Helogland. Helgolands früherer Bürgermeister Frank Botter über den neuen Vertrag zwischen Landesamt und Verein Jordsand zum Dünenschutz auf der Insel.
Wie wir einem Artikel des Hamburger Abendblattes vom 9. April.2015 entnehmen durften, haben das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) und der Verein Jordsand eine vertragliche Vereinbarung über die naturschutzfachliche Betreuung für die Helgoländer Düne geschlossen. Der Vertrag läuft zunächst über drei Jahre und kann anschließend jeweils um weitere sechs Jahre verlängert werden.
Das Landesamt hat ohne Rücksprache mit der Gemeinde Helgoland, ohne Informationen an die Bürgerinnen und Bürger, aber unter Einbeziehung der unteren Naturschutzbehörde, eine vertragliche Vereinbarung getroffen, die den vitalen Interessen der Einwohnerschaft der einzigen deutschen Hochseeinsel zuwider laufen. Warum müssen bestehende Strukturen zerschlagen werden, die sich in der Vergangenheit bewährt haben?
Die Inselgemeinschaft muss erneut zur Kenntnis nehmen, dass die Landesbehörden augenscheinlich machen können was sie wollen. Wir erinnern hier nur an die Problematik „Denkmalschutz“ und die Errichtung des Naturschutzgebietes „Helgoländer Felssockel“.
Die Helgoländer Düne wurde Anfang der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts durch einen Vertrag zwischen dem Land Schleswig-Holstein und der Gemeinde Helgoland, gegen Zahlung von 5000 DM, in deren Eigentum übertragen.
Der Vertrag ist mit Bedingungen verbunden, die insbesondere die weitere Nutzung der etwa 0,7 Quadratkilometer Flächen regeln. Unter anderem soll die Düne den Bürgerinnen und Bürgern als Naherholungsgebiet und den Urlaubsgästen als touristisches Angebot dienen. Hüter des Vertrages ist der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein. Warum hat man für die Betreuung aus naturschutzrechtlicher Sicht vorab keine Gespräche mit den Insulanern (Gemeindevertretung, Einwohnerversammlung o.ä.) geführt? Warum erfolgte eine Übertragung der Aufgabe an den Verein Jordsand?
Eine Insellösung wäre hier sinnvoller gewesen, zumal es Menschen gibt, die sich weit über zwei Jahrzehnte ehrenamtlich mit dem Schutz der Kegelrobben und Seehunde beschäftigen und sich mit ihrer Aufgabe über das normale Maß hinaus identifizieren.
Wir sind es leid, immer mehr fremdbestimmt zu werden und wir werden es nicht hinnehmen, von Dritten Weisungen entgegen zu nehmen, wie wir mit unserer Düne umzugehen haben. Die Helgoländer/Insulaner haben über Jahrhunderte bewiesen, dass der Naturschutz gelebt werden muss. Hätten unsere Vorfahren, Großeltern, Eltern und wir selbst nicht aktiv dazu beigetragen, dann gäbe es diese Natur in der jetzigen Form gar nicht.
Am 18. April 2015 denken wir hier auf der Insel an die verheerenden Bombenabwürfe kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges und die sich anschließende Evakuierung. Nur mit eisernem Willen ist es den damals Verantwortlichen gelungen, auf den zerschundenen Felsen zurückzukehren und die einmalige Wiederaufbauleistung zu ermöglichen. Dazu gehörten natürlich die massiven Unterstützungen durch den Kreis Pinneberg, das Land Schleswig-Holstein und die Bundesregierung. Dafür sind wir sehr dankbar und werden das auch über die Generationen hinweg weiter vermitteln.
Wir haben es aber satt, dass die „Freiheiten“ der Insel immer mehr durch bürokratische Hindernisse und selbstgefällige Entscheidungen von vermeintlichen Fachleuten eingeschränkt werden. Es reicht uns und wir sind nicht mehr bereit, alles zu schlucken, was man uns aus vermeintlich gesetzlich notwendigen Erfordernissen aufdrücken will.
Und was wir überhaupt nicht mehr akzeptieren können, ist die Art und Weise, wie mit uns umgegangen wird. Die Düne ist unser Eigentum und wir entscheiden, wer oder was dort zu passieren hat. Dafür brauchen wir keine Vereine oder Verbände, die fremdbestimmt ihre Interessen durchsetzen wollen.
Es wäre schade, wenn wir nunmehr erneut die „Kröten“ schlucken müssen, die sich vermeintliche Fachleute für uns ausgedacht haben. Wir werden das Feld nicht kampflos räumen und uns gegen diese Art zu wehren wissen. Nicht wir haben die „Götter gerufen, die wir nun nicht mehr loswerden können“, wir sind standfest und werden uns zu wehren wissen. Die Konfrontation ist von einer Landesbehörde provoziert worden. Das können und wollen wir uns nicht gefallen lassen.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, rufen Sie Ihre Landesbehörde zurück und handeln Sie im Sinne der etwa 1.500 Inselbewohner und sehr geehrter Herr Landrat, geben Sie ihren Kreisbewohnern, die ihre eigene Heimat lieben und ein Teil des Naturschutzes sind, eine Chance, die Dinge zu regeln, über die wir mehr wissen als irgendwelche vermeintlichen Fachleute vom Festland. Wir haben es über Jahrhunderte gelernt, mit der Fauna und Flora zu leben, so wie es für uns richtig und wichtig ist.
Erklären Sie gemeinsam die Vereinbarung zwischen der Landesbehörde und dem Verein Jordsand für unwirksam und suchen Sie das Gespräch mit den Bewohnern „Ihrer“ Hochseeinsel Helgoland.