Tornesch. Bürger machten schon viele Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation. Eine Beteiligung ist noch bis zum 14. September möglich.

Das Interesse der Tornescher an der Entwicklung ihrer Stadt ist groß. Zwar findet sich auf der Website der Verwaltung erst seit wenigen Tagen der Aufruf, dass die Bürger Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation machen können. Er habe aber schon einige Anrufe bekommen, sagt Stadtplaner Rainer Lutz.

Es ist an der Zeit, die Entwicklung von Auto-, Fußgänger-, Fahrrad- und öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) in der 13.000-Einwohner-Stadt zu überdenken. Denn 1000 neue Wohneinheiten sollen in den kommenden Jahren geschaffen werden. Zudem ist Tornesch für Gewerbetreibende attraktiv. Im Businesspark an der A 23 sind fast alle Flächen vergeben.

Deswegen hat die Politik einen Verkehrsentwicklungsplan bei der Wasser- und Verkehrs-Kontor GmbH mit Sitz in Neumünster in Auftrag gegeben. Die Arbeit begann im Frühjahr 2013. Im Dezember 2014 wurde erstmals im Bauausschuss über das 77-seitige Papier diskutiert. Es ist über die Website der Stadt (www.tornesch.de) einsehbar. Bis zum 14. September müssen die schriftlichen Stellungnahmen der Bürger eingegangen sein.

Für die meistbefahrene Kreuzung in Tornesch, dem Verkehrsknotenpunkt Friedrichstraße, Ahrenloher Straße und Esinger Straße haben die Gutachter einen aus der Sicht von Lutz praktikablen Vorschlag gefunden. Sie favorisieren den Bau einer Rechtsabbiegespur von der Esinger Straße in die Ahrenloher Straße. „Sieben bis acht Fahrzeuge könnten so zusätzlich die Kreuzung passieren“, sagt der oberste Tornescher Planer. Dies sei „bei dieser schwierigen Verkehrssituation“ eine wichtige Veränderung.

Experten schlagen Bau einer zweiten Rampe vor

Die Experten machen Verbesserungsbedarf beim ÖPNV aus. Zusätzliche Parkplätze für Pkw sowie Stellplätze für Fahrräder müssten im Bereich des Bahnhofes geschaffen werden. Dies ist teilweise schon umgesetzt worden beziehungsweise es gibt dazu Ideen. Damit sich weniger Staus bei der Auffahrt auf die A 23 in Richtung Hamburg bilden, schlagen sie eine zweite Rampe auf der südlichen Seite der Ahrenloher Straße für die aus Uetersen kommenden Verkehrsteilnehmer vor. Ein guter Vorschlag, so Lutz. Die Mittel würden aus Berlin kommen, Kiel müsste über die Vergabe entscheiden. Nichts Neues fällt den Gutachtern zum Nadelöhr Bahnübergang Pinneberger Straße Richtung Prisdorf ein. Nur ein Tunnel könne Abhilfe schaffen, doch die Landesregierung hat bereits abgelehnt.

Nicht in den Entwicklungsplan aufgenommen wurde der politisch gewollte, aber in Teilen der Tornescher Bevölkerung umstrittene Aus- und Neubau der Kreisstraße 22. Der sei von den Gutachtern „immer mitgedacht worden“, so Lutz. Nur könne er erst aufgenommen werden, wenn der K 22-Planfeststellungsbeschluss vorliege.

CDU will sich der Themen ÖPNV und Fahrrad annehmen

Kritisch sieht der CDU-Fraktionsvorsitzende Christopher Radon den Ansatz des Verkehrsentwicklungsplanes. Er fordert „zukunftsorientierte Gedanken“, die über den angelegten begrenzten Zeithorizont hinaus gingen. Die Christdemokraten wollen sich besonders der Themen ÖPNV und Fahrrad annehmen. So ist es für Radon dringend notwendig, in den Stoßzeiten eine Schnellbuslinie vom Uetersener Buttermarkt zum Tornescher Bahnhof einzurichten, die weiter in den Businesspark fahren sollte. Die Ankunfts- und Abfahrtszeiten müsste mit denen der Bahn abgestimmt sein. Und das Radeln sollte attraktiver gemacht werden, erklärt der Fraktionschef.

Der SPD-Ortsvorsitzende Manfred Mörker verweist auf eine Umfrage, die über das Parteiblatt „Unser Tornesch“ gemacht wurde. 93 Einsender hätten beschrieben, wie sie sich die Zukunft der Stadt vorstellen. Gefordert wurden etwa verkehrsberuhigte Zonen, eine stärkere Tempoüberwachung und eine Umgehungsstraße. Parteiintern beschäftige man sich derzeit mit den Vorschlägen, werde sie bewerten und in die weitere Diskussion einbringen, so sie sich mit den Vorstellungen der Sozialdemokraten decken, sagt Mörker.

„Wir hatten uns ,Aha-Effekte’ erwartet“, kritisiert der FDP-Fraktionsvorsitzende Gunnar Werner den Plan. Stattdessen seien viele fromme Wünsche aufgelistet worden, die viel Geld kosten würden. Inhaltlich setzen die Liberalen vor allem auf eine Entlastung vom Auto- und Lkw-Verkehr. Sie favorisieren den von der Interessengemeinschaft (IG) Südtangente vorgeschlagenen und deutlich weiter vom Stadtkern entfernten Trassenverlauf für die K 22.