Kreis Pinneberg. Kreisberufschule sucht Mensche, die den Jugendlichen in Freizeit und Alltag helfen wollen und sie zu Behörden begleiten können.
Die Beruflichen Schulen des Kreises in Pinneberg und der Pinneberger Verein „Brücken der Kulturen“ suchen freiwillige Paten für junge Flüchtlinge. 50 der 3500 Berufsschüler in Pinneberg sind zum Teil ganz allein ohne ihre Familien aus Afghanistan, Syrien und anderen Krisengebieten in der Welt hierher geflüchtet und lernen zurzeit in zwei Klassen die deutsche Sprache.
„Diese Jugendlichen, denen unsere Sprache und Kultur völlig fremd sind und die meist keinerlei Vorwissen haben, was sie hier erwartet, brauchen aber auch Hilfe, um ihre Asylanträge zu stellen, den Alltag zu regeln, ihre Freizeit zu gestalten“, begründet Schulleiter Ulrich Krause diese Initiative.
Diese unterstützenden Aufgaben sollen freiwillige Paten übernehmen, die sich jeweils um einen bestimmten Schützling kümmern. Diesen sollen sie dann zur Behörde oder zum Arzt begleiten, ihm oder ihr beim Hausaufgaben machen helfen, erklären, wo es ins Kino geht, Sport getrieben kann oder Bücher auszuleihen sind.
Flüchtlinge wollen Einheimische kennenlernen
Leila Sawaha, die enge familiäre Bande nach Syrien hat und auch die Sprache spricht, ist bereits Patin für den Verein „Brücken der Kulturen“. Sie betreut eine syrische Familie, hilft beim Übersetzen und Ausfüllen der Anträge, begleitet sie zu den Ämtern. „Diese traumatisierten Leute sind oft sehr isoliert und müssen Vertrauen erst wieder zulassen“, ist ihre Erfahrung. Dabei seien sie sehr daran interessiert, Einheimische kennen zu lernen.
Yama Quadrey, 17, der voriges Jahr allein aus Afghanistan nach Pinneberg kam und inzwischen ganz gut die deutsche Sprache spricht, ist dies bereits gelungen. „Wenn du deutsche Freunde hast, lernst du die Sprache schneller“, hat der junge Afghane festgestellt. Sein Berufsziel ist es, Automechaniker zu werden, sagt der junge Flüchtling. „Ich mag Autos.“
Mit diesem Berufswunsch ist der Jugendliche an der Berufsschule schon ganz richtig. Denn die Bildungseinrichtung, die der Kreis Pinneberg gerade für 25 Millionen Euro komplett erneuert, schult allein 600 Auszubildende aus dem Kfz-Handwerk im dualen System zu Mechatronikern. Was sie in der praktischen Arbeit in den Betrieben lernen, wird in der Berufsschule vertieft und in der modernen Kfz-Werkstatt anschaulich vorgeführt und nachgearbeitet.
Flüchtlinge lernen Deutsch als Zweitsprache
Um eine Berufsausbildung beginnen zu können, werden sie auch eine Lehrstelle benötigen, weiß der Berufsschulleiter. So könnten die Paten den hierher geflüchteten Jugendlichen, die jetzt in intensiven Kursen zunächst die deutsche Sprache vermittelt bekommen, auch dabei helfen, einen Ausbildungsplatz zu finden, sofern ihr Asylantrag genehmigt ist und sie eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis besitzen. Berufsschullehrer Andreas Voß leitet eine der Klassen, die zurzeit ausschließlich Deutsch als Zweitsprache lernt. „Unsere Aufgabe ist es, den jungen berufsschulpflichtigen Asylbewerbern bei ihrer Integration in die Gesellschaft und Arbeitswelt zu helfen.“
Gesucht würden Menschen, die ein offenes Herz haben und sich zutrauen, den jungen Flüchtlingen zu helfen, sich hier bei uns zurechtzufinden, appelliert Schulleiter Krause an die Hilfsbereitschaft der Kreis-Pinneberger Bevölkerung. Die Integration in die Gesellschaft gelinge besser, wenn sie einen erfahrenen Menschen an der Seite haben, der sich auskennt. „Wie sollen Menschen aus einer anderen Kultur ein wichtiger und tragender Teil unserer Gesellschaft werden, wenn unsere Gemeinschaft sie nicht ganzheitlich einführt und aufnimmt“, fragt Krause eher rhetorisch.
Für diesen Zweck habe er vor drei Jahren den Verein „Brücken der Kulturen“ gegründet, erklärt Baris Karabacak. Er selbst ist in Pinneberg geboren und aufgewachsen und hat familiäre Wurzeln in die Türkei, erklärt Karabacak. „Es ist wichtig, dass wir diese jungen Menschen bei der Integration in die Gesellschaft unterstützen.“ 47 Mitglieder aus 14 Nationen zähle sein Verein bereits und versuche auf diese Weise tragfähige Brücken zu bauen zwischen den Traditionen und Kulturen der Herkunftsländer und denen der deutschen Gesellschaft.
Wer den Berufsschülern helfen will und sich die Aufgabe eines Paten zutraut, möge sich an Baris Karabacak wenden, Telefon: 0176/48 32 15 67, E-Mail: bariskarabacak4@hotmail.com.