Pinneberg steckt in der Schuldenfalle. Geht es nach Wirtschaftsförderer Stefan Krappa, bietet die Entwicklung des Gewerbegebiets Müssentwiete eine große Chance, den städtischen Etat zu sanieren.
Pinneberg. Ein hochdefizitärer Haushalt, Schulden in dreistelliger Millionenhöhe, marode Schulen – die Finanzkrise lähmt Pinneberg. Eine Ursache: zu geringe Steuereinnahmen. Zugleich liegt ein Gewerbegrundstück seit zehn Jahren brach. An der Müssentwiete im Norden der Stadt sollen Firmen angesiedelt werden, die ihre Gewinne künftig in Pinneberg versteuern.
Nachdem sich die Politik lange geziert hatte, die Erschließung des riesigen Areals in Angriff zu nehmen, stehen jetzt 70.000 Euro bereit, um die Planung voranzutreiben. Der Baustart für die angrenzende Westumgehung befeuert den Optimismus des Pinneberger Wirtschaftsförderers: „Es gibt Interessenten für das Areal“, sagt Stefan Krappa. „Wir führen laufend Gespräche.“
Das Problem Gewerbesteuer: 15,5Millionen Euro jährlich verbucht Pinneberg. „Zu wenig für eine Stadt dieser Größe“, so Krappa. Für ihn bietet die Müssentwiete „eine echte Sanierungschance“ für den städtischen Etat. Anfragen gebe es unter anderem aus dem Bereich der Logistikbranche. Zudem seien kleinere Handwerker am Standort interessiert. Auch produzierendes Gewerbe sei denkbar. Großindustrie nicht. Laut Krappa stehen an der Müssentwiete 75.000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Für die Stadt seien Grundstückspreise von mehr als 100Euro pro Quadratmeter zu erzielen.
Darauf hofft auch Herbert Hoffmann, Sprecher der Pinneberger SPD: „Die gut laufende Vermarktung der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne macht uns Mut.“ Er peilt jährliche Gewerbesteuereinnahmen oberhalb von 20 Millionen Euro an. CDU-Fraktionschef Andreas Meyer will sich bei der Vermarktung nicht auf die Stadt verlassen. Er hofft, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP ins Boot zu bekommen. Dass die Entwicklung der Müssentwiete in den vergangenen Jahren verschlafen wurde, glaubt er nicht: „Wir mussten auf die Westumgehung warten.“
Aktuell stockt die Planung erneut, weil der Etat 2015 nach Einnahmeausfällen wiederholt beraten werden muss. Erst wenn Kiel das Zahlenwerk abgesegnet hat, kann die Stadt die Entwicklung vorantreiben. „Wir verlieren wieder Zeit“, mahnt Hoffmann.