Barmstedt. Vergrämung der Gänse am Rantzauer See geglückt. Kaum noch Blaualgen auch wegen Frischwasser und Schwanansiedlung.

Der Einsatz hat sich gelohnt. Seit Februar verscheucht Barmstedts Erster Stadtrat Ernst-Reimer Saß mit einem Motorboot die kanadischen Graugänse auf dem Rantzauer See. Anfangs raste er fünf Mal am Tag mit dem 15 PS starken Boot auf eine Gänseschar zu, wenn die sich auf dem See ausruhen wollte. „Da bin ich zu jeder Tageszeit auf dem See gewesen“, erzählt Saß über sein Projekt, die Gänse zu vergrämen. Von frühmorgens um 4 Uhr bis spätabends 22 Uhr sei er in das Boot gestiegen.

Inzwischen reiche es aus, wenn er dreimal in der Woche die Gänse aufscheuche. Denn die Vögel, die im vorigen Sommer zu Hunderten den See bevölkerten, trauten sich jetzt nur noch vereinzelt auf das Wasser. „Die meisten haben sich jetzt ein anderes Revier gesucht, weil sie hier ständig unter Stress stehen und keine Ruhe finden“, sagt Saß über den Erfolg seines Einsatzes.

Die Vergrämung der Gänse ist bei Saß Chefsache
Die Vergrämung der Gänse ist bei Saß Chefsache © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Der Grund für diese ungewöhnliche Vertreibungsaktion ist die starke Blaualgenbildung, die im vergangenen Sommer das Baden im Rantzauer See wochenlang unmöglich machte. Die vielen kanadischen Graugänse sorgten mit ihrem Kot für einen immer stärkeren Nährstoffeintrag, der dann die gesundheitsgefährdenden Blaualgen blühen ließ. Ein im Mai 2014 fertig gestelltes Gutachten kam zu dem Schluss, dass die seinerzeit bis zu 500 Gänse, die am See brüteten, fast ausschließlich für den hohen Phosphoranteil im Wasser verantwortlich seien. Zwischen zwölf und 31 Kilogramm Phosphor würden die Gänse pro Jahr über ihren Kot in den See einbringen, so das Gutachten. „Der Phosphoreintrag über den Kot der Gänse ist die Hauptursache für die Eutrophierung des Sees“, also die Überdüngung, stellten die Gutachter fest. „Ohne eine deutliche Verringerung des Gänsebestandes ist eine Verbesserung der Wasserqualität nicht erreichbar.“

Diese Analyse mit dem Hinweis, dass eine Vergrämung der Gänse vor Ort entwickelt werden müsste, nahm sich Stadtrat Saß zu Herzen. Im Frühjahr ließ er am Seeufer mehrere erklärende Warnschilder aufstellen, dass die Besucher die Enten nicht mehr füttern sollen, um auch diesen Nährstoffeintrag zu vermindern. Die Stadtwerke pumpten zudem mehrere Millionen Liter Frischwasser in den See, um auch so den Nährstoffanteil zu verringern. Und für die Vertreibung der Gänse schafften die Stadtwerke für etwa 1500 Euro das kleine Motorboot an, mit dem Saß nun unermüdlich auf Gänsejagd geht.

Anfangs waren es zwei Schwäne, nun wird das Weibchen vermisst
Anfangs waren es zwei Schwäne, nun wird das Weibchen vermisst © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Aber dabei allein wollte es der rührige Stadtrat nicht belassen. Im Juni setzte er ein Schwanen-Pärchen auf dem See aus, das er sich von einer Wildtierstation in Niedersachsen besorgt hatte. Auf diese Idee hatte ihn Olaf Nieß gebracht, der die Schwäne auf der Hamburger Alster betreut. Schwäne seien die natürlichen Feinde der Gänse und würden vor allem in der Brutzeit aggressiv ihr Revier verteidigen, hat Saß da erfahren. Und tatsächlich habe die Anwesenheit der Schwäne entscheidend mit dazu beigetragen, dass die Gänse nun vermehrt wegbleiben.

Saß ist zufrieden. „Das Wasser ist so klar wie seit zehn Jahren nicht mehr“, sagt er. Damals gab es schon einmal ein Problem mit dem hohen Nährstoffanteil im Rantzauer See, der dann reguliert werden konnte, indem der Zulauf von der Krückau geschlossen wurde. Werkleiter Fred Freyermuth sagt dazu: „Die Blaualgen sind nicht ganz weg, aber nicht mehr im Badebereich.“ Das Freibad musste in diesem Sommer nicht einmal geschlossen werden. Die regelmäßigen Wasserproben des Kreises hätten ständig eine gute Wasserqualität bescheinigt. „Wenn das so bleibt, sind wir zufrieden.“

Nur ein Problem müssen die Gänse-Bekämpfer des Rantzauer Sees noch lösen. Das Schwanenweibchen ist spurlos verschwunden. Saß hat bis Elmshorn die Krückau abgesucht und es nicht gefunden. „Wir werden uns jetzt um ein neues Weibchen kümmern, damit die Schwäne auch brüten können.“