Pinneberg. Maler und Bildhauer aus dem Kreis Pinneberg stellen ihre Werke in einer Jahresausstellung in den Gartensälen der Drostei vom 9. Mai bis 24. Mai aus.
Eine ältere Dame mit grauem Haar, schwarz geschminkten Augen, edel gekleidet und mit Ketten herausgeputzt hält sich die Maske der Jugend vor das Gesicht. Versteckt sie sich dahinter oder setzt sie diese ab, um ihr wahres Ich zu zeigen? Der Betrachter darf sich seine eigenen Gedanken zu dem Ölgemälde von Freddy Rode machen. Der Barmstedter gehört seit fünf Jahren der Künstlergilde im Kreis Pinneberg an. Deren Mitglieder stellen ihre Werke in einer Jahresausstellung in den Gartensälen der Pinneberger Drostei vom 9. Mai bis 24. Mai aus.
„Das Motto der Ausstellung heißt Kontraste“, sagt Christiane Schedelgarn, Vorsitzende des Vereins. Der Begriff lässt Spielraum. Die einen sehen Gegensätze wie jung und alt, schwarz und weiß, schön und hässlich darin. Die anderen interpretieren Kontrast nicht nur als thematischen Widerspruch. Für sie zeigt sich der Bruch in der Farb- oder Materialwahl. 21 Künstler beteiligen sich an der Ausstellung, darunter zwei Bildhauer. Jeder hat mindestens zwei Werke geschaffen. Doch nur eins davon schafft es in die Ausstellung. „Eine Jury wählt pro Künstler eins aus“, sagt Christiane Schedelgarn.
„Das wird eine spannende Ausstellung“, verspricht Freddy Rode. Sie vereine ganz unterschiedliche Stilrichtungen und Techniken. Als sich die Mitglieder auf einem ihrer monatlichen Treffen zum ersten Mal über das vielschichtige Thema austauschten, sei ein wahres Wortgewitter ausgebrochen. Er selbst habe sich mit der Motivwahl schwer getan. „Ich hatte nur düstere Bilder im Kopf von Elend, Tod, der größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich“, sagt der Maler. Er verarbeitet sie in kleinen Bilder, fügt diese in einem Comic zusammen. Seine Ehefrau Karin Bergmann-Rode fand es grauenhaft und schlug beim Anblick die Hände überm Kopf zusammen, wie er sagt. Ihm lief die Zeit davon. „Ich war in einem richtigen Loch“, sagt der Barmstedter, der mit seiner Frau
25 Jahre lang das Galerie-Café auf der Barmstedter Schlossinsel führte. Dann gelang es ihm doch noch, eine andere Richtung einzuschlagen und in der Vergänglichkeit einen Kontrast zu erkennen. Sein zweites Bild zeigt einen knackigen Apfel, neben einem vergammelten. Die Ölfarbe ist noch feucht.
Christiane Schedelgarn, die ihr Atelier in Elmshorn hat, sieht den Kontrast in Schwarz und Weiß. Für die sehr grafischen Bilder benutzte die 61-Jährige eine selbst entwickelte Mischtechnik, bei der sie Ölfarben, Kreiden, Papier und Holzleim schichtet. So entsteht eine Dreidimensionalität.
Gegenständlich und im Hell-Dunkel-Kontrast arbeitet auch Karin Damm. Sie ließ sich von der Besucherin einer Ausstellung inspirieren, die einem schwarz-weiß gemusterten Mantel trug. Bettina Jungmann stellt zwei Porträts berühmter Fußballer gegenüber: Torwart Manuel Neuer und Verteidiger Dante. „Beide tragen ein Pflaster auf der Wange“, sagt Schedelgarn. „Das Pflaster zeigt, dass beide unabhängig von ihrer Hautfarbe verletzlich sind.“ Zwei Zeichnungen kommen von Martin Musiol, der John Lennon und einen weniger bekannten Menschen zeigen – seinen Mörder Mark David Chapman.
Bei der Vernissage am Sonnabend, 9. Mai, (16 Uhr) in der Drostei, Dingstätte 23, spielt Musiker Mario Schramm auf selbstgebauten prähistorischen Instrumenten wie Luren und Didgeridoos. Freier Eintritt.