Burkhard Fuchs. Stadt Quickborn und Diakonie schaffen eine feste Koordinatorenstelle, die die Arbeit effektiver machen soll. Caritas lädt zum Flüchtlingscafé ein.

An Angeboten und Helfern für die inzwischen 150 Flüchtlinge in der Stadt Quickborn mangelt es nicht. Was bislang fehlte, war eine Stelle, die diese Initiativen zusammenführte. Nun ist mit Mathias Wittig, 63, ein hauptamtlicher Koordinator für die ehrenamtlichen Helfer eingestellt worden. Die Kosten von etwa 30.000 Euro im Jahr teilen sich Stadt und das Diakonische Werk. Die Caritas bietet zudem jeden Dienstag von 15 Uhr an in der katholischen Kirchengemeinde Am Kurzen Kamp ein Flüchtlingscafé an, das sehr gut angenommen wird.

„Wir haben viele ehrenamtliche Unterstützer in Quickborn“, begründet Fachbereichsleiter Volker Dentzin die neu geschaffene Stelle. Inzwischen seien es 50 Menschen, die Asylsuchende zu Behörden und Ärzten zu begleiten, mit ihnen einkaufen, ihnen helfen, die deutsche Sprache zu lernen. Doch es müsse jemanden geben, der sie betreut und sie dort einsetzt, wo sie nötig sind.

Diese Aufgabe hat jetzt Mathias Wittig übernommen, der aus eigener Erfahrung weiß, wie es ist, im Ausland zu leben, ohne die Sprache zu kennen. Als Mitarbeiter von Airbus habe er lange in Frankreich gelebt und mit Menschen aus aller Welt zusammengearbeitet, erklärt Wittig seine Motivation. „Die Flüchtlinge sind ja da und gehen nicht weg. Das geht uns alle an“, findet er. „Da müssen wir was tun.“

Im Haus Roseneck, in dem Langzeitarbeitslose Fahrräder für Flüchtlinge reparieren, Bedürftige einmal in der Woche kostenlos mit Lebensmitteln versorgt und fünf Sprachkurse angeboten werden, treffen sich jetzt alle 14 Tage montags von 18 bis 20 Uhr die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer zur Besprechung. Das nächste Mal am
22. Juni, kündigt deren Leiter Christian Rohde von der Diakonie an. Wittig werde diese Runden künftig leiten und aufeinander abstimmen.

Erster Stadtrat Klaus H. Hensel ist begeistert von der Unterstützung der Bevölkerung. „Im Gegensatz zu früher gibt es ein großes Engagement zu helfen. Wichtig ist nur, dies gezielt in die Wege zu leiten, damit die Hilfe auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird.“

Dass die Landesmittel – pauschal 900 Euro einmalig für jeden neuen Flüchtling – von Juli an direkt an die Kommunen ausgezahlt werden sollen, begrüßt Fachbereichsleiter Dentzin. Der Diakonieverein, der diese Mittel bislang allein über den Kreis erhielt, werde weiterhin für Fahrdienste und die Traumatabetreuung der Kriegsflüchtlinge benötigt. „Da arbeitet der Verein sehr gut“, sagt Dentzin. „Aber wir müssen diesen Menschen die Hilfe vor Ort anbieten können.“

Auf diesem Gebiet ist auch die Migrationsberaterin Andja Zdravac-Vojnovic vom Caritasverband engagiert. Sie berät Flüchtlinge nicht nur in Quickborn, auch in Sparrieshoop und Barmstedt, wo sie am Aufbau eines Willkommensteams mitgeholfen hat. Jetzt hat sie mit der katholischen St. Mariengemeinde das Flüchtlingscafé ins Leben gerufen, das am Dienstag 30 Flüchtlinge besuchten. Zudem sammelte die Gemeinde fast 600 Euro für Sprachkurse.

Mohammad Ghazawi, 50, der mit seiner Frau und drei Kindern 2014 vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Quickborn geflüchtet ist, wollte gerne nach Deutschland, weil er den Fußball liebe und ein Fan von Bayern München sei, sagt er. Seine Kinder würden bereits beim FC Quickborn mitkicken. Der TuS Holstein Quickborn hat gerade erklärt, in allen Sparten jugendliche Flüchtlinge bis zu einem halben Jahr ohne Mitgliedsbeitrag aufzunehmen.

Ghazawi sagt: „Die Menschen hier sind alle so nett und gut zu uns. Auch die Mitarbeiter in der Verwaltung behandeln uns gut.“ Nur die Wohnung sei für die fünfköpfige Familie etwas klein.