Rellingen. Politische Mehrheit für die Erweiterungspläne von Hass + Hatje zeichnet sich in Rellingen ab. Am Dienstag tagt der Bauausschuss

Am Dienstag müssen Rellingens Politiker Farbe bekennen, was die geplante Erweiterung von Hass + Hatje angeht: Wenn von 19 Uhr an der Bauausschuss im Rathaus an der Hauptstraße über den Antrag des Unternehmens diskutiert und entscheidet, erwartet die Kommunalpolitiker massiver Protest der Anlieger. „Wir sind zu keinen Kompromissen bereit“, sagt Wolfhart Pauksch, Sprecher der Anlieger-Interessengemeinschaft.

Hass + Hatje will auf dem Grundstück der ehemaligen Baumschule Stoldt eine zweite Lagerhalle für den Baustoffhandel bauen und damit erheblich näher an die Anlieger von Tangstedter Straße und Eichenplatz heranrücken. Sie soll 3344 Quadratmeter Nutzfläche umfassen, die Außenmaße betragen 100 Meter Länge, 33 Meter Breite und zehn Meter Höhe. Mit der Halle und dem vergrößerten Freilager würde sich die Nutzfläche für den Baustoffhandel, eines der beiden Standbeine von Hass + Hatje, verdoppeln.

Anwohner verweisen auf Versprechen der Rellinger Politik

„Wir Anlieger haben nichts gegen den Hagebaumarkt. Beim Baustoffhandel, der 80 Prozent des Umsatzes von Hass + Hatje ausmacht, ist die Situation anders“, sagt Pauksch. Dieser gehöre aus Sicht der Anwohner in ein Gewerbe- und nicht in ein Wohngebiet. „Schon allein aus diesem Grund fordern wir die Politik auf, den Antrag abzulehnen“, sagt Pauksch. Eine entsprechende Eingabe werde er im Ausschuss machen und diese zusammen mit einer Unterschriftenliste übergeben. Er wolle die Politiker bei der Gelegenheit zudem daran erinnern, dass sie „uns zwei Mal schriftlich versprochen haben, dass es keine Erweiterung von Hass + Hatje in der Zukunft mehr geben wird.“

So soll Hass + Hatje in zukunft aussehen. Der rechte hellblaue und gelb eingefärbte Bereich soll dazu kommen
So soll Hass + Hatje in zukunft aussehen. Der rechte hellblaue und gelb eingefärbte Bereich soll dazu kommen © HA | Arne Kolarczyk

Pauksch und seine Mitstreiter haben seit der Mai-Sitzung des Bauausschusses, in der das Millionenprojekt erstmals öffentlich vorgestellt wurde, das Gespräch mit den drei Fraktionen der Rellinger Gemeindevertretung gesucht. „Bei den Grünen haben wir den Eindruck gewonnen, dass die Fraktion in dieser Frage gespalten ist“, so der Anwohnersprecher. Zustimmung und Ablehnung würden sich die Waage halten. „Mit der SPD ist kein Treffen zustandegekommen. Dort hat man uns gesagt, dass sich keiner in der Politik erlauben könne, gegen Hass + Hatje zu stimmen“, so Pauksch weiter. Die Zusammenkunft mit der CDU finde an diesem Montagabend statt.

„Wir setzen darauf, einen Kompromiss zu finden, der die Vor- und Nachteile für beide Seiten ausgewogen verteilt“, sagt Bauausschusschef Eckhard Schlesselmann, CDU. Man wolle Hass + Hatje keine Steine in den Weg legen, jedoch im Gegenzug die Belastungen für die Anwohner minimieren. „Wir müssen Verbesserungen finden, was die Optik und die Lärmproblematik des Vorhabens angeht“, so Schlesselmann weiter. Er geht davon aus, dass die Bauausschussmitglieder die notwendigen Änderungen des Flächennutzungs- sowie des Bebauungsplans beschließen und anschließend im Verfahren nach Lösungen suchen werden, um den Anwohnern entgegenzukommen.

Auf ein solches Verfahren wollen sich die Anwohner aber nicht einlassen. „Wir werden notfalls klagen“, kündigt Pauksch an. Die 20 Eigentümer des Wohnblocks am Eichenplatz, vor deren Fenster die Lagerhalle errichtet werden soll, hätten vorige Woche einstimmig Rücklagen für ein Klageverfahren freigegeben. „Bei den anderen Unterstützern werde ich um eine Umlage bitten.“ Wie beim letzten Mal solle jeder „geben, was sein Vermögen zulässt“, so Pauksch. Bei der (vorerst) letzten Erweiterung Anfang des Jahrtausends hatten die Anlieger auf eine Klage verzichtet, nachdem das Unternehmen umfangreichen Lärmschutz zusagte. Jetzt ist kein Lärmschutz eingeplant, weil ein Gutachten keine Grenzwertüberschreitung sieht. Laut der Expertise würden trotz Verdopplung der Lagerkapazität weniger Lkw für die Anlieferung benötigt, weil diese künftig voll beladen fahren könnten.