Immer mehr Landwirte versuchen, sich mit eigenen Produkten ein weiteres Standbein aufzubauen. Ein Ehepaar aus Bullenkuhlen bei Barmstedt hat Erfolg damit, Joghurt in der eigenen Hofmolkerei herzustellen.

Bullenkuhlen. Dieser Produktionszweig des Landwirte-Ehepaars Corinna Hammen und Stephan Eggers entwickelt sich zu einer Erfolgsgeschichte. Vor sechs Jahren gründeten sie auf ihrem Hof in Bullenkuhlen, der 1672 erstmals erwähnt wurde, eine Hofmolkerei, um sich unabhängiger von den stark schwankenden Milchpreisen zu machen. Ihr gentechnikfreier Joghurt kommt offenbar so gut bei den Verbrauchern in Hamburg und dem Umland an, dass sie inzwischen 60 Edeka- und Rewe-Märkte mit ihrer Milchspeise beliefern. Bis nach Wentorf im Kreis Herzogtum Lauenburg hinter Bergedorf fahren sie ihre Joghurt-Becher, von denen sie 1800 pro Woche in eigener Produktion herstellen, freut sich Corinna Hammen. „Es ist wirklich schön, dass unser Joghurt bei den Kunden so gut ankommt.“ Die Molkerei beschäftigt inzwischen vier Aushilfskräfte zum Abfüllen, Etikettieren und Ausliefern der Produktion.

Ihre 90 Kühe im neuen offenen Laufstall bringen jedes Jahr etwa 600.000 Kilogramm Milch, die zum großen Teil an die Meierei im benachbarten Barmstedt geliefert werden, wo sie zu Butter und Käse verarbeitet werden, erklärt Stefan Eggers, dessen Großvater Peter Eggers den Hof nach dem Krieg übernommen hatte, und heute 75 Hektar Land bewirtschaftet. Aus der Milch würden zurzeit 900 Kilogramm Joghurt pro Woche hergestellt, die am nächsten Tag frisch an die Supermärkte ausgeliefert werden.

Die 500-Gramm-Becher, die in den Märkten ab 1,69 Euro angeboten werden, gibt es in den Geschmacksrichtungen Vanille, Erdbeer, Kirsch, Aprikose, Birne und Banane. „Mit Abstand am besten geht der Joghurt mit Vanille-Geschmack, den wir ganz ohne Aromastoffe herstellen“, sagt Corinna Hammen. Jeder vierte Joghurt aus Bullenkuhlen schmeckt nach Vanille.

Die Joghurtproduktion beginnt am Abend nach dem Melken der Rinder. Die noch warme Milch wird mit den Joghurtkulturen vermischt, die aus der melkfrischen Milch über Nacht Joghurt machen, der dann am nächsten Morgen seine verschiedenen Geschmacksrichtungen erhält. Er wird in 500-Gramm-Becher abgefüllt, etikettiert und anschließend bei vier Grad Celcius einen Tag gekühlt, bevor er ausgeliefert wird.

Das sofortige Ansetzen der Joghurtkulturen an die noch warme Milch habe den Vorteil, dass die Fettmoleküle erhalten bleiben, erklärt Landwirt Eggers. Bei der industriellen Produktion würde die Milch zunächst gekühlt, was den Fettgehalt senke. Die Joghurts der Holfmolkerei Eggers hätten einen Fettgehalt von mindestens 3,7 Prozent und „er ist so natürlich, wie ihn die Kühe in ihrer Milch geben“.

Diese sofortige Joghurtproduktion wirke sich auch positiv auf den Geschmack aus, versichert Corinna Hammen. Die zunehmende Zahl der Lebensmittelgeschäfte und Hofläden, die ihn in Bullenkuhlen bestellen, geben ihr Recht. Offenbar seien die Verbraucher bereit, etwas mehr für dieses Qualitätsprodukt aus dem kleinsten Dorf des Kreises Pinneberg auszugeben, die es sonst bei Joghurts in dieser Art im Hamburger Raum nicht gebe.

Eggers und Hammen sind mit ihrer Hofmolkerei dem Verband Lebensmittel ohne Gentechnik beigetreten, dem bundesweit 190 Betriebe angehören. „Wir haben uns entschlossen, unseren Kunden ein wirklich gutes, gesundes und gentechnik-freies Produkt anzubieten“, sagt Corinna Hammen, die bei ihrem Betriebswirtschaftsstudium den Schwerpunkt auf Logistik legte. So seien Produktion und Vertrieb ganz genau aufeinander abgestimmt. Produziert werde ausschließlich auf Bestellung. Die gekühlte Ware erreiche die Märkte täglich frisch auf dem kürzesten Weg.

Die Hofmolkerei, in die das Landwirte-Ehepaar eine Viertelmillion Euro investierte, mache inzwischen ein Drittel ihres Umsatzes aus. Die tägliche Milchproduktion der Kühe biete noch weiteres Wachstumspotenzial. Ihr Joghurt werde aber ausschließlich über Hofläden und Supermärkte vertrieben. Ein Markt im Altonaer Mercado biete sie seinen Kunden sogar auf Bestellung über das Internet an.