Halstenbek. Gemeinde beschließt Kauf und Umbau der Anlage. Dadurch entstehen Kosten in höhe von 395.000 Euro. Schule wies auf Probleme mit Raumluft hin
„Formaldehyd – Gesundheitsrisiko Container?“ Diese Schlagzeile ziert die jüngste Ausgabe von „Le Wolf-Gäng“, der Schülerzeitung des Halstenbeker Wolfgang-Borchert-Gymnasiums. Die Nachwuchsreporter befassen sich ausführlich mit den Schulcontainern, in denen die Oberschüler unterrichtet werden.
Kopfschmerzen, Kratzen im Hals, Probleme mit der Bindehaut: Über diese Symptomen klagten Schüler und Lehrer, die sich längere Zeit in den Containern aufhielten. Teilweise sollen sich sogar Lehrer geweigert haben, dort zu unterrichten. Der Aufenthalt in diesen Räumen gehört jedoch bald der Vergangenheit an: In den Sommerferien ziehen die Gymnasiasten in den Neubau um, sodass die Container nicht mehr für den Unterricht benötigt werden. Sie verbleiben jedoch an Ort und Stelle – und dienen künftig als Unterkunft für bis zu 25 Asylbewerber.
Am Dienstagabend beschloss der Gemeinderat einstimmig, die bislang angemieteten Container zu erwerben. Sieben Minuten dauerte die Sondersitzung der Kommunalpolitiker. Sie war notwendig, weil die Gemeinde eine Frist für die Annahme des Kaufangebots einhalten musste. 395.000 Euro kostet es, die fünf Container zu erwerben und umzubauen, sodass sie statt zu Schulzwecken für eine dauerhafte Wohnnutzung geeignet sind.
Doch sind die Container wirklich dafür geeignet? Die Verwaltung sagt Ja. „Wir haben mehrmals umfangreiche Raumluftmessungen machen lassen“, sagt Gisela Sinz-König, Leiterin des Fachdienstes Bauen und Planung. In allen Fällen seien die zulässigen Grenzwerte unterschritten worden. „Die Container sind für die jetzige Nutzung freigegeben.“
Das bestätigt Susanne Dietrich, die im Rathaus für den Schulbereich und auch die Unterbringung von Asylbewerbern zuständig ist. Beschwerden vonseiten der Schule habe es mehrere gegeben, zuletzt jedoch sei zu diesem Thema nichts mehr gekommen. Nichts dazu sagen, will auch Schulleiter Karsten Schneegaß, der über seine Sekretärin ausrichten lässt, dass es Auskünfte nur über die Gemeinde gibt.
Dort verweist man darauf, dass die Container vor der Nutzung zu Wohnzwecken komplett saniert und umgebaut werden. Auf diese Weise würden Belastungsquellen, falls sie noch vorhanden sind, entfernt. „Bevor wir dort Personen unterbringen, werden wir nochmals die Raumluft untersuchen lassen“, verspricht Fachdienstleiterin Sinz-König. Erst wenn erwiesen sei, dass es keine Auffälligkeiten gebe, werde die Asylunterkunft freigegeben.
Halstenbek muss handeln, um die größer werdende Zahl von Flüchtlingen aufnehmen zu können.
Halstenbek muss dringend handeln, um die immer größer werdende Zahl von Flüchtlingen aufnehmen zu können. Außer dem geplanten Umbau des ehemaligen Jugendzentrums A 23 am Neuen Weg ist die Umwandlung der Schul- in Wohncontainer das wichtig-
ste Projekt, um Platz für die Hilfesuchenden zu schaffen.
Die Containeranlage wurde 2010 am Bickbargen aufgestellt, ihr baulicher Zustand ist laut Auskunft der Gemeinde gut. Für die Container liege eine unbefristete Nutzungsgenehmigung vor, die gesetzlichen Anforderungen in Sachen Energieeinsparverordnung und Brandschutz würden erfüllt, alle notwendigen Ver- und Entsorgungsleitungen, die Fundamente sowie eine befestigte Zuwegung seien vorhanden.
360.000 Euro beträgt der Neupreis einer solchen Anlage, die jährlichen Mietkosten liegen bei 90.000 Euro. Die Gemeinde kauft die gebrauchten Container nun für 95.000 Euro. Die übrigen Kosten von 300.000 Euro entfallen auf Umbau, Möblierung und Außenanlagen. „Das Angebot ist gut“, sagt Sinz-König. Sie geht davon aus, dass die 17 Containerappartements, in denen maximal 25 Personen untergebracht werden können, im Herbst bezugsfertig sind. Voraussichtlich am 11. Juni (18 Uhr, Altbau Gymnasium) will die Gemeinde die unmittelbaren Anwohner in einer Info-Veranstaltung über das Projekt informieren. Sinz-König dazu: „Es ist wichtig, dass wir in einen Dialog treten, um auf eventuelle Ängste und Sorgen eingehen zu können.“