Pinneberg/Itzehoe. Nach einer Strafanzeige durchleuchten die Behörden derzeit ein Grundstücksgeschäft. Es geht um den Verkauf von Kasernen-Flächen.
Die Staatsanwaltschaft Itzehoe hat ein Ermittlungsverfahren gegen Pinnebergs Bauamtschef Klaus Stieghorst eingeleitet. Das bestätigte der zuständige Oberstaatsanwalt Uwe Dreeßen auf Anfrage des Hamburger Abendblatts. Der Vorwurf laute auf Untreue oder sogar Korruption. Es gehe um ein Grundstücksgeschäft, das derzeit durchleuchtet werde. Die Ermittlungsakten lägen bei der Kripo, die sich des Falles angenommen habe, so Dreeßen. Zum Sachstand wollte der Itzehoer Oberstaatsanwalt unter Hinweis auf das laufende Verfahren keine Angaben machen. Mit zügigen Ergebnissen sei jedoch nicht zu rechnen.
Anlass der Ermittlungen ist eine Strafanzeige. Die stammt aus der Feder von Hans Hubertus von Stosch, der selbst auf dem Bausektor tätig ist. Von Stosch lebt am Hollandweg unweit der früheren Eggerstedt-Kaserne, die derzeit zu einer Parkstadt entwickelt wird. Die Stadt Pinneberg hatte den früheren Bundeswehrstandort 2013 vom Bund erworben.
Sieben Hektar des Geländes waren nach einem Ausschreibungsverfahren im Februar 2014 an die Kieler Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) weiterveräußert worden. Das Unternehmen plant 250 Wohneinheiten. Der Kaufpreis lag bei 1,4 Millionen Euro. Zudem übernimmt die LEG die Erschließung des Wohngebiets. Zwei weitere Interessenten sollen während des Verfahrens aus dem Poker um die Flächen ausgestiegen sein.
Von Stosch bezeichnet den Kaufpreis als „völlig unangemessen“. Die Stadt habe wesentlich mehr aufrufen können. Zudem seien Kosten für die von der LEG zu übernehmende innere Erschließung des Areals zu hoch angesetzt. Von Stosch vermutet, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging: „Das stinkt gewaltig“, sagt er. Sein Vorwurf lautet auf Bestechlichkeit und Untreue – und richtet sich direkt an den Pinneberger Bauamtschef Klaus Stieghorst.
Bereits im Oktober 2014 hatte von Stosch den Kreis Pinneberg mit seinen Vorwürfen konfrontiert. In einem Antwortschreiben war ihm empfohlen worden, sich „gegebenenfalls direkt mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung zu setzen“. Das tat von Stosch dann mit seiner Anzeige am 11. November 2014. Von Stosch hat den Hamburger Anwalt Carlos Drescher mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt. Auf dessen Bitte nach Akteneinsicht antwortete die Staatsanwaltschaft Itzehoe mit Schreiben vom 18. März unter der Betreffzeile „Verfahren gegen Klaus Stieghorst, Pinneberg“. Die angeforderten Akten könnten nicht übersandt werden, weil sie „zurzeit anderweitig versandt sind“. Drescher kündigte auf Nachfrage des Abendblatts an, Ende April erneut Akteneinsicht zu beantragen.
Im Rathaus der Kreisstadt ist bekannt, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt. Pinnebergs Rathaussprecher Marc Trampe bestätigte am Donnerstag, dass Akten angefordert worden seien. „Ich bitte um Verständnis, dass wir uns aufgrund des laufenden Verfahrens inhaltlich nicht weiter äußern. Wir unterstützen die Staatsanwaltschaft vollumfänglich, sehen aber überhaupt keine Anhaltspunkte für einen solchen Verdacht“, so der Erste Stadtrat Klaus Seyfert, der derzeit als Stellvertreter von Rathauschefin Urte Steinberg fungiert. Bauamtschef Klaus Stieghorst selbst werde sich derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern, so Trampe.
In Pinneberg dürften Erinnerungen wach werden. Ende 2004 hatte eine anonyme Anzeige zu Ermittlungen gegen Bauamtschef Klaus Stieghorst und den damaligen Bürgermeister Horst-Werner Nitt geführt. Damals ging es um den Rathausneubau in Pinneberg. Vorwürfe der Bestechlichkeit und Untreue hatten sich jedoch im Verlauf des Verfahrens als haltlos erwiesen. Die Kieler Staatsanwaltschaft hatte ihre Ermittlungen mangels Tatverdachts daraufhin eingestellt.