Bilsen/Kathmandu. THW-Helferin Savalin Thiemann aus Bilsen beendet ihren Hilfseinsatz und berichtet von ihren Erlebnissen in Kathmandu.

Drei Wochen arbeitete Savalin Thiemann als THW-Helferin in Nepal – und war maßgeblich daran beteiligt, dass die Bevölkerung der vom Erdbeben teilweise zerstörten Hauptstadt Kathmandu mit Trinkwasser versorgt wird. Jetzt ist die 31-jährige Bilsenerin von ihrem fünften Auslandseinsatz zurück. Ein Einsatz, der ihr körperlich, geistig und auch seelisch einiges abverlangt hat.

Elf Personen umfasste das Team der Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland (SEEWA), das am 26. April von Frankfurt aus ins Erdbebengebiet startete. „Der Anruf, das ich mitfliegen soll, kam zwölf Stunden vorher. So lange hatte ich Zeit, jemanden zu finden, der sich um meine Wohnung kümmert, meinen Arbeitgeber zu benachrichtigen und zu überlegen, ob ich noch offene Aufträge in der Firma habe.“

Einen Tag später traf die 31-Jährige nach einem Zwischenstopp in Neu-Delhi in Kathmandu ein. Die beiden Trinkwasseraufbereitungsanlagen, die von Berlin aus auf die Reise geschickt wurden, kamen jedoch erst drei Tage später an. „Ich habe in den ersten Tagen für die deutsche Botschaft gearbeitet“, erzählt die Bilsenerin. Am Flughafen nahm die 31-Jährige die Daten deutscher Reisender auf, die sich zum Zeitpunkt des Erdbebens in Nepal befanden. „Wir haben versucht, für diese Personen Flüge nach Europa zu bekommen.“ Auch mit Anfragen aus Deutschland nach vermissten Personen wurde sie konfrontiert. „Mir kam zugute, dass ich auch ausgebildete Notfallseelsorgerin bin.“

Aufbau der Trinkwasseraufbereitungsanlagen ein „Knochenjob“

Mit Eintreffen der Trinkwasseraufbereitungsanlagen konnte sich Savalin Thiemann auf ihre eigentliche Aufgabe stürzen. „Wir hatten eine neue Anlage dabei, die erst das zweite Mal im Ausland im Einsatz war. Ich kannte sie aus Serbien und war diejenige, die die Anlage am besten bedienen konnte.“ Nachdem auf dem Gelände eines örtlichen Wasserversorgers der richtige Standort gefunden war, begann der Aufbau. „Ein Knochenjob“, erzählt Savalin Thiemann. Alles müsse per Hand entladen und aufgebaut werden.

„So ein Aggregat wiegt 300 Kilogramm.“ Doch schon am selben Tag lieferte die Anlage Trinkwasser. „Das Trinkwassernetz in der Stadt war zum Großteil zerstört. Der Tiefbrunnen, aus dem wir unser Rohwasser gezogen haben, war kontaminiert“, so die Bilsenerin. 5000 Liter Wasser kann eine Anlage pro Stunde aufarbeiten, damit es den WHO-Trinkwasserstandards entspricht. Mit den zwei Anlagen der Helfer aus Deutschland können 30.000 Menschen versorgt werden.

„Viele Menschen haben in Parks campiert, weil ihre Häuser zerstört waren oder sie sich aus Angst vor weiteren Beben nicht mehr drinnen aufhalten wollten. Der Wasserversorger, dessen Brunnen wir genutzt haben, hat große Wassertonnen in die Camps gebracht und uns Lkw zur Verfügung gestellt, mit denen wir das aufbereitete Wasser dorthin bringen konnten.“ Teilweise seien die Menschen auch selbst mit Gefäßen aller Art gekommen.

„Die Erde hat über eine Minute lang gewackelt“

Am 13. Mai, 17 Tage nach dem ersten Erdbeben, erschütterte ein weiteres Beben mit der Stärke 7,2 das Land. „Ich war gerade bei der Wasserentnahmestelle. Die Erde hat über eine Minute lang gewackelt, ein großes Hotel in der Nähe ist zwei Meter hin- und hergeschwankt“, erzählt die Bilsenerin. Von einem Gebäude in der Nähe sei die Giebelwand eingestürzt. Savalin Thiemann führte die THW-Helfer zu dem vorher festgelegten Punkt des Geländes, der bei Erdbeben am meisten Schutz bot. So blieb die Gruppe unversehrt, die Elektronik der Anlage wurde jedoch zerstört. „Die Pumpen funktionierten nicht mehr. Wir mussten eine ältere Anlage aufbauen, die wir als Ersatz dabei hatten, um die Trinkwasserabgabe fortsetzen zu können.“

Inzwischen sind die defekten elektronischen Bauteile ausgetauscht. Savalin Thiemann hat das Nachfolgeteam eingearbeitet und den Einsatz beendet, den sie ehrenamtlich wahrnimmt. Wieder zu Hause warten auf die 31-Jährige, die seit 2002 dem THW angehört und sich 2008 dem Ortsverband Barmstedt angeschlossen hat, weitere Ehrenämter: Die Bilsenerin ist in der örtlichen Feuerwehr und Mitglied im Abc-Zug der Kreisfeuerwehr. „Eigentlich bin ich 24 Stunden am Tag unterwegs.“