Pinneberg. Obergeschoss des Stadtmuseums entspricht nicht den gängigen Brandschutzbestimmungen, daher soll im September umgezogen werden.

Trennung, sexuelle Gewalt, seelische Probleme: Seit mehr als 20 Jahren werden in Pinneberg Frauen beraten, Projekte initiiert und Kurse angeboten. Das Team des Frauennetzwerks sitzt im Herzen der Kreisstadt, direkt neben der Drostei. Im Untergeschoss des Stadtmuseums, das einst das Amtsgericht beherbergte. Jetzt müssen die Mitarbeiter um ihre Zukunft fürchten. Die Räumlichkeiten sollen zum September gekündigt werden. Grund: Das Museum benötigt die bislang vom Netzwerk genutzten Räume. Schon in der kommenden Woche berät der Ausschuss für Kultur, Sport und Jugend. Mehrere seitens der Stadt aufgezeigte Standortalternativen haben sich zerschlagen. In der Beratungsstelle geht derweil die Angst um.

Museumsbüro anstatt sozialer Einrichtung? Anlass des Vorschlags der Stadtverwaltung ist eine Begehung, während der sich herausgestellt hatte, dass das Obergeschoss des Stadtmuseums nicht den gängigen Brandschutzbestimmungen entspricht. Dort sind die Verwaltungsräume der Mitarbeiter untergebracht. Leiterin Ina Duggen-Below hat in dem engen Dachgeschoss seit 20 Jahren ihr Büro. Ehrenamtliche Helfer gehen dort ein und aus.

Kein zweiter Rettungsweg – schon ein Funken könnte tödliche Folgen haben

Wer sie bei der Arbeit beobachten will, der muss sich eine 78 Zentimeter breite Treppe hochquälen. Oben angekommen muss man kein Brandschutzexperte sein, um die Lage zu erfassen. Winzige Fenster machen eine Rettung von Menschen unmöglich. Die hölzerne Treppe ist der einzige Fluchtweg. Ein gesetzlich vorgeschriebener zweiter Rettungsweg fehlt. Fußboden, Träger, Regale – alles aus Holz. Im Sommer ist es heiß und trocken. Ein Funken könnte fürchterliche Folgen haben.

Die Lebensgefahr ist förmlich mit Händen zu greifen. „Hier oben entspricht nichts den gesetzlichen Bestimmungen“, sagt Ina Duggen-Below. Darüber, dass sie zwei Jahrzehnte lang Tag für Tag in einer potenziellen Feuerfalle gesessen und gearbeitet hat, will sie nicht nachdenken.

Laut Bürgermeisterin Urte Steinberg besteht dringender Handlungsbedarf. Ihr Wirtschaftsförderer Stefan Krappa habe in den vergangenen Monaten mehrere Immobilien aufgespürt und dem Frauennetzwerk angeboten. Darunter Räume im Einkaufszentrum Piz sowie über dem neu errichteten Edeka-Lebensmittelmarkt an der Friedrich-Ebert-Straße. Aus verschiedenen Gründen sei es nicht zu einem Abschluss gekommen. „Auch weil die Anforderungen des Frauennetzwerks recht hoch sind“, so Rathaussprecher Marc Trampe.

Suche nach geeignetem Standort für die Beratungsstelle

Aktuell schlägt Steinberg für die Zeit von September an diese Lösung vor: So stünden Räume in dem der Straße abgewandten Bereich des Edeka-Neubaus an der Friedrich-Ebert-Straße zur Verfügung.

Die Zimmer im Dachgeschoss des erhaltenen Kreissparkassen-Altbaus rufen bei den Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle allerdings wenig Begeisterung hervor. Schräge Wände, zu wenig Licht – das sind Kritikpunkte. „Wir benötigen Räume, die Frauen, die zu uns kommen, Sicherheit bieten“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Regine Heyenn. „Ein viel zu dunkles Gemäuer“, ergänzt ihre Kollegin Ruth Stiasny-Seligmann. Der Standort sei für eine Einrichtung, die von Gewaltopfern aufgesucht werden, „gänzlich ungeeignet“. Stiasny-Seligmann betont, dass sie keineswegs eine Verweigerungshaltung einnehme. „Wir kooperieren, suchen selbst nach einem geeigneten Gebäude.“ Bis zu 900 Euro dürfe die neue Heimat kosten, um die 70 Quadratmeter würden benötigt. Freundlich und citynah – das seien die Voraussetzungen.

Steinberg betont, dass ihre Vorschläge lediglich als Interimslösung dienen sollen, bis ein geeigneter Standort gefunden wurde. „Wir telefonieren uns Stück für Stück durch die Innenstadt, die Suche geht weiter, und wir werden die Beratungsstelle dabei unterstützen“, so die Rathauschefin. Fakt sei, dass Mitarbeiter des Pinneberger Stadtmuseums nicht länger der Brandgefahr ausgesetzt werden dürften. Das Dachgeschoss des alten Amtsgerichts darf laut Experten künftig nur noch als Lagerraum dienen.