es heftige Schauer.

Experten von THW und LKN zeigten, wie sich mit Hilfe von Sandsäcken, Vliesen, Reisigbündeln und Pfählen verhindert lässt, dass vom beschädigten Deich noch mehr Sand abgetragen wird. An anderen Stationen wurde ein Deichbruch und ein Loch im Deich simuliert. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hatte eine medizinische Einheit für den Katastrophenschutz aufgebaut und übte den Evakuierungsfall.

Kameraden der Seestermüher und Uetersener Feuerwehr üben das Verschließen des Deichs mit Stöpen
Kameraden der Seestermüher und Uetersener Feuerwehr üben das Verschließen des Deichs mit Stöpen © HA | Anne Dewitz

An anderer Stelle trainierten Kameraden, wie eine Stöpe – ein verschließbarer Deichdurchlass für einen Verkehrsweg – in der zweiten Deichlinie mit Holzbalken und Sandsäcken verschlossen wird, sollte der Landesschutzdeich zur Elbe hin brechen. „Sollte dies passieren, würde das Außendeichgelände mit zwei Häusern unter Wasser stehen“, sagt Andreas Rockel, Wehrführer in der Gemeinde Seestermühe. Zehn Menschen müssten evakuiert werden. „Das ist relativ überschaubar.“ Sobald es brenzlig wird, würden dann die Stöpen geschlossen werden. Lediglich die Hauptstöpe am Pinnausperrwerk bliebe für den Verkehr bis zum Schluss geöffnet. Mit den 45 Kameraden der Seestermühe Wehr übt er das Schließen der Stöpe jährlich. Doch im Ernstfall wären sie einfach zu wenige.

Die Übung für alle Einsatzkräfte im Kreis sei auch deswegen wichtig, weil im Falle eines Deichbruchs nicht nur die 1000-Seelen-Gemeinde betroffen wäre. „Tritt das Wasser in Pinnau und Krückau über die Ufer, wären auch Uetersen, Elmshorn und Pinneberg bedroht“, sagt Thorsten Rockel, Bürgermeister in Seestermühe. „Darum geht der Deich in Seestermühe alle was an.“

Geschult werden auch ehrenamtliche Helfer des THW und des Landesbetriebs für Küstenschutz (LKN) an acht verschiedenen Stationen werden zum Beispiel Sandsäcke befüllt
Geschult werden auch ehrenamtliche Helfer des THW und des Landesbetriebs für Küstenschutz (LKN) an acht verschiedenen Stationen werden zum Beispiel Sandsäcke befüllt © HA | Anne Dewitz

Das Technische Hilfswerk brachte die beim Elmshorner Ortsverband stationierte Sandsackbefüllmaschine in Stellung, mit der zeitgleich sechs Sandsäcke befüllt werden können, um Dämme und Wälle zu errichten oder beschädigte Stellen des Deiches auszubessern. Kreiswehrführer Frank Homrich zeichnete im Beisein der Seestermüher Wehrführung und des Bürgermeisters Thorsten Rockel die Seestermüher Firma E. A. Meinert Straßen- und Tiefbau als „Partner der Feuerwehr“ aus. Firmeninhaber Björn Meinert hatte unter anderem während der Deichverteidigungsübung das Firmengelände und einen Radlader zur Verfügung gestellt.

Oberdeichgraf Thies Kleinwort aus Neuendeich erläuterte an einer weiteren Station den Aufbau eines Deiches und erklärte, woran ein Deichbruch zu erkennen ist. Koordiniert wurden die Kräfte von der Technischen Einsatzleitung (TEL), die mit einem Einsatzleitwagen etwas abseits vom Geschehen stand. Im Realeinsatz würden sie auch Abstand wahren, um den Überblick zu behalten, Ruhe zu wahren und die Einsatzkräfte nicht zu behindern“, sagt Feuerwehr-Sprecher Michael Bunk.

Beobachtet wurden die Aktivitäten bei der Deichschutzübung von Mitgliedern des Führungsstabes des Kreises Pinneberg mit Landrat Oliver Stolz an der Spitze.