Rellingen. Gemeinde mietet leer stehendes Ladenlokal im Ortskern für Asylbewerber-Betreuung an. Vollzeitkraft über Diakonieverein angestellt.
Am heutigen Donnerstag, wenn sich die ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuer in Rellingen turnusgemäß treffen, kann Bürgermeisterin Anja Radtke mit einer Überraschung aufwarten: Die Gemeinde mietet ein leer stehendes Ladenlokal mitten im Ortskern an, das als Spendenlager, Büro der Ehrenamtslotsin Kerstin Riedel sowie als Treffpunkt der Helfer dienen soll. Diesen Beschluss fasste am Dienstagabend der Ausschuss für Senioren, Soziales und Kultur.
Zwei weitere Beschlüsse des Gremiums betreffen auch die Arbeit mit Flüchtlingen. Die Stundenzahl der Ehrenamtslotsin, die die Helfer im Umgang mit den Flüchtlingen schult, wird dank eines CDU-Antrags von 9,75 auf 15 Wochenstunden erhöht. Riedel hatte zuvor berichtet, angesichts gestiegener Asylbewerberzahlen und der immer größer werdenden Zahl an Helfern mit der Stundenzahl nicht mehr auszukommen.
Und spätestens zu Beginn des nächsten Jahres wird ein Sozialarbeiter die Asylbewerber in den Rellinger Unterkünften aufsuchen und beraten, etwa zum Ausländer- und Asylrecht und der Sozialgesetzgebung. Die Vollzeitkraft wird, ebenso wie auch Riedel, beim Diakonieverein Migration angestellt und auf der Basis eines Vertrages an die Gemeinde abgeordnet.
Diakonieverein verfügt über Fachpersonal
„Wir wollen die ehrenamtlichen Kräfte nicht ersetzen. Wir brauchen den Sozialarbeiter, weil dieser eine Arbeit macht, die von den Ehrenamtlichen nicht geleistet werden kann“, sagt Silke Mannstaedt, die Fachbereichsleiterin für Bürgerservice. Aktuell erledige der Diakonieverein mit Sitz in Pinneberg kreisweit die Flüchtlingsberatung. Der Vertrag mit dem Kreis sei jedoch gekündigt, sodass ab 2016 jede Gemeinde diese Aufgabe in Eigenregie erledigen müsse. Mannstaedt: „Unsere Unterkünfte werden größer, wir brauchen eine aufsuchende Arbeit in den Einrichtungen.“ Ansonsten werde es vermutlich zu Konflikten unter den Asylbewerbern kommen.
Die Idee, selbst eine Kraft einzustellen, habe die Gemeinde verworfen. „Der Diakonieverein verfügt über entsprechend ausgebildetes Fachpersonal und die Netzwerke, wir müssten das alles selbst aufbauen.“ Pro Jahr kommen Kosten in Höhe von etwa 65.000 Euro auf die Gemeinde zu – 11.000 Euro mehr, als eine bei der Gemeinde angestellte Kraft kosten würde.
Die Gewerbefläche an der Bergstraße am Edeka-Komplex ist 180 Quadratmeter groß und besteht aus fünf Zimmern, Flur und WC. Sie wird auf dem Immobilienmarkt für 1350 Euro monatlich angeboten. Die Gemeinde muss nur Mietkosten von 500 Euro zuzüglich 250 Euro Nebenkosten zahlen.
Dort soll das Spendenlager, das vor Kurzem vom Rathaus in einen Schuppen an der Ahornstraße ausgelagert werden musste, Platz finden. Die Helfer sollen sich dort auch treffen und geschult werden. Die Miete beträgt inklusive Mehrwertsteuer 10.000 Euro pro Jahr. Ein Teil wird aus der Integrationspauschale finanziert, die das Land pro Flüchtling an alle Gemeinden zahlt.