Rellingen. Der Verein Umwelthaus präsentiert an zwei Aktionstagen seinen Entdeckergarten und trägt das Haus künftig nicht mehr nur im Namen.

Noch stehen Tische und Bänke auf dem Gelände an der Tangstedter Straße in Rellingen unter freiem Himmel, aber das soll sich bald ändern. Der Pinneberger Verein Umwelthaus, dessen Entdeckergarten auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule angesiedelt ist, baut gerade an ebenjenem Haus, das bislang ausschließlich im Vereinsnamen vorkam.

Die Mitglieder Rainer Reischuck, Harald Löhr sowie der Zweite Vorsitzende Volker Werkmeister stehen an diesem Tag im sonnendurchfluteten Entdeckergarten, umgeben von Beeten, gackernden Hühnern, quakenden Fröschen im Teich, Insektenhotel und Büschen, im Hintergrund steht bereits das Holzgerüst des Hauses.

„Es soll vor dem Winter fertig sein“, sagt Pädagoge Reischuck. „Wir haben die Fundamente selbst gemacht und Löcher ausgehoben.“ Doch so ein Haus baut man nicht einfach alleine, der Verein musste dafür einen Tischler engagieren. Dieser zimmerte zuerst ein komfortables Haus für die Hühner – nun eben eines für die Menschen. Dann soll es fließendes Wasser, ein Dach über dem Kopf und eine Küche geben: eine Bereicherung für das umweltpädagogische Kursangebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, das der Verein mit seinen rund 15 Mitgliedern auf die Beine stellt.

Harald Löhr sagt, dass die Uno das Jahr 2015 zum Jahr des Bodens ausgerufen habe. „Und wir beschäftigen uns genau damit, mit Boden und Bodenkultur.“ Deswegen sei sein Interessengebiet die Terra Preta, was der portugiesische Ausdruck für schwarze Erde ist und eine besondere Bodenart meint. Sie wurde in Amazonien in Südamerika entdeckt, zeichnet sich durch hohen Nährstoffgehalt aus und entsteht aus einer Mischung aus Pflanzenresten, Holzkohle, Fäkalien und Kompost.

„Das ist eine Zukunftsidee für den Boden ohne Dünger“, sagt Reischuck. Die Philosophie, die dahinterstehe, sei folgende: „Kleine geschlossene Kreisläufe zu schaffen, denn die Erde kennt keine Abfälle. Dieses Modell wird hier in Ansätzen nachempfunden“, so Löhr.

Und wie passt die Hühnerhaltung auf dem Gelände in das Konzept? „Wir wollen damit eine Alternative zur Massentierhaltung darstellen“, sagt Volker Werkmeister. Die Hühner können auf der Streuobstwiese herumlaufen, der Zaun ist zu ihrem Schutz da. Kinder können sie auch streicheln und in den Arm nehmen.

„Wir wollen hier aber keinen Zoo haben, nach zwei bis drei Jahren werden die Hühner, die nicht mehr legen, geschlachtet“, sagt Werkmeister. Sogar der Hühnerdreck wird wiederverwertet, er wird kompostiert und dient dann zur Düngung der Obstbäume genau wie die menschlichen Fäkalien aus dem Abort auf dem Kompost landen, bis auch sie zu Humus werden und als Dünger benutzt werden können.

Auch Bienen haben auf Gelände in Rellingen ein Zuhause gefunden

Ganz in der Nähe summt ein Busch verdächtig, die drei Männer und Kassenwart Peter Schultes stört das nicht im geringsten. Es gibt Bienenkästen auf dem Gelände, ein gerade ausgeschwärmtes Bienenvolk hat sich auf der Suche nach einem neuen Domizil in einem Busch niedergelassen. „Ich fege nachher die Königin einfach in einen Behälter und bringe sie in eine Bienenbeute“, sagt Werkmeister und meint damit einen Bienenkasten. „Den Honig der Bienen erntet aber eine Imkerin.“ „Mit einer Pfeife“, fügt Reischuck hinzu.

Fabian Bach kommt dazu, er ist 15 Jahre alt und noch Schüler. „In den letzten Sommerferien habe ich im Schulgarten geholfen, bis mich mein Lehrer Herr Reischuck gefragt hat, ob ich auch hier mitmachen will.“ Er hilft seitdem beim Bäumeschneiden und Baumfällen, auch beim neuen Zaun hat er mit angepackt. „Ich bin auch ein Tierfreak“, sagt er und lacht.

Ringsum im Entdeckergarten des Vereins sind verschiedene Beete angepflanzt worden. „Es ist domestizierte Natur wie in kleinbäuerlichen Strukturen“, so Kassenwart Schultes. „Im Gegensatz zu Kleingärten, die praktisch einem ausgelagerten Balkon gleichen, ist unser Ansatz eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft. Der Ertrag ist nicht vordergründig, wenn der Frosch quakt, ist das auch ein Ertrag.“

Im Rahmen der Aktion „Offener Garten“ kann das Vereinsgelände am Sonnabend und Sonntag, 20. und 21. Juni, von 10 bis 18 Uhr entdeckt werden. Weitere Informationen unter www.umwelthaus-pinneberg.de. Weitere Teilnehmer an der Aktion Offener Garten aus dem Kreis Pinneberg sind auf der Internetseite www.offenergarten.de/teilnehmer/pinneberg zu finden.