Autofähre, die Wedel mit Jork verbinden soll, eint die Elbseiten schon – im Widerstand gegen die Pläne. Denn die Grünen sind skeptisch.
Wedel. Der grüne Antrieb reißt die Grünen scheinbar nicht so richtig mit. Obwohl die von einem Hamburger Unternehmen geplante Autofähre von Jork nach Wedel auf einen umweltfreundlichen Antrieb setzt, kommen die größten Kritiker in Sachen neuer Elbquerung aus den Reihen der Grünen. Der Plan, eine neue Fährlinie zwischen dem Alten Land und dem Kreis Pinneberg einzurichten, eint bereits jetzt die beiden Elbseiten – zumindest im Widerstand. Denn sowohl die Grünen in Wedel als auch die weiter unten im Süden sind sehr skeptisch, was die Umsetzung und Realisierung der Verbindung angeht. Die Sorge vor einem zunehmenden Verkehr, die ungelöste Finanzierungsfrage und ein fehlender Wirtschaftlichkeitsnachweis des Fährbetriebs treibt die Politiker der Partei auf beiden Seiten der Elbe um.
Anders wird das Projekt anscheinend auf Landesebene wahrgenommen, wie ein Besuch von Ines Strehlau am Freitag in Wedel deutlich zeigte. Die Landtagesabgeordnete der Grünen warb bei ihren Parteikollegen für das länderübergreifende Projekt, das Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein verbinden würde. „Die Fährlinie ist aus mehreren Gründen interessant. Sie setzt auf eine innovative Antriebstechnik, die einen wichtigen Baustein zu einem umweltfreundlicheren Schiffsverkehr darstellen kann“, erklärte Strehlau. Außerdem werde die Elbe nicht länger als Trennung betrachtet, es würde vielmehr eine Grenze überwunden und so könnten neue Personenkreise erschlossen werden, was nicht nur mit Blick auf den entstehenden Businesspark Elbufer Fachkräfte bringen könnte. „Es lohnt, hier zweimal hinzuschauen“, riet sie ihren Parteikollegen.
Zumindest bei Wedels Grünen-Fraktionschef Olaf Wuttke traf sie auf offene Ohren. Auch er steht dem Projekt eher positiv gegenüber, machte aber auch deutlich, dass er mit dieser Meinung im Ortsverein eher allein dasteht. Grünen-Sprecherin Karin Holzapfel zum Beispiel fürchtet um den Fortbestand der Lühe-Schulau-Fähre. Seit 1918 gibt es die Verbindung zwischen Lühe am niedersächsischen Grünendeich und Wedel-Schulau. Holzapfel fürchtet trotz der Zusicherung vom Unternehmen Becker Marine Systems, diese Fährverbindung ebenfalls mitzubetreiben, dass die Lühe-Schulau-Fähre angesichts der neuen Konkurrenz weiter im Osten zur reinen Tourismusfähre am Wochenende verkommt und irgendwann eingestellt wird.
Vorstandsmitglied Rainer Hagendorf und der ehemalige Grünen-Sprecher Hellmut Metz ließen sich sowohl von Strehlau als auch von Wuttke nicht davon überzeugen, dass die neue Fähre Wedel gut tut. „Der Businesspark bringt schon mehr Verkehr mit sich. Diese Verbindung ins Alte Land wäre ein neuer Verkehrsweg. Das bedeutet zusätzlichen Belastung für Wedel. Das kann man doch nicht abstreiten“, kritisiert Hellmut Metz.
Der Verkehr, den man damit ins Alte Land und nach Jork locken könnte, bereitet auch den örtlichen Politikern auf der anderen Elbseite die meisten Bauschmerzen. Hier sind es die Grünen und die CDU, die sich derzeit gegen das Projekt aussprechen. Auch in den Reihen der größten Fraktion, des Bürgervereins Jork, gibt es zunehmend kritische Stimmen. „Es gibt hier Widerstand“, sagt Hubert Grabitz. Er sitzt für die Grünen im Jorker Rat und berichtet von besorgten Anwohnern, die sich gegen den Verkehr wehren wollen. Das Problem sei der Marschboden, auf dem die Häuser stehen und der den Erschütterungen weniger entgegenzusetzen hätte. „Der Verkehr im Alten Land ist jetzt schon ein riesiges Problem“, sagt Grabitz. Hinzukäme, dass sich viele gegen den Bau eines neuen Anlegers wehren, wo es doch in Lühe einen gebe.
Vor knapp einem Jahr präsentierte Becker Marine Systems die Elblinien-Projekt erstmals öffentlich. Das Hamburger Unternehmen mit Sitz in Harburg will zwei mit Flüssiggasmotoren ausgestattete Autofähren zwischen dem Wedeler Businesspark und einem Anleger am Fährhaus Kirschenland einsetzen. Alle 30 Minuten sollen die Schiffe, die pro Fahrt 60 Pkw und 200 Passagiere mitnehmen können, täglich zwischen 5 und 22 Uhr ablegen. An dem Zeitplan, 2016 den Fährbetrieb aufzunehmen, hält das Unternehmen fest – wie aus einer Mitteilung von Freitag hervorgeht. „Wir gehen systematisch und nacheinander an unsere Hausaufgaben heran, die wir aufbekommen haben“, sagt Ralf-Thomas Rapp, Projektchef bei Becker Marine Systems. Seit Dezember arbeitet sich das Unternehmen an den zahlreichen Aufgaben ab, die die Wedeler an den Investor gestellt haben.
Unter anderem wird eine Konzeptstudie erstellt, wie die beiden Fähranleger aussehen können und vor allem, was sie kosten werden. Ein großer Knackpunkt ist die Finanzierung des 20 Millionen-Euro-Projekts. Dabei hofft das Unternehmen auf Fördergelder von Land, Bund und EU. Dafür hat man sich einen Experten ins Boot geholt, der die verschiedenen Fördertöpfe durchleuchtet und Finanzierungsquellen findet. Die Landtagsabgeordnete Strehlau versprach, diese Frage auch mit nach Kiel zu nehmen und nach möglichen Geldquellen zu forschen. Wann die Ergebnisse zum Verkehrsgutachten und den Finanzierungsfragen vorliegen werden, dazu gab es von Becker Marine Systems keine Angabe. Rapp dazu: „Wir wollen solide arbeiten. Deshalb geht Qualität vor Geschwindigkeit.“