Stadt hat versäumt, Sportgeräte auf Sicherheit zu überprüfen. Jetzt müssen 123.700 Euro investiert werden, um Gefahren zu beseitigen.
Pinneberg. Die Stadt Pinneberg hat es in der Vergangenheit versäumt, Sportgeräte an ihren Schulen regelmäßig auf Sicherheit zu überprüfen. Das musste Kulturamtsleiterin Traudchen Perrefort am Mittwochabend während der Sitzung des Schulausschusses einräumen. Somit wurde in der finanziell stark angeschlagene Kreisstadt gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen.
Politiker reagierten auf die Nachricht mit Fassungslosigkeit. Um die Sportgeräte wieder sicher für Schüler und Vereinssportler zu machen, müssen 123.700 Euro her. Erst wenige Stunden vor dieser erneuten Hiobsbotschaft hatten Hunderte Schüler und Eltern vor der Drostei lautstark gegen Baumängel und Sanierungstau an Pinnebergs Schulen demonstriert.
„Sicherheitstechnische Überprüfungen der Geräte hätte es geben müssen, das ist nicht geschehen“, so Perrefort. Der Fehler sei erkannt und werde abgestellt. Abläufe würden optimiert. Rathaussprecher Marc Trampe bestätigte am Donnerstag, dass zumindest seit 2013 versäumt worden sei, Sportgeräte zu checken. Es gebe jetzt eine klare Handlungsanweisung. Mängel müssten behoben werden.
„Ich bin völlig von den Socken“, so Bürgervorsteherin Natalina Boenigk (CDU) während der Sitzung des Schulausschusses. Die Kapriolen der Stadtverwaltung seien frustrierend: „Es kann nicht angehen, dass wir es nicht mal mehr schaffen, unsere Sportgeräte auf Sicherheit zu überprüfen.“ Angesichts stockender Schulsanierungen fühle sie sich ohnehin „massiv“ verschaukelt.
Aus einer von der Fachfirma „Sport Thieme“ vorgelegten Liste geht hervor, dass unter anderem Kletteranlagen, Trampoline und Sprungbretter marode seien. Angela Traboldt (SPD) sagte: „Unglaublich, wenn Schüler in Gefahr geraten.“ Es müsse umgehend geklärt werden, „wer da geschlafen hat“. Traboldt zeigt sich zudem erstaunt, dass die prüfende Fachfirma offenbar später bei Neuanschaffungen von herausgegebenen Aufträgen profitieren könne. „Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.“ Trampe sieht das nicht dramatisch: „Die Firma ist für derartige Prüfungen zertifiziert.“ Die Stadt werde beim Einkauf von Sportgeräten Angebote mehrerer Unternehmen einholen.
Zu Beginn der Sitzung des Schulausschusses hatten Eltern von mehreren Pinneberger Schulen die 2014 zugesagte Modernisierung der Bildungseinrichtungen verlangt. „Der aktuelle Zustand ist unzumutbar“, sagte Frauke Runden, Sprecherin der Pinneberger Schul-Allianz. Eine Verschiebung von Bauarbeiten sei nicht akzeptabel. Für die erneute Hängepartie wegen aktueller Haushalts-Querelen wurden aus Reihen der erbosten Elternvertreter gar personelle Konsequenzen gefordert.
Klar ist, dass die Stadt es im vergangenen Jahr nicht geschafft hat, ihr ehrgeiziges Sanierungskonzept umzusetzen. Ob deshalb Fördergelder des Landes verloren gehen, ist noch nicht abschließend geklärt. „Wir werden unsere Planung jetzt den personellen Kapazitäten anpassen“, sagt Trampe. Alternativ werde der Politik aufgezeigt, wie viel zusätzliches Personal vonnöten wäre, um das Sanierungskonzept wie ursprünglich vorgesehen abzuarbeiten. Keine der Baumaßnahmen werde infrage gestellt.
Für Joachim Dreher (Grüne) steht fest, dass Arbeitsprozesse in der Verwaltung stocken. „Es muss einfach umgesetzt werden, was wir beschlossen haben“, so Drehers Fraktionskollege Manfred Stache. „Der politische Auftrag war da“, so Traboldt, die von einem Desaster sprach. Sie habe „reichlich Wut im Bauch“. Boenigk, die sich während der turbulenten Sitzung des Ausschusses zeitweise „im Winterhuder Fährhaus“ wähnte, konnte nicht umhin, den Slogan der der aktuellen Pinneberger Image-Kampagne von „persönlich, ehrlich, anders“ spontan in „peinlich, ehrlich, anders“ umzudichten.