Seit der Umsiedlung aus der Innenstadt auf das frühere Züchner-Konservendosen-Gelände hat sich die Zahl der Mitarbeiter verdreifacht.
Barmstedt. In Barmstedt wird die Kuhmilch seit 135 Jahren zu haltbareren Milchprodukten weiterverarbeitet. Die Meierei, die als Genossenschaftsbetrieb 1200 Landwirten gehört, macht jedes Jahr aus 800.000 Tonnen Milch 77.000 Tonnen Magermilchkonzentrat, 33.000 Tonnen Käse und 26.000 Tonnen Butter. Ein Drittel der angelieferten Milch geht direkt ins Milchtrocknungswerk nach Neumünster, das die Barmstedter Meierei zusammen mit den Molkereien aus Schmalfeld, Uelzen und Wasbek betreibt. Dort wird aus 250 Millionen Kilogramm Magermilch Milchpulver vor allem für den Export hergestellt.
Die Barmstedter Meierei ist sehr gut im Geschäft. Seit der Umsiedlung des Betriebes im Jahr 2002 aus der Innenstadt auf das frühere Züchner-Konservendosen-Gelände an der Lutzhorner Landstraße hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf 88 Beschäftigte mehr als verdreifacht.
Die zu verarbeitende Milchmenge hat sich in etwa verdoppelt. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr auf 324 Millionen Euro. Im Jahr 2006, als die Meierei in die Käseproduktion einstieg, waren es noch 130 Millionen Euro Umsatz. „Insgesamt 60 Millionen Euro hat das Unternehmen in den neuen Standort und die Betriebserweiterung investiert", sagt Geschäftsführer Dirk Rowedder. Allerdings ist der Milchmarkt ein sensibles Geschäft, wie sich im vorigen Jahr deutlich zeigte. Der Milchpreis, den die Meierei ihren 900 Lieferanten auszahlen konnte, sank von 40 auf nur noch 30 Cent fürs Kilogramm. Der Jahresdurchschnittspreis lag mit 38 Cent pro Kilogramm zwei Cent unter dem Durchschnitt von 2013. Das führte dazu, dass der Umsatz 2014 im Vergleich zum Vorjahr stagnierte.
Dass sich dieser Preisverfall in diesem Jahr wieder umkehren wird, glaubt Rowedder nicht. Es gebe ein Überangebot auf dem Markt. Durch den Handelsboykott der Europäischen Union sei Russland als Absatzmarkt ausgefallen. Und zum 1. April dieses Jahres wird die Milchquote abgeschafft, die den Landwirten innerhalb der EU eine Höchstmenge auferlegte. „Wir können im Moment überhaupt noch nicht einschätzen, welche Auswirkungen das auf die Milchmengen und den Preis haben wird“, sagt Rowedder.
Gleichwohl hat sich die Meierei in Barmstedt mit ihren drei Standbeinen – Milchkonzentrat, Käse und Butter – eine gewisse Unabhängigkeit vom reinen Milchmarkt erarbeitet. Der Verbrauch von Butter bleibt seit Jahren mit rund sechs Kilogramm je Bundesbürger pro Jahr konstant. Der Käsekonsum steigt nach wie vor an und ist mit mehr als 24 Kilogramm pro Kopf und Jahr heute um vier Kilogramm höher als noch vor 15 Jahren. Hauptmarkt für den Barmstedter Schnittkäse sind die Tiefkühlpizzen.
Ihre Butter bringt die Meierei seit 1992 über die Vertriebsgesellschaft „Gut von Holstein“ mit Sitz in Bad Bramstedt in den Handel. Die 250-Gramm-Packungen vertreiben bis auf Lidl alle großen Supermarkt-Ketten wie Aldi, Rewe, Penny und Edeka. „Da sind wir klassisch gewachsen“, sagt Rowedder. Für Hotels, Krankenhäuser, Kreuzfahrt-Reedereien und sogar Soldaten im Auslandseinsatz wird die Barmstedter Butter auch in kleinere Zehn- bis 20-Gramm-Portionen maschinell abgepackt. Rowedder: „Bei der Portionsbutter gehören wir zu den Top Fünf in Deutschland.“ 30 Prozent der Produktion gehen ins Ausland, der überwiegende Teil verbleibt in der EU. Das Milchpulver wird vor allem nach Malaysia und Indonesien geliefert. Durch die Konzentration der Produktion auf Käse, Butter und Magermilchkonzentrat, die erheblich länger haltbar sind als Trinkmilch, ist die Meierei nicht auf schnelle Vertriebswege angewiesen.
Dafür ist die Produktion sehr energieaufwendig. Etwa 300.000 Euro an Strom-, 150.000 Euro an Heizkosten sowie 50.000 Euro für den Wasserverbrauch muss die Meierei jedes Jahr erwirtschaften. Mit elf Lehrstellen für Milchtechnologie, Laboranten und Mechatroniker bildet das Meierei ihre Fachkräfte für die Zukunft aus.