Wedel. Trotz des Bürgerbegehrens gibt es bereits Baupläne für die Notunterkunft für Flüchtlinge. Die Investition umfassen zwei Millionen Euro.
Sie ist unscheinbar. Wer die Feldstraße entlangwandert, würde kaum glauben, dass es sich an der Ecke Rudolf-Breitscheid-Straße um eine Fläche handelt, die in Wedel für einigen Ärger sorgt. Hinter ein paar Flaschencontainern erstreckt sich eine grüne Freifläche mit einigem Baumbestand. Für die einen ist es der ideale Platz, um den dringend benötigten Raum für die wachsende Zahl an Asylbewerbern zu schaffen. Für die anderen ist es ein Stück Natur, ein letztes Fleckchen öffentliches Grün, für das es sich zu kämpfen lohnt. Die einen, das sind vor allem Politiker und Verwaltungsmitarbeiter, bei den anderen handelt es sich meist um Anwohner. Klar ist, die Zeichen stehen auf Konfrontation.
Denn während eine Anwohnerinitiative fleißig Unterschriften für ein Bürgerbegehren für den Erhalt der Grünfläche sammelt, liegt für die kommende Sitzung des Bauausschusses plötzlich ein Beschlussvorschlag zum Bau der Notunterkunft an genau dieser Stelle auf dem Tisch. Bereits am Donnerstag, 4. Juni, könnten die Kommunalpolitiker grünes Licht für die erstmals detailliert vorliegenden Baupläne geben. Die haben es in sich, vor allem in finanzieller Hinsicht.
Letzte Kostenschätzung lag bei 800.000 Euro
Denn anders als ursprünglich geschätzt, soll der Bau nun zwei Millionen Euro kosten. Letzte Schätzungen lagen bei rund 800.000 Euro. Allerdings sehen die jetzt vorliegenden Pläne auch den Bau einer größeren Notunterkunft in Holz-Modulbauweise vor. Sie soll aus zwei Gebäudeteilen bestehen, die auch in zwei Bauabschnitten errichtet werden könnten. Sie umfassen insgesamt 950 Quadratmeter und würden bis zu 50 Menschen eine Zuflucht bieten. Bislang war die Rede von bis zu 40 Personen.
„Ich bin erstaunt“, reagiert Lutz Steinmüller auf die für Donnerstag zur Abstimmung stehenden Pläne. Steinmüller gehört zu den drei Initiatoren des Bürgerbegehrens, das sich gegen die Baupläne richtet. „Nach meinem demokratischen Grundverständnis wären Politiker doch gut beraten abzuwarten, wenn sie wissen, dass ein Bürgerbegehren in Planung ist“, so der Wedeler, der auch die Kosten von zwei Millionen Euro als zu hoch kritisiert und auf freien Wohnraum verweist.
Bis zum 17. Juli läuft die Frist für die Unterschriftenaktion. 1886 Unterzeichner braucht es. Sind diese alle in Wedel wohnhaft sowie volljährig und gibt das Innenministerium als Kommunalaufsicht formal grünes Licht, steht Wedel vor dem nächsten Bürgerentscheid. Erst im vergangenen Jahr mussten die Wedeler an die Urne und zum Thema Bebauungsplan für das Kraftwerksareal ihre Stimme abgeben. In spätestens vier Monaten könnte die Frage dann lauten: Soll die Grünanlage Ecke Feldstraße/Rudolf-Breitscheid-Straße im Herzen von Wedel als eine der letzten öffentlichen Grünflächen im zentralen Stadtgebiet von Wedel ohne Bebauung für die Nutzung durch die Bürger und Anwohner erhalten bleiben?“ Laut Steinmüller haben die Initiatoren bereits mehr als 1500 Unterschriften zusammen.
Bürgerentscheid würde zu Planungsstopp führen
Käme es zum Bürgerentscheid würde das zu einem Bau- und Planungsstopp führen. Den gibt es rein rechtlich gesehen aber nicht während der Unterschriftensammlung. Trotzdem wolle die Stadt jetzt keine Fakten schaffen. „Alle jetzt getroffenen Entscheidungen sind vorbehaltlich des Ausgangs eines Bürgerbegehrens“, betont Stefanie Bossen, Pressesprecherin der Stadt Wedel. „Wir planen nur weiter, um keine Zeit zu verlieren.“
Denn die Zeit drängt. Die Stadtverwaltung benötigt aufgrund der hohen Zahl an Flüchtlingen händeringend Wohnraum. Das ist laut Stadtverwaltung auch der Grund für die jetzt größeren Baupläne an der Feldstraße. Derzeit leben 266 Asylsuchende in Wedel. Tendenz steigend. Zum Vergleich: 2009 waren es noch 155 Menschen, in 2013 zählte Wedel 209 Asylbewerber in der Stadt.