Becker Marine Systems treibt die Elbquerung voran. Für das Jahr 2014 wird ein Umsatz von 100 Millionen Euro erwartet. Auch die Fähre zwischen Jork und Wedel soll umgesetzt werden.
Hamburg/Wedel. Der Schiffsverkehr im Hamburger Hafen soll im Spätsommer sauberer werden. „Wir wollen von Ende August, Anfang September an unsere Barge ‚Hummel‘ einsetzen, die Kreuzfahrtschiffe am Terminal in der Hafencity mit Energie versorgen soll“, sagte Henning Kuhlmann, geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Schiffbauzulieferers Becker Marine, dem Abendblatt. Die 16 Millionen Euro teure Barge, ein Schiff ohne Motor, wird derzeit in der Slowakei fertig gestellt. Der Clou: Die Energie wird über einen Elektromotor erzeugt, der mit Flüssiggas angetrieben wird. Dieses Gas enthält keinen Schwefel. Beim Verbrennen werden zudem keine Rußpartikel sowie deutlich weniger Stickoxide und Kohlendioxid frei.
Die neue Barge soll nun über die Donau nach Rotterdam und von dort nach Hamburg geschleppt werden. Das Gas wird jeweils in Containern an Bord gebracht. Dann kann das Schiff neben den Kreuzfahrern festmachen und die Versorgung übernehmen. Mit Einsatz der Bargen bleiben die Hilfsmaschinen an Bord der Passagierschiffe ausgeschaltet. „Unsere Aggregate erzeugen bis zu 7,5 Megawatt. Das entspricht dem Bedarf eine Stadt mit 30.000 Einwohnern“, so Kuhlmann. Das Konzept, für das Patente angemeldet sind, gilt als weltweit einzigartig.
Mit der Versorgung von Passagierschiffen wird sich Becker Marine nicht begnügen. Bereits zum Jahresende soll ein Aggregat für Frachter getestet werden, das auf deren geringeren Energiebedarf zugeschnitten ist. „Vorgesehen ist, diese Gasaggregate als Container direkt an Bord zu bringen und so die deutlich größere Zahl dieser Schiffe im Hafen zu versorgen“, sagte Kuhlmann. Der Manager, der über jahrelange Branchenerfahrung in Asien verfügt, geht davon aus, dass die in Hamburg erprobte Technologie künftig weltweit vermarktet werden kann.
Auch beim Projekt der Elblinien zwischen Jork und Wedel sollen künftig Fähren fahren, die mit den umweltfreundlichen Gasmotoren angetrieben werden. Von 2016 an könnten zwei Schiffe im 30-Minuten-Takt zwischen den Gemeinden pendeln. Becker Marine setzt zum einen auf Touristen, sieht aber auch den Bedarf für die Linie bei Berufspendlern und Handwerkern, die ihren Einsatzradius vergrößern wollen. „Sowohl in Jork als auch in Wedel wird das Projekt positiv gesehen“, sagte der Manager. „Sobald noch weitere Gutachten vorliegen, könnte der offizielle Startschuss erfolgen. Wir hoffen darauf, dass dies noch 2014 geschieht.“ Für den Verkehr sind Buchungssysteme geplant, die Stammkunden Rabatte einräumen sowie bei Abfahrten außerhalb der Hauptzeiten günstigere Preise vorsehen. Die Schiffe sollen von morgens 6 Uhr bis abends um 22 Uhr unterwegs sein.
Nach dem Einzug in die Zentrale in der Blohmstraße arbeiten nun in Harburg 115, weltweit 220 Menschen für Becker Marine. Das Unternehmen will weiter wachsen. In der Zentrale auf der Schlossinsel ist Platz für 200 Mitarbeiter. Der Umsatz, der vor allem mit Rudersystemen für Großcontainerfrachter erzielt wird, soll 2014 auf mehr als 100 Millionen Euro steigen.