Wedel. Wedeler Politiker ringen um Zusage für Reservierung eines Filetgrundstücks. Klage gegen angrenzendes Wohngebiet in Hamburg geplant.
Es sah aus, als hätte Niels Schmidt auf eine Zitrone gebissen. Die Entscheidung einer Mehrheit in der Ratsversammlung schmeckte dem sonst so gelassenen Wedeler Verwaltungschef gar nicht. Grund für seine Verärgerung war der Beschluss von Grünen, SPD, WSI und Linken gegen die Stimmen von CDU, FDP und einer Grünen, eine für den nicht-öffentlichen Teil vorgesehene Entscheidung in Sachen Businesspark zu verschieben.
Laut Abendblatt-Informationen ging es dabei um die Reservierung eines Filetgrundstücks für einen Investor. Auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern angrenzend an das Kraftwerk und mit Lage direkt an der Elbe plant dieser fünf Gebäude zu errichten. Das größte wäre bis zu sieben Etagen hoch. Insgesamt würden so 10.000 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen. Laut Angaben des Investors gebe es bereits einen Ankermieter, ein Unternehmen aus Wedel, das einziehen möchte. Weitere sollen folgen, auch Start-Up-Firmen gehören zur potenziellen Zielgruppe.
Sorge vor fehlenden Einnahmen
Die Pläne hatte der beauftragte Wedeler Architekt den Kommunalpolitikern bereits vorgestellt. Sie hatten das Projekt begrüßt. Was nun einige Fraktionen, angeführt von den Linken, nicht begrüßten, war die Aussicht auf fehlende Einnahmen. Denn die Reservierung sollte den Investor zwar eine Anzahlung kosten, die dann aber bei Vertragsabschluss vom Kaufpreis abgezogen worden wäre.
Detlef Murphy, Ratsmitglied für die Linken, leuchtete nicht ein, warum dieser Service den Investor nicht auch etwas kostet. Er verwies auf ein Beispiel aus Kiel, wo eine Bearbeitungsgebühr von zwei Prozent erhoben würde. „Wie können wir angesichts der prekären Finanzlage Wedels über diesen Einzelfall entscheiden, ohne je grundsätzlich und öffentlich über dieses Thema debattiert zu haben?“, fragte er und rechnete vor, dass die Stadt damit auf Einnahmen verzichte. Würde man dem Kieler Beispiel folgen, könnte in diesem Fall ein fünfstelliger Betrag in Wedels Stadtkasse fließen. „Damit könnte man beispielsweise die Familienbildung, die angesichts der Kürzungen um ihre Existenz bangt, fünf Jahre lang aufrechterhalten“, so Murphy.
Bürgermeister für zeitnahe Entscheidung
CDU-Fraktionschef Michael Kissig hielt Murphy entgegen: „Ich kann das nicht nachvollziehen. Die Stadt wird nicht auf Einnahmen verzichten, sondern welche damit generieren.“
Schmidt appellierte eindringlich, die Entscheidung keinesfalls zu vertagen. „Bei einer Verschiebung könnte dieses Projekt an Wedel vorbeigehen. Ich kann davon nur dringend abraten“, warnte er. „Wedel hatte bisher den Ruf einer wirtschaftsfreundlichen Stadt, den sie dadurch gefährden.“
Klar ist, dass der Architekt bei der Vorstellung der Pläne auf eine schnelle Realisierung gedrängt hatte. Denn das bereitstehende Wedeler Unternehmen platze aus allen Nähten und braucht schnell eine Raumlösung, die es in den geplanten Neubauten gebe. Bei einem Bodenwert von 120 Euro je Quadratmeter könnte Wedel am Verkauf dieses Grundstückes mindestens 1,2 Millionen Euro verdienen. Da es sich um ein Filetgrundstück handelt, dürfte der Verkaufswert deutlich darüber liegen.
„Seit einem Jahr wartet der Investor schon. Warum sollte er wegen ein paar Wochen mehr abspringen?“, gab Olaf Wuttke von den Grünen zu bedenken. Bislang gibt es noch keinen gültigen Bebauungsplan. Zudem will Wedel gegen Hamburg klagen. Denn die Rissener haben an der Grenze zum Wedeler Businesspark einen Bebauungsplan für ein Wohngebiet aufgestellt, der den Wedeler Interessen in Sachen Gewerbegebiet entgegen steht.