2030 werden nach Meinung von Experten 5000 Menschen mehr im Kreis leben als heute. Deshalb werden laut einer Studie ab sofort 440 neue Wohnungen pro Jahr benötigt. Kommunen weisen zahlreiche Baugebiete aus
Kreis Pinneberg. Nach jahrelangem Stillstand wird fast überall im Kreis Pinneberg kräftig gebaut. Kaum eine Kommune, die zurzeit nicht neue Baugebiete ausweist. Da wird vielerorts eher geklotzt als gekleckert. In Quickborn werden auf einer früheren Ackerfläche an der Bahnstraße in den kommenden drei Jahren 180 Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser entstehen. Die kleine Gemeinde Hasloh nebenan plant eine völlig neue Dorfmitte mit neuer Kirche und Kindergarten, wo sich 250 Familien ansiedeln können.
Schenefeld setzt an der Altonaer Chaussee auf Mehrfamilienhäuser mit 120 Wohneinheiten. Die Wohnungsbaugenossenschaft Adlershorst will in den kommenden Jahren 300 neue Wohnungen im Kreis Pinneberg bauen, vor allem in Wedel und Tornesch. In Elmshorn ist es die Baufirma Semmelhaack, die am Hedwig-Kreutzfeldt-Weg 260 neue Wohnungen errichten will. Sie plant auch 99 Wohneinheiten, als Geschossbau und Bungalows, am Halstenbeker Verbindungsweg. Das Unternehmen Manke baut 22 Wohneinheiten an der Birkenallee in Halstenbek. Der Rendsburger Unternehmer Michael Demandt hat vor, auf dem ehemaligen Kreishaus-Areal mitten in Pinneberg 150 Wohnungen zu bauen. Und im Tornescher Neubaugebiet am See sollen sogar 1000 neue Wohnungen entstehen.
Dagegen muten die Neubaupläne in Ellerbek, in direkter Nachbarschaft zu Hamburg, fast bescheiden an. Für die Ortsmitte an der Hauptstraße sowie für das Gebiet des Moorkampsweges nahe der Grundschule sind neue Bebauungspläne ausgewiesen worden, die es 30 Häuslebauern ermöglichen sollen, ihre Eigenheime in der 4200 Einwohner zählenden Gemeinde zu errichten. Bis Ende 2015 sollen die Häuser stehen.
„Wenn wir wollten, könnten wir Ellerbek zubauen“, sagt Bürgermeister Günther Hildebrand. „Aber wir sind uns im Gemeinderat einig, dass wir den ländlichen Charakter erhalten wollen.“ Darum sei allmähliches Wachstum angesagt. Der Entwicklungsschritt sei nach 15 Jahren ohne Neubaugebiete aber notwendig. Interessenten gebe es genügend, vor allem aus der Gemeinde.
Die Aufträge für die Erschließungsarbeiten sind bereits vergeben. Zum Glück für die Gemeinde seien die Angebote der Baufirmen sogar erheblich unter den veranschlagten Kosten geblieben, sagt der Bürgermeister. Demnächst würden die Kriterien für die Vergabe der Bauplätze erarbeitet und vom Gemeinderat festgelegt. Die Plätze werden 300 bis 500 Quadratmeter groß sein. Alteingesessene und ehemalige Ellerbeker sowie junge Familien sollten nach Meinung des Bürgermeisters Vorrang haben.
Auch für die Gemeinde sollte dabei etwas herausspringen. So dürften die Grundstücke kaum unter 300 Euro je Quadratmeter zu bekommen sein, schätzt Hildebrand den aktuellen Marktpreis ein. „Wenn 100 Ellerbeker hier zum Zuge kommen, müssen die anderen Bürger auch etwas davon haben.“ Schließlich müssten ja auch Kindergartenplätze und die Grundschule finanziert werden. „Wir wollen aber auch nicht an der Spitze der Preisentwicklung stehen“, betont der Bürgermeister. Mit Hilfe der jungen Familien, für die hier vornehmlich Platz geschaffen wird, sollen langfristig die 120 Kita-Plätze und die Zweizügigkeit der Grundschule gesichert werden.
Der Bauboom im Kreis Pinneberg hat einen Hintergrund. So besagt eine aktuelle Studie zur Bevölkerungsentwicklung, die der Kreis selbst in Auftrag gegeben hat, dass die Region als eine der wenigen in Schleswig-Holstein noch bis 2030 kräftig wachsen wird. Die Zahl der Bevölkerung steigt demnach um weitere 5000 Menschen auf 303.500 Personen im Jahr 2030 an. Davon werden nicht alle Orte gleichermaßen profitieren. Vor allem die Achse Halstenbek (plus 200 Einwohner bis 2030), Pinneberg (plus 1000), Tornesch (plus 1600), Uetersen (plus 200) und Elmshorn (plus 2200) werde die meisten Menschen anziehen, heißt es in der Untersuchung des Ingenieurbüros Rümenapp aus Hamburg. Wachsen werden demnach auch ländliche Kommunen wie Bönningstedt (plus 100), Elmshorn-Land (plus 400) Barmstedt (plus 100) und das Amt Pinnau (plus 600), zu dem auch Ellerbek gehört.
Gesellschaftliche Veränderungen sorgen zusätzlich dafür, dass immer mehr gebaut wird. So steigt der Anteil alleinstehender Menschen an der Bevölkerung – das liegt auch daran, dass die Menschen immer älter werden. Die genannte Studie prognostiziert, dass die Zahl der Haushalte im Kreis Pinneberg bis 2030 auf 151.000 wachsen wird. Das bedeutet, dass durchschnittlich 440 Wohnungen pro Jahr gebaut werden müssen. Die Kommunen scheinen dies verstanden zu haben – sie sorgen jetzt vor.