Schenefeld . Schenefelder Ehepaar pflegt intensiv ihr Gartenparadies. Highlight: Ein Gewächshaus mit 29 Tomatensorten, die sie teilweise selbst züchten.

Wer denkt, dass alle Tomaten gleich sind, der irrt gewaltig, und er war bestimmt noch niemals bei den Graberts zu Besuch. Denn die prächtige Zucht in ihrem Gewächshaus lehrt jeden unbedarften Gemüselaien eines Besseren. Denn hier gibt es kleine, große, herzförmige, gelbe, grüne, orangene, auberginenfarbige und sogar gestreifte Tomaten. Insgesamt 29 Sorten, davon auch zahlreiche alte, fast vergessene Sorten, umfasst die diesjährige Anzucht im Gewächshaus der Schenefelder.

Damit sie nicht den Überblick verlieren, erstellt Mechthild Grabert immer am Anfang des Jahres einen Saatplan. Von der Tigerella, über Tomaten vom Vesuv bis zum Ochsenherz: Es liest sich abenteuerlich, was alles 2015 gedeihen soll. Doch die Graberts kennen sich aus. Sie haben sich viel Wissen über die Tomatenzucht über Jahre angeeignet. Immerhin begonnen sie ihr Gewächshausprojekt bereits 1980. Angefangen hat alles mit einem beruflich bedingten Auslandsaufenthalt in Großbritannien. Dort seien die Greenhouses so etwas wie Standard in privaten Gärten. „Bei einer Castle-Tour durch Schottland haben wir dann gesehen, wie die Gärtner dort die Tomaten anbinden“, erinnert sich Mechthild Gra­bert und ihr Mann ergänzt: „Das hat uns fasziniert.“

Einblicke in den Garten des Ehepaars Grabert in Schenefekd
Einblicke in den Garten des Ehepaars Grabert in Schenefekd © HA | Katy Krause

So sehr, dass sie nicht nur die Anbindidee – die Tomatenpflanzen werden an gespannten Bindfäden in die Höhe gewickelt – sondern auch gleich ein Greenhouse nach Deutschland importierten. „Damals gab es hier keine Gewächshäuser für private Gärten“, so Mechthild Grabert. Ihr erstes Glashaus hatte bereits ein Fenster, das sich bei Hitze automatisch öffnete. Das damalige Gewächshaus haben sie gegen eines aus Kunststoff mit Wärmedämmung getauscht. Ihr altes englisches Modell steht im Garten des Nachbarn.

Den hat der Virus infiziert, auch er teilt jetzt die grabertsche Leidenschaft für die Tomatenaufzucht. Im vergangenen Jahr gelang ihm auch eine ungewöhnliche Kreuzung. Die Pflanze, die gelb-rote Früchte trägt, steht auch als Nachzucht bei den Graberts im Gewächshaus und wurde nach seinem Züchter benannt. „Das ist Alfred“, stellt die Schenefelderin die Pflanze vor, die sich im hinteren Teil des Gewächshauses an dem gespannten Band bis unter die Decke reckt.

Bis zu zwei Meter hoch können die Tomatenpflanzen ranken, die sich gerade bei dem schönen Wetter und molligen 40 Grad Celsius im Gewächshaus extrem wohl zu fühlen scheinen. „Bis zu 70 Kilogramm Tomaten ernten wir etwa pro Jahr. Die schwerste Tomate 2014 wog 650 Gramm“, erklärt Heinz Grabert.

Die Begeisterung für Gewächshäuser brachten sie aus ihrer Zeit in England mit
Die Begeisterung für Gewächshäuser brachten sie aus ihrer Zeit in England mit © HA | Katy Krause

Für so viel satte Ernte investieren sie einiges an Zeit und Arbeit. Im Frühjahr wird auf der Fensterbank vorgezogen, im April kommen die Pflanzen ins Gewächshaus, wo sie täglich versorgt werden, bis sie in etwa acht Wochen in voller Pracht stehen werden. „Tomaten sind Säufer und Fresser“, erklärt die Schenefelderin. Bis zu einen Liter Wasser brauche eine Pflanze pro Tag. „Gefressen“ wird spezieller Biodünger, auf den die erfahrenen Tomatenflüsterer schwören. Täglich brauchen die Pflanzen die Aufmerksamkeit des Schenefelder Rentnerpaares. Die Urlaubsvertretung ist mit Nachbar Alfred gesichert.

Doch auch wenn die beiden im Urlaub sind, lässt sie die Tomatenleidenschaft nicht los. So kauften sie auf einem Markt in Mexiko erst einmal von jeder dort verkäuflichen Sorte eine Tomate, und sorgten damit für Aufsehen bei den Verkäufern. Auch von Teneriffa brachte ihnen schon jemand Tomaten mit.

Damit so viel Tomate auch lecker angerichtet werden kann, hat Heinz Grabert eine Nebenzucht eröffnet. Während sie sich um die Tomaten kümmert, hegt und pflegt er die Basilikum-Pflanzen. Wie im Fall der Tomate gilt hier auch: Basilikum ist eben nicht gleich Basilikum. Da gibt es thailändischen, bordeauxfarbenen und den, der sogar Sternköche zum Schwärmen bringt: den Zimt-Basilikum.

Denn mit ihrer Zucht von purer Geschmacksvielfalt haben die Graberts schon Spitzenköche aus dem Konzept gebracht, unter anderem den vom Fünf-Sterne-Hotel Louis C. Jacob. Dem brachte Mechthild Grabert nach einem Restaurantbesuch einfach einen riesigen Korb voller Tomaten mit. Sie hätte ihm erklärt: „Bei aller Liebe, muss ich Ihnen mal sagen, dass sie ein sehr einseitiges Angebot an Tomaten haben.“ Was er laut der Schenefelderin nach dem Blick auf den bunten Korb und einem Geschmackstest auch zugab.

Mechthild Grabert hegt und pflegt ihre Garten, vor allem auch die prächtigen Rosen der Sorten Heidi Klum und Leonardo da Vinci
Mechthild Grabert hegt und pflegt ihre Garten, vor allem auch die prächtigen Rosen der Sorten Heidi Klum und Leonardo da Vinci © HA | Katy Krause

Nicht nur in Sachen Tomaten setzen Graberts auf Vielfalt. Auch im übrigen Garten haben sie unterschiedliche Bereiche angelegt. Es gibt einen kleinen Steingarten, ein Gemüsebeet, eine italienische Ecke, eine Teichlandschaft und einen Gewürzgarten. Es duftet und blüht, sodass sich Besucher kaum satt sehen können. Besonders schön ist auch der Rosengarten, der sich durch große Toleranz auszeichnet. „Wir haben Heidi Klum neben Leonardo da Vinci gesetzt, die passen farblich einfach so gut zusammen“, erklärt Mechthild Grabert mit Blick auf ihren Rosengarten.

Wer in Sachen Tomaten auf den Geschmack gekommen ist und sich an der Zucht von alten Sorten versuchen will: Die Graberts empfehlen einen Glückstädter Gemüsehof. Von Chef Jörn Meyer holen sie sich Anregungen und Saat. „Tomaten mit Geschmack“ nennt der sein Geschäft, wo es über 100 Sorten von Banana Legs, Jersey Devil, Plam Lemon bis hin zu Himmelstürmern und schwarzen Birnen alles gibt.