Hetlingen/Ellerhoop. Das Schachblumenfest in Hetlingen und das Narzissen- und Päonienfest im Arboretum in Ellerhoop locken am Wochenende die Blumenfreunde an
Auf den feuchten Marschwiesen bei Hetlingen blühen wieder die Schachblumen mit ihren großen schachbrettartig gemusterten, purpurnen oder auch den selteneren weißen Blüten. Es ist eines der größten deutschen Vorkommen dieser bedrohten Lilienart. Gruppen von Spaziergängern und Radfahrern kommen, um die geschützte Fritillaria meleagris zu bewundern und Fotos zu machen. Das Zeitfenster dafür ist eng.
„Zwischen der ersten und der letzten Blüte liegen lediglich zehn Tage“, sagt Jochen Steinhardt-Wulff, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz Haseldorfer Marsch (Arge). Dem Verein ist es zu verdanken, dass größere Bestände in den Zwischendeichwiesen Hetlingens zu finden sind. Während in Schleswig-Holstein die Schachblume vom Aussterben bedroht ist, blühen in Hetlingen jedes Jahr zwischen 50.000 und 250.000 Exemplare. „Das variiert von Jahr zu Jahr“, sagt der 75-Jährige.
Die selten gewordenen Blume, die das Wappen Hetlingens ziert, wird am Sonntag, 26. April, von 11 bis 16 Uhr gefeiert. Bandreißer und Imker werden während des Schachblumenfestes vor dem alten Deich, Achtern Diek/Schulstraße, in Hetlingen ihr Handwerk vorstellen. Zudem sind verschiedene Stände aufgebaut. Jochen Steinhardt-Wulff wird am Rand der Wiese stehen, schauen, dass niemand auf die Schachblumen tritt und Besuchern Wissenswertes über die Pflanze erzählen.
Schachblumen benötigen feuchte Wiesen und eine späte Mahd Mitte Juni statt Mitte Mai, erzählt der Naturschützer. „Früher konnten die Wiesen in der Marsch erst im Juni gemäht werden, weil der Boden vorher noch zu nass war.“ Nach der Eindeichung änderte sich der Zustand der Weiden. Die Landwirte mähen für die Silagewirtschaft bereits Mitte Mai, wenn das Gras besonders reichhaltig ist. Für die Schachblumen bedeutet dies, dass sich die Blumenzwiebel noch nicht entwickeln konnte. Sie überlebte auf wenigen Wiesen am Bullenfluss zwischen Hetlingen und Giesensand, sowie zwischen Holm und Idenburg, die von der ARGE seit 1994 betreut werden. Der Verein hatte zunächst sechs Hektar vom Land, später von Hamburg gepachtet. „Die Hansestadt hatte vor 13 Jahren 145 Hektar Land als Ausgleichsfläche für die Elbvertiefung von Schleswig-Holstein gekauft“, sagt er.
Der in das Projekt eingebundene Landwirt mäht diese Blumenwiesen so, dass sich die Schachblume optimal entwickeln kann. Allerdings könnte damit bald Schluss sein, denn der für Nutztiere giftige Sumpfschachtelhalm, der ebenfalls vom späten Mähen profitiert, könnte den Verkauf des Heus sabotieren, so Jochen Steinhardt-Wulff.
Wasser trägt den Samen der Schachblume weiter und ermöglicht ihre Verbreitung. Dass die Bestände um Hetlingen auch ohne Überschwemmungen überleben, dafür sorgt Jochen Steinhardt-Wulff. Er sammelt einmal im Jahr mit den Viertklässlern der Hetlinger Schule die Samen der Pflanzen ein. „Die Kinder dürfen einige mit nach Hause nehmen, um sie in ihren Gärten anzusiedeln“, sagt er. So erhofft er sich, dass die Schachblume eines Tages wieder das Landschaftsbild prägt.
In Ellerhoop veranstaltet der Förderkreis des Arboretums in der norddeutschen Gartenschau am Wochenende gleich an zwei Tagen ein Narzissen- und Päonienfest. Außer den gelben Trompeten-Narzissen stehen auf der 1,5 Hektar großen Wiese vor dem historischen Münsterhof 600.000 schneeweiße, duftende Dichter-Narzissen (Nacissus poeticus). „Ihre Schönheit wurde bereits in der altgriechischen Antike von Homer oder Anakreon gepriesen“, sagt Arboretum-Leiter Hans-Dieter Warda. Weiße Narzissen waren ursprünglich im Mittelmeergebiet beheimatet, so der Experte. Durch Kultivierung sind sie mittlerweile weltweit zu finden. Als Wildpflanze am Heimatstandort ist die Weiße Narzisse in ihren Beständen stark bedroht.
Zu bewundern sind auch schon die ersten pastellfarbenen, seidigen Blüten der Strauch-Pfingstrosen, wie die Päonien auch genannt werden. In der Norddeutschen Gartenschau werden etwa 2500 dieser Blütengehölze aus China kultiviert.
Schachblumenfest Hetlingen: Achtern Diek/Schulstraße, 11-16 Uhr, mit Infoständen, Essen und Trinken, Verkauf von Schachblumen, Bandreißervorführung, Kinderspielen und Bienenschaukasten. Ohne Eintritt. Narzissen- und Päonien-Fest im Arboretum: Thiensen 4, Ellerhoop, 25. und 26. April, 10-19 Uhr, Pflanzenraritäten, Verkaufsstände, Schatzsuche für Kinder, Bernsteine und Mineralien. Eintritt: neun Euro.