Wo 2016 Röntgenblitze für bahnbrechende Forschungsergebnisse sorgen sollen, bahnten sich am Dienstag Wassermassen ihren Weg. Die unerwartete Überflutung sorgte für einen Großeinsatz der Feuerwehr.

Schenefeld. Stundenlang kämpften die Schenefelder Einsatzkräfte, die unter anderem Verstärkung von den Kollegen der Hamburger Berufsfeuerwehr bekamen, am Dienstag mit den Wassermassen auf dem XFEL-Forschungsareal an der Holzkoppel.

Laut Feuerwehr war vermutlich aufgrund des lang anhaltenden Regens in etwa 20 Metern Tiefe ein Nebenschacht des Tunnelsystems voll Wasser gelaufen. Schätzungsweise 300 Kubikmeter Wasser hatten sich dort gesammelt. Es dauerte bis zum späten Abend, die 300.000 Liter abzupumpen und den Nebenschacht wieder trocken zu legen. Dafür musste die Einsatzleitung umfangreiches Spezialmaterial anfordern. Mit Hilfe der Berufsfeuerwehr und des Technischen Hilfswerkes (THW) wurden 270 Meter Schlauch verlegt und über ein Notstromaggregat eine 63-Ampere-Stromleitung der gleichen Länge verlegt. Diese Leitung musste laut Feuerwehr von einem Elektroinstallateur abgenommen werden, bevor sie gegen 18 Uhr überhaupt in Betrieb genommen werden konnte. Die Pumpe kann bis zu 60 Kubikmeter Wasser pro Minute fördern. Das Wasser wurde nach oben gepumpt und in ein Regenrückhaltebecken geleitet. 42 Einsatzkräfte waren im Einsatz.

Laut Pressesprecher Bernd Ebeling von European XFEL war eines der Schachtgebäude auf Schenefelder Boden voll Wasser gelaufen. „Der Tunnel selbst ist nicht direkt betroffen, sondern ein Nebenschacht“, so Ebeling auf Abendblatt-Nachfrage. Anscheinend fand das Wasser seinen Weg durch Platten, die auf dem noch im Rohbau befindlichen Schachtgebäude angebracht waren. „Wie das genau passieren konnte, müssen wir noch prüfen“, so Ebeling. Ob ein Schaden entstanden ist und wie hoch dieser ist, müsse ebenfalls geprüft werden. Ebeling geht davon aus, dass sich die Flut nicht auf den Bauzeitplan auswirken wird, obwohl auch Wasser in die Experimentierhalle gelaufen ist. Auch sie ist noch im Rohbau, ein schwerer Schaden sei daher nicht entstanden.

Das ist auch gut so. Denn die Experimentierhalle ist das Herzstück der 1,1 Milliarden Euro teuren Anlage und entsteht auf Schenefelder Boden. Hier sollen von 2016 an die Röntgenblitze landen, die vom Hamburger Desy-Gelände in Bahrenfeld aus durch den 3,4 Kilometer langen XFEL-Tunnel geschossen werden. Hier wird auch der Forschungscampus entstehen. In den Werkstätten, Labors und Büros werden etwa 300 Wissenschaftler in den kommenden Jahrzehnten atomare Details von Viren erkennen, die molekulare Zusammensetzung von Zellen entschlüsseln, dreidimensionale Aufnahmen aus dem Nanokosmos machen, chemische Reaktionen filmen und die Vorgänge im Inneren von Planeten untersuchen.

Seit 2009 wird an dem internationalen Projekt, an dem sich seit kurzem 13 Länder beteiligen, intensiv gearbeitet. Das erste Gebäude für ein wissenschaftliches Instrument steht seit kurzem in der unterirdischen Experimentierhalle des European XFEL in Schenefeld. Es ist eine 900-Tonnen-Betonkonstruktion, umgeben von mit Eisen verstärktem Beton.