Rellingen. Baumarkt Hass+Hatje möchte eine weitere Lagerhalle zwischen Eichenstraße und Gärtnerstraße bauen. Anwohner wollen das Projekt verhindern.

Zehn Meter hoch, 34 Meter breit und fast 100 Meter lang: Diese Dimensionen hat die Lagerhalle, die Hass + Hatje in Rellingen bauen möchte. Die erneute Vergrößerung des Betriebes an der Eichenstraße, die am Dienstag, 19. Mai, im Bauausschuss (19 Uhr, Rathaus) diskutiert wird, stellt die Kommunalpolitiker vor eine Zerreißprobe: Sie müssen abwägen zwischen den Interessen der Anwohner, die durch das Großprojekt in ihrer Lebens- und Wohnqualität beeinträchtigt würden, und denen des Unternehmens, das zu den großen Gewerbesteuerzahlern gehört und daher für die Gemeinde von großer Bedeutung ist.

Bereits voriges Jahr waren den besorgten Anwohnern erste Gerüchte über die Erweiterungspläne zu Ohren gekommen. In dieser Woche wurden die Gerüchte zur Tatsache: Hass + Hatje lud die Anlieger zu einer Informationsveranstaltung ein und stellte dort das geplante Vorhaben vor. Journalisten waren nicht erwünscht. Öffentlich machen will das Unternehmen das Millionenprojekt erst am Tag nach der Ausschusssitzung.

Dort wird das Vorhaben vermutlich erst einmal zur Beratung in die Fraktionen verwiesen. Sie müssen diskutieren, ob die von Hass + Hatje beantragte Änderung des B-Plans 47 konsensfähig ist. Wie das Abendblatt erfuhr, hat das Unternehmen eine angrenzende Fläche der ehemaligen Baumschule Stoldt gekauft. Zwischen Eichenstraße und Gärtnerstraße soll eine zweite Lagerhalle für den Baustoffmarkt entstehen. Sie wäre quasi ein Zwilling der bereits bestehenden Halle mit einer Nutzfläche von 3344 Quadratmetern. Die Erschließung beider nebeneinander liegenden Hallen soll über die Zufahrt an der Eichenstraße erfolgen. Diese ist schon jetzt hochbelastet.

An die Halle schließt sich ein überdachtes, erweitertes Freilager an. Das Projekt beinhaltet auch 103 zusätzliche Mitarbeiterparkplätze, um die schwierige Parkplatzsituation rund um Baumarkt und Baustoffzentrum zu verbessern. „Die Lagerflächenerweiterung soll primär der Optimierung innerbetrieblicher Prozesse dienen, eine Erweiterung des Baumarktes ist nicht vorgesehen“, heißt es in der Vorlage der Gemeinde für die Kommunalpolitiker.

Die werden abwägen müssen, ob den Anwohnern eine erneute Erweiterung des Betriebes zuzumuten ist. 1985 zogen Baumarkt und Baustoffzentrum auf eine Fläche von 18.500 Quadratmetern an der Eichenstraße. Seitdem jagte eine Erweiterung die nächste. Durch Zukäufe wuchs die Grundstücksfläche auf 39.000 Quadratmeter an, der Betrieb rückte immer näher an die Wohnbauten heran.

Schon vor der letzten Erweiterung gab es eine Klageandrohung von Anwohnern

Besonders betroffen sind die Mehrfamilienhäuser am Eichenplatz, für die sich ein Abstand zur neuen Halle von etwa 24 Metern ergibt. Mehrere Häuser an der Gärtnerstraße liegen etwa 30 Meter entfernt. Auf einem Teil des Betriebsgeländes der ehemaligen Baumschule Stoldt entstehen zudem ein Mehrfamilienhaus und mehrere Einfamilienhausprojekte der Baufirma Kage. Ihr Abstand zur Lagerhalle würde geschätzte 45 Meter betragen.

Ob die Politiker dem Vorhaben zustimmen, ist völlig offen. Schon die bisher letzte Erweiterung galt Anfang des Jahrtausends als umstritten, sie kam nur dank der geschlossenen Zustimmung der Mehrheitsfraktion CDU zustande. In der Union erinnern sich heute einige Mitglieder an das Versprechen des früheren Firmenchefs Horst Hatje, der den Verzicht auf weitere Erweiterungen zugesagt haben soll, falls seine Pläne eine Mehrheit fänden. Hatje starb im Jahr 2000. Sechs Jahre später waren die Bauarbeiten abgeschlossen, es konnte Eröffnung gefeiert werden.

Gegen das damalige Projekt lag eine Klageandrohung der Anwohner vor, die sich in einer Interessengemeinschaft zusammengefunden hatten. Sie verzichteten jedoch auf rechtliche Schritte, nachdem das Unternehmen eine Erhöhung der Lärmschutzwand zusagte. Für den Bau der zweiten Lagerhalle ist bislang kein Lärmschutz vorgesehen.

„Wir werden wieder eine Interessengemeinschaft gründen“, sagt Wolfhart Pauksch, der damals die Anwohner vertrat. Er ist strikt gegen die neuen Pläne. Niemand wolle diesen Klotz direkt vor der Nase haben, sagt er. Hinzu käme die Lärmbelästigung durch den Lkw-Verkehr, wenn von frühmorgens bis spätabends die Anlieferungen erfolgen. „Auch der Lärm der an- und abfahrenden Mitarbeiter wird eine Belastung darstellen.“ Hinzu komme, dass die riesige Lagerhalle den Schall von der A 23 genau in Richtung der Wohngebäude zurückwerfen würde.