Klein Nordende. Holmer ist mit seinen Burenziegen landesweit für den Landschafts- und Naturschutz tätig, derzeit auch im Geotop Liether Kalkgrube.

Sie arbeiten hart und meckern wenig. Unempfindlich gegen Dornen knabbern sich die genügsamen Burenziegen selbst durch Brombeerdickicht. Und das Beste: Dabei riechen die braun-weißen Tiere viel weniger intensiv als ihre Artgenossen in Streichelzoos. Die idealen Landschaftsgärtner also, die Marc Christians aus Holm sich da zugelegt hat.

500 Tiere umfasst seine Herde. Ursprünglich stammen die Burenziegen aus Südafrika. Marc Christians hat seine Exemplare allerdings aus Bayern importiert. „Vor zehn Jahren habe ich die ersten 20 Ziegen von einem Bekannten dort gekauft“, sagt der 46-Jährige. Der Grund: Er sei zu faul gewesen, auf seinem 3000 Quadratmeter großen Grundstück Rasen zu mähen. Mittlerweile betreibt er nach eigenen Aussagen die größte zusammenhängende Burenziegenherde in Europa, die im Naturschutz eingesetzt werde. Und er plant, seinen Bestand demnächst noch weiter aufzustocken.

Als Laubfresser sind Burenziegen in der Lage, bis zu 1,80 Meter hohe Sträucher zu verbeißen
Als Laubfresser sind Burenziegen in der Lage, bis zu 1,80 Meter hohe Sträucher zu verbeißen © HA | Anne Dewitz

Die Effektivität seiner exotischen Wiederkäuer sprach sich schnell herum. Zunächst privat auf verwilderten Baugrundstücken im Einsatz, wurden Behörden, Landesforsten und Naturschutzorganisationen auf Marc Christians und seine vierbeinigen Landschaftspfleger aufmerksam. Denn als Laubfresser sind Burenziegen in der Lage, Sträucher bis zu eine Höhe von 1,80 Metern zu verbeißen, wenn sie sich auf ihre Hinterbeine stellen. Dabei sind sie nicht wählerisch, vertilgen Birken, Weiden, Traubenkirschen und sind sogar unempfindlich gegen das giftige Jakobskreuzkraut.

Derzeit sind 60 Böcke auch im Naturschutzgebiet Liether Kalkgrube in Klein Nordende versuchsweise im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Pinneberg unterwegs, um den immer wieder ausschlagenden jungen Birken und anderem Gehölz etwas entgegenzusetzen und die Kraut- und Grasflur nachhaltig abzuweiden, damit licht- und wärmebedürftige Blütenpflanzen wieder eine Chance haben und wichtige geologische Aufschlüsse sichtbar bleiben.

Was der Einsatz seiner Ziegen kostet, verrät Christians nicht. Bislang hatten Mitarbeiter des Schäferhofes in Appen das zum Teil unwegsame Gelände mithilfe von Motorsensen gepflegt. „Sie können das aber nicht mehr leisten“, sagt Roland Vinx, Schutzgebietsbeauftragter des NSG Liether Kalkgrube. Nun durchstreifen die vierbeinigen Kletterkünstler das Gebüsch oder steigen in den steilen Böschungsabschnitten herum: „Für die Besucher – wir schätzen ihre Zahl auf 10.000 jedes Jahr – ist das eine zusätzliche Attraktion.“ Er appelliert an Zaungäste, die Ziegen nicht zu füttern.

Einsatz ist auf sieben Wochen begrenzt

Zunächst sei es ein Versuch, der auf sieben Wochen begrenzt ist, so Roland Vinx. Seine Bilanz fällt bereits nach drei Wochen positiv aus: „Auf dem eingezäunten Areal, das die Ziegen beweiden, haben sie ganze Arbeit geleistet. An vielen Stellen sind die Birken und Brombeersträucher verschwunden.“ Damit das auch dauerhaft so bleibt, müssten die Burenböcke im nächsten Jahr wiederkommen. Und auch an anderen Stellen im 16 Hektar großen Naturschutzgebiet könnten sie seiner Meinung nach gut zum Einsatz kommen. Nur die wilden Orchideen, die an einigen Standorten wachsen, gilt es vor den Ziegen zu schützen.

Christians Burenziegen waren auch schon im Tävsmoor am Flughafen Heist, in den Holmer Sandbergen oder den Grünbrücken bei Bad Segeberg im Einsatz. Sein größter Auftraggeber ist die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. So ist er unter anderem im Naturschutzgebiet Nordoer Heide bei Itzehoe auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz unterwegs. Dort ist er in das Langzeitprojekt „Life-Aurinia“, das von der EU finanziell mitgetragen wird, eingebunden. Dieses hat zum Ziel, den europaweit geschützten Goldenen Scheckenfalter wieder anzusiedeln. Teufelsabriss ist seine Hauptnahrungsquelle. Damit die Pflanze wachsen kann, müssen Gehölze, die alles überwuchern, erstmal weichen. Ein Fall für Marc Christians und seine handzahme Eingreiftruppe, die dort 158 Tiere umfasst.

Je nach Auftragslage ist der Einsatz einer Ziege nach einem oder zwei Jahren beendet. Dann lässt Marc Christians sie schlachten. Die Mett- und Leberwurst vertreibt er direkt. Mit dem Fleisch beliefert er auch das Natur-Genuss-Festival Schleswig-Holstein der Stiftung Naturschutz.

Am Tag des Geotops am Sonntag, 20. September, bieten Geologen von 10 bis 13 Uhr jede halbe Stunde kostenlose einstündige Führungen im Naturschutzgebiet und geologischen Naturdenkmal Liether Kalkgrube in Klein Nordende an. Anmeldungen sind nicht nötig. Zudem wird eine geführte Radtour im Bereich des Elmshorner Salzstocks (Liether Moor) angeboten. Los geht es um 10.30 Uhr am Eingang zur Kalkgrube.