Pinneberg. Nah SH verspricht, Nachbesserungen zu prüfen. Mehr Zughalte in Pinneberg und Tornesch gefordert. Züge verspätet und überfüllt.

Fünf Monate nach dem Fahrplanwechsel, mit dem Pinneberg fast komplett vom schnellen Regionalzugverkehr abgekoppelt wurde, ist der Unmut unter Pendlern groß. 80 Besucher kamen jetzt ins Rathaus der Stadt, um sich über die fehlenden Halte der Regionalexpresszüge und die Unzulänglichkeiten bei der Nordbahn, die seit Dezember zwei Regionalbahnlinien betreibt, zu beschweren.

Viele Besucher, darunter auch Vertreter der Tornescher Initiative „Dorfbahnhof – Nein Danke“, nutzten die Gelegenheit, sich ihren Frust von der Seele zu reden. Die Bandbreite der Kritikpunkte ist vielfältig: Die Pendler fordern nicht nur zusätzliche Abfahrten von Pinneberg aus in Richtung Hamburg und umsteigefrei nach Kiel beziehungsweise Flensburg. Die Züge, die in Pinneberg halten, seien verspätet und derart überfüllt, dass die Türen gar nicht geöffnet werden. Durch die Änderung der gewohnten Taktzeiten passen Anschlüsse zu Bus und anderen Bahnen nicht mehr, was zu Wartezeiten führt. Wer nach Kiel fährt, kommt von Pinneberg aus bis auf wenige Randzeiten nicht mehr ohne Umsteigen dorthin. Beim Zugwechsel in Elmshorn ergeben sich ebenfalls lange Wartezeiten.

„Für uns war das alte System am Ende“

Viele Pendler haben resigniert, weichen auf Auto oder S-Bahn aus. „Wir sind gezwungen, doppelt so lange Fahrtzeiten in Kauf zu nehmen, weil es kein Angebot mehr gibt“. Die meistgestellte Frage des Abends: Warum hat die zuständige Nah SH überhaupt derart in den Fahrplan eingegriffen? „Für uns war das alte System am Ende“, sagt Bernhard Wewers, Chef von Nah SH. Das neue Konzept beinhalte eine Trennung der Verkehre. „Wir sehen darin mehr Vor- als Nachteile, sie hier in Pinneberg müssen ein Stück weit mit den Nachteilen leben.“ Es sei bundesweit Standard, dass schnelle Züge vor Erreichen des Endhaltepunktes in einer Region nur einmal stoppen und dann durchfahren. Man habe sich für Elmshorn als Halt entschieden, weil es dort keine S-Bahn als Alternative gebe.

Für die Kurzstrecke sei die Nordbahn an den Start gegangen. „Auf diese Weise können wir 30 Prozent mehr Sitzplätze anbieten“, so Wewers. Bei der Nordbahn habe es Anlaufschwierigkeiten gegeben. Diese seien aus Sicht von Nah SH behoben. Das bestätigt Nis Nissen, Geschäftsführer des Verkehrsunternehmens. „Wir hatten Probleme mit Klimaanlagen und mit Türöffnungen, die haben wir weitestgehend in den Griff bekommen.“ Nissen räumte auch ein, dass seine Mitarbeiter („Wir haben 40 neue Zugführer einstellen und schulen müssen“) anfänglich den technisch anspruchsvollen Kupplungsprozess nicht richtig beherrscht hätten. Dadurch sei es in Elmshorn, wo die Züge geteilt beziehungsweise zusammengefügt werden, zu Problemen mit Auswirkungen auf den gesamten Betrieb gekommen. Die letzten Fahrzeuge seien verspätet erst im April ausgeliefert worden, seitdem laufe alles normal.

Neuer Fuhrpark sollte bereits Ende 2013 betriebsbereit sein

Probleme mit bestellten Fahrzeugen hat auch die DB Regio, die die Regionalexpresslinien bedient. „Wir hoffen, dass die Fahrzeuge bis Dezember 2016 ausgeliefert werden“, sagte Robert Guggenberger von der DB Regio. Mit dem neuen Fuhrpark, der eigentlich Ende 2013 betriebsbereit sein sollte, könnten höhere Geschwindigkeiten erzielt und zusätzliche Halte in Pinneberg möglich werden. Bis dies soweit ist, prüft die Nah SH, ob als Nachbesserung weitere Nordbahn- und Regionalexpresszüge in Pinneberg und Tornesch halten können.

„Änderungen sind nur zum Fahrplanwechsel im Dezember möglich“, so Wewers. Erste Resultate würden Mitte Juni, wenn Verkehrsminister Reinhard Meyer nach Tornesch kommt, vorliegen. Zusätzliche Züge seien nicht möglich, so Wewers. „Die Strecke zwischen Pinneberg und Elmshorn mit einem Gleis pro Richtung ist der größte Engpass in Schleswig-Holstein.“