Quickborn. Im Mehrgenerationshaus der Genossenschaft Quick Borns mit insgesamt 27 Wohnungen leben 42 Bewohner unterschiedlichsten Alters zusammen.

Sie haben sich ihren Traum von einem gemeinschaftlichen Wohnen mit mehreren Generationen unter einem Dach verwirklicht: Jetzt, da alle 27 Wohnungen belegt sind und die meisten der 42 Bewohner schon länger als ein Jahr zusammenleben, hat die Genossenschaft Quick Borns ihr 4,2-Millionen-Euro-Projekt am Quickborner Amselweg offiziell eingeweiht. Ihr Mehrgenerationenhaus auf vier Etagen war das erste dieser Art im Kreis Pinneberg, sagt Quickborns Stadtplanerin Renate Hegemann, die maßgeblichen Anteil am Entstehen dieses Projektes hat.

So hatte ihre großanlegte Umfrage bei 2000 von 9000 Haushalten Quickborns im Jahr 2007 ergeben, dass für die steigende Zahl alter Menschen in der Stadt zu wenige Angebote vorhanden seien. „Quickborn fehlen generationsübergreifende Wohnformen“, fasst Renate Hegemann den damaligen Wunsch der meisten Befragten zusammen. „Viele möchten auch im Alter lieber selbstbestimmt als in einem Heim leben.“

Stadtplanerin Renate Hegemann
Stadtplanerin Renate Hegemann © HA | Burkhard Fuchs

Daraus entwickelte sich dann im Jahr 2009 eine Gruppe von Quickborner Senioren, die sehr daran interessiert war, ihr eigenes Wunschhaus für das Alter zu planen und zu bauen. Mit der Stadtplanerin Hegemann und der Projektentwicklerin Jasna Hamidovic-Baumgarten aus Kiel, die schon mehrere solche Projekte in Schleswig-Holstein begleitet und realisiert hatte, holte sie sich zwei Fachfrauen an die Seite.

Über Presseveröffentlichungen wuchs die Gruppe schnell, die dann im Dezember 2010 die Genossenschaft Quick Borns ins Leben rief.

Diese erwarb dann von der Stadt ein 30 Jahre langes brach liegendes 5200 Quadratmeter großes Grundstück am Amselweg und beauftragte den Schweriner Architekten Gottreich Albrecht, auf dem etwas verwinkelten Areal ein T-förmiges Gebäude mit 27 Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen in der Größe von 55 bis 90 Quadratmetern zu errichten.

Ein Teil der Wohnungen sollte sozial gebunden, ein Teil frei finanziert sein, sodass die Kaltmiete zwischen 5,40 und 7,40 Euro je Quadratmeter Wohnfläche variiert. Die teuerste Wohnung hat das Ehepaar Heike, 67, und Holger Wollgast, 68, das jetzt etwa 1000 Euro monatlich warm mit allen Nebenkosten zahlt, wie Wollgast sagt und schwärmt: „Wir genießen das Leben hier. Es ist eine tolle Gemeinschaft.“

Weil sie fast fünf Jahre lang sich alle zwei Wochen zur Besprechung trafen und neben der Organisation und Finanzierung auch den Zuschnitt der Wohnungen und später Wandfarben, Fliesen und sanitäre Anlagen nach ihren Wünschen aussuchten, kannten sich die zukünftigen Bewohner schon lange vor dem Einzug.

Und auch jetzt kommen die Genossenschaftsmitglieder, die mit einem durchschnittlichen Anteil von jeweils 27.000 Euro insgesamt 730.000 Euro der Finanzierung selber aufbrachten, einmal im Monat in einem großzügigen Gemeinschaftsraum zusammen, um wichtige Dinge zu besprechen.

Auch Jüngere sollten sich schon mit der alternativen Wohnform beschäftigen

„Aber wir machen auch Gartenarbeit zusammen, spielen und feiern zusammen“, erzählt Wollgast, dem das Einfamilienhaus mit seiner Frau zu groß wurde. „Jeder passt auf den anderen auf. Wenn man Hilfe braucht, kriegt man Hilfe“, sagt Angela Schuppe, 58, die nach dem Tod ihres Mannes und dem Beginn des Studiums der Tochter in Münster nicht mehr allein in dem Einfamilienhaus leben wollte. Hier habe sie jetzt jemanden, der mit ihr den Hund Gassi führt. Andere gießen die Blumen, wenn jemand verreist ist, erledigen Besorgungen oder passen auf, dass der Nachbar seine Medikamente nimmt.

Wie eine große Familie sei das Zusammenleben, sagt Ingeborg Alsleben, 65, die die Genossenschaft leitet. Die Bewohner seien zwischen 18 und 87 Jahre alt, die jüngste ist mit zwei Jahren das einzige Kind.

„Man sieht richtig, wie alle immer gerne hier zu Hause sind“, sagt Alsleben. Sie könne den Jüngeren nur dazu raten, sich für eine solche alternative Wohnform zu entscheiden. „Es gibt Sicherheit im Alter.“ Und Horst Bockelmann, 66, der als Aufsichtsratsvorsitzender von Quick Borns für die Finanzen und Buchhaltung zuständig ist, sagt: „Das ist eine wirklich gute Gemeinschaft hier.

In Dänemark gibt es viele Wohnformen mit mehreren Generationen

Projektleiterin Baumgarten, die inzwischen 13 solcher Projekte realisiert hat, freut sich über die gute Entwicklung. „Das ist richtig toll geworden.“ Stadtplanerin Hegemann wünscht sich, dass noch weitere solche Projekte in Quickborn realisiert werden können. „Der Bedarf ist eindeutig da“, sagt sie. Und für die Nachfolger wäre es jetzt einfacher, da die Genossenschaft Quick Borns viel Pionierarbeit geleistet hat.

Bernd Kleinhapel, der das Entstehen des Projektes als Bürgervorsteher und Vorsitzender der Seniorenstiftung erlebte, die es unterstützte, erinnert es an dänische Verhältnisse. „Mein Bruder Dieter lebt seit 35 Jahren in Fredericia. Und dort gibt es viele solcher Wohnformen mit mehreren Generationen unter einem Dach. „Das fand ich immer supertoll.“ Er wünscht den Bewohnern, dass sie sich in ihrem neuen Heim „immer so wohlfühlen wie sie es bei der Gestaltung ihres Traumhauses getan haben.“