Der Bedarf ist da, aber Geld fehlt. Besonders zu Stoßzeiten wird es in der S-Bahn zwischen Wedel und Hamburg eng. Helfen könnte eine bessere Taktung. Die stellte Minister Reinhard Meyer in Aussicht.
Wedel. Damit alle zehn bislang alle 20 Minuten eine Bahn abfährt, müssten die Hansestadt und Schleswig-Holstein sehr viel Geld in die Hand nehmen. Denn dafür braucht es aufgrund der eng geplanten Fahrzeiten unter anderem zwei neue Züge. Allein die kosten zehn Millionen Euro. Seit 2012 liegen die Kosten auf dem Tisch. Seitdem spricht in Wedel keiner mehr über das ehrgeizige Infrastrukturprojekt, das zusammen mit einer neuen Haltestelle auf Höhe des Wedeler Baumarktes auch das Anbindungsproblem für den neuen Businesspark am Tinsdaler Weg lösen sollte. Bis Mittwochabend.
Reinhard Meyer hauchte dem Projekt wieder Leben ein. Der Sozialdemokrat und schleswig-holsteinische Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie war in die Wedeler Fachhochschule gekommen. Eingeladen hatten ihn die Sozialdemokraten. Auf der Agenda der gut besuchten Podiumsdiskussion stand unter anderem die S-Bahnanbindung. Für die besteht aus Sicht des Verkehrsministers durchaus wieder eine realistische Chance. Grund für die neue Hoffnung sind Hamburgs Pläne für einen neuen S-Bahnhalt in Ottensen. Die seit Jahren geforderte Station zwischen Bahrenfeld und Altona soll realisiert werden – und zwar möglichst bald. Ein Plan, wie die Station aussehen soll, stellten Vertretern der Bahn den Bezirkspolitikern bereits vor.
„Wenn zwischen Hamburg-Altona und Bahrenfeld ein S-Bahnhalt gebaut wird, würde das alles verändern“, so Meyer. Vor allem würde es die besagte eng geplante Taktung durcheinanderwirbeln und damit die Forderung nach zwei neuen Zügen infrage stellen. Somit entfielen für Wedel die Kosten von zehn Millionen Euro. Somit bliebe der Beitrag zum ÖPNV-Ausbau, der für eine Umsetzung nur an Werktagen laut Meyer 1,1 Millionen Euro betragen würde. Hamburg müsse aufgrund der längeren Strecke einen höheren Anteil zahlen, für Schleswig-Holstein bleiben 300.000 Euro übrig, rechnete der Verkehrsminister vor. Ein Beitrag, den sich das Land scheinbar leisten könnte. „Wir wollen mit Hamburg darüber reden“, so Meyer. „Zuerst müssen wir uns auf den 10-Minuten-Takt konzentrieren.“ Im nächsten Schritt könne der Bau des zweiten Wedeler Bahnhofs folgen.
Hatte Meyer in Sachen Bahnanbindung gute Neuigkeiten parat, machte er den Wedelern in Sachen Nordumfahrung sehr viel weniger Hoffnung. Die besonders von Altstadtanwohnern seit Jahrzehnten geforderte Umgehungsstraße ist zwar von der Landesregierung als dringliche Maßnahme für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet worden. Doch für den werden in Berlin derzeit neue Kriterien erarbeitet. „Es sieht so aus, als wenn die Nordumfahrung nicht in den vordringlichen Bedarf kommt“, bestätigte Meyer. Das heißt, die Chancen für eine Finanzspritze für das Millionen-Projekt vom Bund sind äußert gering, die Realisierung somit auch. Als kleines Trostpflaster stellte der Verkehrsminister den Betroffenen in Aussicht, zumindest die Forderung nach Tempo 30 statt 50 erneut zu prüfen. Kürzlich konnte mit seiner Hilfe bereits nachts eine Tempodrosselung in der Wedeler Altstadt errungen werden.
Tempo möchte Meyer auch gern aus dem Streit zwischen Wedel und Hamburg nehmen. In Rissen sorgen Wedels Businesspark-Pläne an der Grenze für Ärger. Wedel will nun gegen den aufgestellten Bebauungsplan auf Hamburger Seite, der sich auf die Lärmgrenzen des Gewerbegebiets auswirkt, klagen. „Wir müssen dafür sorgen, dass das nicht vor Gericht gelöst wird“, gab der Wirtschaftsminister das Ziel aus. Wie das gehen soll? Mit Gesprächen, einem Kompromiss und vor allem einer deutlichen Strategie für die Ausrichtung des Businessparks. „Das ist ein Filetstück. Hier sollte keine klassische Industrie angesiedelt werden“, so Meyer. Er stellt sich viel mehr, dass mit einem besonderen Konzept innovative Unternehmen angelockt werden könnten. Davon erhofft er sich leisere Töne – auch im Nachbarschaftsstreit.