Rellingen. Geschäftsführer halten Konzept für Errichtung einer großen Lagerhalle für vertretbar. Anwohner sind dagegen und wollen klagen.

Hass + Hatje legt die Karten auf den Tisch: Nach dem nur für Anwohner bestimmten Info-Abend in der vorigen Woche stellten die Geschäftsführer Ines Kitzing und Ralf Lüthje die Erweiterungspläne nun im Rellinger Bauausschuss in öffentlicher Sitzung vor. Gekommen waren auch 50 Anwohner – und die machten deutlich, strikt gegen das Millionenprojekt zu sein. Eine Entscheidung der Politik fällt vor der Sommerpause. Zunächst soll fraktionsintern beraten werden.

„Wir glauben, das Projekt ist vertretbar“, sagt Ralf Lüthje. Er verantwortet bei Hass + Hatje den Baustoffhandel, für den die Errichtung einer zweiten großen Lagerhalle inklusive Frei- und Palettenlager existenzielle Bedeutung hat. Sie soll auf dem Gelände der ehemaligen Baumschule Stoldt entstehen. Lüthje: „Wir haben das Grundstück gekauft, weil wir es konnten.“ Das Areal sei als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. Um die Halle zu bauen, müsse die Politik einer Änderung des Flächennutzungsplans zustimmen. Das Verfahren werde ein Jahr dauern, die Bauzeit des etwa drei Millionen Euro teuren Projektes betrage sechs Monate. Im Optimalfall könnte die Halle Anfang 2017 fertig sein.

Lkw aufgrund zu geringer Lagerkapazität nicht ausgelastet

„So wie es jetzt läuft, funktioniert es nicht mehr“, sagt Lüthje. Ein Gutachten habe ergeben, dass die Laster, die Ware anliefern, aufgrund zu geringer Lagerkapazität kaum ausgelastet sind. „Die Zahl der Produkte, die wir für unsere Großhandelskunden bereithalten müssen, ist außerdem in den vergangenen Jahren stark angewachsen“, so der Geschäftsführer. Ein Plus an Lagerkapazität bedeute, dass Hass + Hatje größere Mengen ordern und bessere Einkaufspreise erzielen könne. Auf diese Weise sinke dank der besseren Auslastung die Zahl der Lkw, die täglich Waren anliefern, von 35 auf 25. „Wir erzielen eine deutliche Verbesserung für die Anwohner“, sagt Lüthje. Um ihnen entgegenzukommen, verzichte das Unternehmen darauf, die Lagerhalle an die vorhandene anzubauen. „Dann würden die Lkw einmal rund um die Halle fahren, sodass die Lärmbelästigung größer wäre.“ Die neuen Pläne sehen eine überdachte Ladezone zwischen den Hallen vor.

Die neue Halle ist identisch mit der bestehenden. Sie soll 3344 Quadratmeter Nutzfläche umfassen, die Außenmaße betragen 100 Meter Länge, 33 Meter Breite und zehn Meter Höhe. „Die Verdopplung der Lagerfläche bedeutet keine Verdopplung des Umsatzes“, so Lüthje. Und er sagt weiter: „Wir schaffen keinen Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche.“ Der Großhandel, so ergänzt Mitgeschäftsführerin Kitzing, stelle das Kerngeschäft von Hass + Hatje dar. „Der Hagebaumarkt steht im Fokus der Öffentlichkeit. Er macht jedoch nur 20 Prozent des Geschäftes aus.“

Anwohner lehnen das Projekt ab

Laut einem Lärmschutzgutachten würden alle zulässigen Grenzwerte eingehalten. Daher sei zunächst nur ein sechs Meter breiter Grünstreifen als Abtrennung eingeplant. „Wir sind gesprächsbereit, wollen einen Konsens mit den Anwohnern.“ So könne über Lärmschutz genauso geredet werden wie über die Position der Halle. Die Ausmaße seien nicht verhandelbar.

Wolfhart (v. r.) und Margrit Paucksch sowie Jürgen Schleser bekämpfen die Pläne
Wolfhart (v. r.) und Margrit Paucksch sowie Jürgen Schleser bekämpfen die Pläne © Arne Kolarczyk

Verhandeln wollen die Anwohner nicht. „Wir lehnen das Projekt ab“, sagt Wolfhart Paucksch, Sprecher der Interessengemeinschaft. Er vertritt etwa 150 Anwohner, die im Straßendreieck Gärtnerstraße, Tangstedter Straße, Eichenstraße/Eichenplatz wohnen. „Wenn das durchkommt, nimmt die Firma 50 Prozent des Dreiecks ein“, sagt Paucksch. Bei dem Baustoffgroßhandel handele es sich um Gewerbe – und das habe angrenzend an ein Wohngebiet nichts zu suchen. „Wir fordern die Firma auf, den Baustoffhandel auszusiedeln.“ Hass + Hatje verfüge an anderen Standorten über Flächen. Die geplante Halle sei zwischen 25 und 40 Metern von den bestehenden Häusern entfernt, zudem würden in der Nähe weitere Bauprojekte errichtet.

„Die Aussage, dass eine Verdopplung der Lagerkapazität zu einer Reduzierung des Anlieferverkehrs führt, glauben wir nicht“, sagt Anlieger Jürgen Schleser. Er halte zusätzliche Lkw-Bewegungen für realistisch, weil Hass + Hatje durch die Lagererweiterung weitere Verkäufe generieren wolle. „Der Wert meiner Wohnung am Eichenplatz wird gemindert“, sagt Schleser. Ihm sind auch die 103 Mitarbeiterparkplätze, die hinter der neuen Halle geplant sind, ein Dorn im Auge.

Lärm- und Lichtemissionen und die optische Beeinträchtigung: Die Anlieger wollen mit allen Fraktionen sprechen und dafür werben, das Vorhaben abzulehnen. Im Fall, dass Hass + Hatje grünes Licht erhält, „schließen wir eine Klage nicht aus“, sagt Paucksch.