Rellingen. Jeden Montag stellen wir Bertriebe und Berufe vor, in denen dringend Azubis gesucht werden. Hörgerätegeschäft braucht neuen Lehrling.
Darleen Kublanck sitzt an ihrem Arbeitsplatz. Auf dem Schreibtisch liegen Pinzetten, Edelstahlschalen, Scheren, Zangen, Ersatzteile, Desinfektionsmittel und ein kleines Cuttermesser. Es sieht aus wie in einem kleinen Behandlungsraum einer Arztpraxis mit integrierter Werkstatt. Darleen Kublanck greift nach ihrem blauen Stethoskop, das an der Wand hängt. Sie platziert die Ohroliven in ihr Ohr und verbindet das Diagnosewerkzeug mit dem Hörgerät eines älteren Herren, der gerade in das Zacho-Hörgerätegeschäft in Rellingen spaziert ist.
Beruf verlangt vielseitiges Wissen
„Test, Test“, ruft die 20-Jährige in den kleinen, fleischfarbigen Apparat und horcht konzentriert hinein. Kublanck wendet und dreht das Hilfsgerät. Zufrieden blickt sie auf. „Die Lautstärke des Hörgerätes ist passend“, so lautet ihr Befund. „Nichts ist verzerrt.“ Die Rellingerin mit Realschulabschluss hat im vergangenen Jahr ihre Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin bei Zacho abgeschlossen. Seitdem ist sie als Gesellin in dem Betrieb angestellt und repariert unter anderem Hörhilfen von Kunden.
„Das ist eine tägliche Aufgabe“, so die 20-Jährige, „eine Kleinigkeit.“ Doch bei Zacho sind nicht nur Kleinigkeiten zu erledigen. Ausbilder und Akustik-Meister Jan Strubelt sucht deshalb dringend einen Azubi, der in diesem Jahr in Rellingen eine Ausbildung als Hörgeräteakustiker anfangen möchte. Ob Hörgeräteanpassung, Hörtest, Herstellung von Formpassstücken, Otoplastiken genanntt, das Einlöten von Lautsprechern, das Fräsen oder die Reparatur von Hörhilfen, Der Beruf verlangt vielseitiges Wissen ab. In der Berufsschule musste sich Darleen Kublanck viel mit Akustik beschäftigen. „Das hat einiges mit Mathe zu tun“, sagt sie. „Man lernt, wie sich der Schall verhält und wie der Vorgang der Absorption funktioniert.“
Die junge Frau nimmt das Hörgerät ihres Kunden noch einmal in die Hand und stellt fest, dass das Schirmchen, unter Fachleuten auch Dome genannt, gerissen ist. „Im Schulfach Hörgerätetechnik lernt man, wie das Gerät überhaupt ausgebaut ist.“
Für Darleen Kublanck hat die Firma noch keine Nachfolgerin gefunden. Viele Schulabgänger, die eine Handwerksausbildung machen wollen, kommen gar nicht auf die Idee, in diesen Beruf einzusteigen, sagt Ausbilder Strubelt. Dabei sei es ein zukunftsrelevanter Job. „Immer mehr Menschen hören schlechter“, sagt der Hörgeräteakustik-Meister.“ Überall würden Bewerber gesucht.
Kenntnisse aus diversen Schulfächern gefragt
Auch die Technik der Geräte ist alles andere als altbacken. „Die Systeme funktionieren heute mit Smartphones“, sagt Strubelt. Die wichtigste Tätigkeit in dem Beruf sei jedoch der Umgang mit Menschen. „Die Anpassung ist ein längerer Prozess bei dem verschiedene Hörlösungen verglichen werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen“, s. Ein Hörgeräteakustiker begleite den Kunden „auf dem Weg zum neuen Hören“.
Doch nicht nur Menschen, die schlecht hören werden bei Zacho betreut. Auch junge Leute, die ihr Gehör schützen möchten, gehören zur Kundschaft. „Musiker“, nennt Strubelt als Beispiel. „Für die wir individuell das In-Ear Monotoring anpassen.“ Der Beruf sei besonders für Menschen interessant, die offen für verschiedene Dinge seien, so der 35-Jährige Meister. Denn sowohl Biologie als auch Mathe, Physik, Chemie, Deutsch und Englisch sind in der Ausbildung gefragt. Ein Realschulabschluss ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung.
Hörgeräteakustiker sei ein Beruf für Idealisten. „Während der Ausbildung wird ein Gehalt von 600 bis 800 Euro im Monat ausgezahlt.“ Der Vorteil: Die Chancen in einem Betrieb übernommen zu werden, sind sehr hoch. Plus: Auszubildende müssen nicht ganz so früh aufstehen wie in anderen Berufen. „Wir sind ein Dienstleister und öffnen um 9 Uhr“, sagt Jan Strubelt.
Darleen Kublanck weiß, warum Hörgeräteakustikerin ihr Traumberuf geworden ist: „Das Anpassen selbst bringt mir am meisten Spaß“, sagt sie. Mit dem Kunden im Studio zu sitzen, das Problem zu beheben und den Menschen lachend nach Hause gehen zu sehen – das sei das Schönste an ihrem Job.