Super Badewetter, aber das Strandbad am Rantzauer See hat seine Pforten wegen Blaualgenalarms erneut geschlossen. Wann dort wieder geplantscht werden kann, ist unklar. Die Lage wird täglich aufs neue bewertet
Barmstedt. 27 Grad Lufttemperatur, das Wasser hat 24 Grad: Ideale Bedingungen, um sich im kühlen Nass zu erfrischen. Das hatten am Donnerstag auch Sabine Vollstedt und Tochter Michelle aus Bokholt-Hanredder vor. Doch beim Naturbad am Rantzauer See in Barmstedt standen sie vor verschlossenen Türen. Wegen Blaualgenalarms haben die Stadtwerke Barmstedt das Freibad bereit seit Dienstag dicht gemacht. „Es liegt ein dichter Algenteppich auf dem See. Da kann niemand baden“, sagte Stadtwerkesprecherin Sabrina Klänhammer.
Sabine und Michelle Vollstedt war dies nicht bekannt. Die Bokholt-Hanredderin kann die Vorsichtsmaßnahmen verstehen: „Vor allem die Kinder sind nicht vom Wasser fernzuhalten. Natürlich ist es schade, aber es ist die richtige Entscheidung, zu warten, bis alle Probleme beseitigt sind.“ Und weil Töchterchen Michelle unbedingt baden gehen wollte, fuhr die Familie weiter ins Freibad nach Elmshorn.
Ob Sabine und Michelle Vollstedt in den nächsten Tagen in Barmstedt baden gehen können, ist unklar. „Der gesamte Einstiegs- und Nichtschwimmer-Bereich ist derzeit von Blaualgen betroffen. Jeden Morgen gegen 8 Uhr entscheidet jetzt unser Schwimmmeister aufs Neue, ob das Strandbad geöffnet werden kann oder nicht“, sagt Sprecherin Klänhammer.
Die Blaualgen-Problematik war Anfang des Jahres Gegenstand vieler politischer Debatten. Zunächst erklärte Werkleiter Fred Freyermuth rigoros, dass er in diesem Jahr das Freibad nicht öffnen würde. Bereits im vergangenen Sommer habe das Bad ständig wegen der vielen Blaualgen geschlossen bleiben müssen. Dieses Hin und Her sei weder den Badegästen noch seinen Mitarbeitern zuzumuten.
Doch diese Position wollten weder die Barmstedter Bevölkerung noch die Politiker akzeptieren. Eine Bürgerinitiative von Stammgästen um Janny Buhr und Heidemarie Griepentrog sammelte 722 Unterschriften, damit das Freibad doch noch geöffnet wird. „Die Leute haben uns die Zettel förmlich aus der Hand gerissen.“ Auch die politischen Gremien forderten den Werkleiter auf, das Bad zu öffnen, sofern die Qualität des Badewassers zumutbar sei. Als dann die Wasserproben durch den Kreis keine Auffälligkeiten aufwiesen, startete am 14. Juni die Badesaison. Nach einem Monat scheint sie nun schon wieder beendet zu sein.
Am Montag sei noch alles in Ordnung gewesen, sagt Stadtwerkesprecherin Klänhammer. Das änderte sich dann schlagartig am Dienstagmorgen. Den Blaualgenteppich mechanisch vom Uferrand mit Booten in die Mitte des Sees zu schieben, sei nicht versucht worden, so die Sprecherin. „Das bringt auch nichts. Der Wind treibt die Blaualgen wieder ans Ufer.“
Als Hauptursache der vielen Blaualgen gelten die Wildgänse, die den Rantzauer See in den vergangenen Jahren immer mehr bevölkern. Ein Gutachten, das im Mai der Politik vorgestellt wurde, um die Badewasserqualität zu verbessern, hat dies bestätigt. Der Phosphoreintrag durch den Gänsekot sei viel zu hoch, heißt es in dem Gutachten weiter und es kommt zum Ergebnis: „Für die Badewasserqualität bedeutet dies, dass die Intensität der im Jahr 2013 aufgetretenen sommerlichen Blaualgenblüte zum Normalfall und die Badenutzung damit stark beeinträchtigt werden wird.“ Die Untersuchung habe gezeigt, „das die Kanadagänse als Hauptproblem anzusehen sind.
Der Phosphoreintrag über den Kot der beinahe ganzjährig dort brütenden Gänse führe zu einer Eutrophierung des Rantzauer Sees. „Die Folge des zu hohen Phosphoreintrages sind die beobachteten sommerlichen Blaualgenblüten. Um die Wasserqualität des Rantzauer Sees zu verbessern, ist eine deutliche Verringerung des Gänsebestandes daher zwingend notwendig.“
Die Verwaltung will nichts unversucht lassen, um doch noch ein Baden im See möglich zu machen. So sei im Juni ein Monitoring gestartet worden, dass den See zusätzlich zu den Proben des Kreises laufend nach Fremdstoffen untersuche, so Stadtsprecher Wolfgang Heins. Zudem sei der See in Barmstedt jetzt Teil eines Forschungsprojektes der TU Harburg, das mit einer neuen Lasertechnik die Behandlung von Wasser untersuchen will. Heins: „Wir hoffen, mit diesen Maßnahmen zu Ergebnissen zu kommen, die zukünftig ein wirkungsvolles Unterbinden der Blaualgenbildung ermöglichen.“
Laut Kreis-Sprecher Marc Trampe haben die Spezialisten des Kreises am 19. Mai und 16. Juni Wasserproben in Barmstedt genommen. „Es war alles in Ordnung.“ Die Juli-Probe sei am Montag erfolgt, die Ergebnisse stünden noch aus. „Auf Blaualgen können wir das Wasser nicht untersuchen“, so der Kreis-Sprecher. Gesucht werde nach coliformen Keimen, also etwa Salmonellen, Klebsiellen oder Enterobakterien, die das Immunsystem schädigen können.
„Blaualgen werden durch Sichtkontrollen festgestellt. Sie bilden sich sehr schnell, genauso schnell verschwinden sie wieder.“ Außer in Barmstedt habe es 2013 im Freibad Oberglinde Probleme mit Blaualgen gegeben. In diesem Jahr seien sie dort noch nicht festgestellt worden. Blaualgen sind giftig, sie lösen bei Berührungen Hautreizungen aus, bei Verschlucken können Übelkeit oder Erbrechen auftreten.