Kreis Pinneberg klärt mit Aktionswoche auf. In Deutschland erlebt fast jede vierte Frau in ihrem Leben häusliche Gewalt. Jährlich fliehen rund 45.000 Frauen mit ihren Kindern in Frauenhäuser.
Elmshorn. Der 25. November markiert den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Er geht auf den Mord an die Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal durch den militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik im Jahr 1960 zurück. Die Frauen wurden zuvor gefoltert, weil sie im Untergrund gegen die Trujillo-Diktatur kämpften. Ihr Todestag wurde 1999 von den Vereinten Nationen als offizieller Gedenktag für Opfer von Gewalt anerkannt.
Zwölf Innungsbäckereien, die Gleichstellungsbeauftragten, die Frauenberatungsstellen, die Frauenhäuser und viele Kooperationspartner aus dem Kreis Pinneberg beteiligen sich zu diesem Tag an landesweiten Aktionen, denn auch hier müssen Frauen immer noch Gewalt erfahren. Und die hat viele Gesichter: „Die am weitesten verbreitete Form findet in den eigenen vier Wänden statt“, sagt Elmshorns Gleichstellungsbeauftragte Maren Schmidt. „Sie umfasst alle gesellschaftlichen Schichten.“ In Deutschland ist fast jede vierte Frau in ihrem Leben von häuslicher Gewalt betroffen. Jährlich fliehen rund 45.000 Frauen mit ihren Kindern in Frauenhäuser. 49 Prozent aller getöteten Frauen in Deutschland wurden Opfer ihres aktuellen oder ehemaligen Lebenspartners. Das geht aus einer Erhebung des Bundeskriminalamtes aus dem Jahr 2011 hervor.
Nicht immer zeigt sich Gewalt gegen Frauen in dieser krassen Form. Maren Schmidt verweist auf die Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nach der mehr als die Hälfte aller Frauen mindestens einmal in ihrem Leben sexuell belästigt werden. „Und damit ist nicht hinterherpfeifen gemeint, sondern begrabschen und mehr“, sagt sie.
Geprägt werde ein frauenfeindliches Bild auch durch die Medien. So dominiere seit der Gründung des Werberates die Herabwürdigung und Diskriminierung von Frauen als Beschwerdegrund, so die Gleichstellungsbeauftragte. „Allein 2013 wurden 514 Werbemaßnahmen mit dieser Begründung beanstandet“, sagt Schmidt.
Mit dem Hissen der Flagge der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes vor dem Elmshorner Rathaus wollten Vertreterinnen des Frauennetzwerkes Elmshorn und Bürgermeister Volker Hatje am Freitag ein Zeichen für Gewaltfreiheit setzen. Die blaue Fahne wird während des Aktionszeitraumes vom 24. bis 28. November vor vielen Rathäusern im Kreis wehen.
Unter dem Motto „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ geben viele Bäckereien in dieser Woche Backwaren in besonderen Papiertüten aus. Insgesamt 28.000 Stück sind bedruckt mit der bundesweiten Hotline, unter der Frauen mit Gewalterfahrungen Hilfe finden. Ziel der Aktion ist es einerseits, Öffentlichkeit für das Thema Häusliche Gewalt zu schaffen und andererseits betroffene Frauen zu informieren. Unter der Nummer 08000/116016 können sich Frauen rund um die Uhr an die Beratungsstelle wenden. Sie werden von dort an Stellen in ihrer Nähe vermittelt.
Die Gleichstellungsbeauftragten und Mitarbeiterinnen der Frauenfachberatungen Elmshorn und Pinneberg sowie der Frauenhäuser Elmshorn, Pinneberg und Wedel begleiten die Aktion und informieren an verschiedenen Ständen. Außerdem erhalten die Frauenberatungsstellen in Elmshorn und Pinneberg am Mittwoch, 25. November, im Foyer der Berufsschule Elmshorn von Bürgern und Institutionen gesammelte Spenden, die für die Trauma-Therapie-Angebote gedacht sind.