Schulklassen können bei Umweltprojekttagen ihr Kaufverhalten und ihren Energieverbrauch kritisch beleuchten. Dabei sollen sie herausfinden, ob und wie dies unserer Umwelt und dem Klima schadet.
Kreis Pinneberg. Nachhaltiger Klimaschutz und umweltschonender Ressourcenverbrauch als Bildungsauftrag liegt den Kreispolitikern sehr am Herzen. Darum laden sie seit 2009 alle zwei Jahre die Schüler des Kreises Pinneberg zu einem Umwelt-Aktionsprogramm ein, das 2013 etwa 1400 Schüler besucht haben. Neuestes Projekt sind zehn Workshop-Tage zu den Themen Konsumverhalten und Klimaschutz, die der Kreis im Februar nächsten Jahres zehn Schulklassen spendieren will. „Wir alle verbrauchen ständig unsere Ressourcen wie Wasser oder Strom und produzieren Müll. Aber nur wenige machen sich Gedanken, wie der Abfall entsorgt oder der Energieverbrauch gesenkt werden kann“, sagt Helmuth Kruse, Grüne, Vorsitzender des Umweltausschusses des Kreistages, über dieses Projekt, das unter dem Titel „Going Green – deine Konsumrevolution“ läuft und mit 1000 Euro bezuschusst wird.
Als Partner hat sich der Kreis den Hamburger Verein Agrar-Koordination mit ins Boot geholt, der mit seinen Fachreferenten bereits bundesweit 60 Schulen mit diesen Workshops aufgeklärt habe, wie Projektleiterin Corina Schulz berichtet.
Ziel dieses Umweltbildungsangebots sei es, den Schülern den Zusammenhang zwischen ihrem eigenen Konsumverhalten und den Auswirkungen auf Klima und Umwelt nahezubringen. So werde ihnen darin von den Dozenten der ökologische Fußabdruck anschaulich vorgeführt, der in allen Ländern dieser Welt völlig unterschiedlich ist. Er zeigt auf, welcher Flächenverbrauch in jeder Gesellschaft notwendig ist, um den aktuellen Lebensstil dort zu erhalten, und schließt dabei den Flächenverbrauch für Kleidung, Nahrung, Energie und Müllentsorgung mit ein. Würde demnach der Lebensstil in Westeuropa weltweit gelten, bräuchten wir viermal so viel Platz auf der Erde, wie vorhanden ist. Nur die Menschen in Indien und Afrika verhielten sich unter diesem Gesichtspunkt klimaschonend.
So könnten die teilnehmenden Klassen einen solchen ökologischen Fußabdruck für ihre Schule entwerfen, schlägt Corina Schulz als Projektidee vor. Dazu würde gehören, ob die Schüler zu Fuß, mit dem Rad, Bus und Bahn oder mit dem Auto zur Schule kommen. Wie viel Müll fällt an und wie wird dieser entsorgt? Gibt es Essen aus biologischem Anbau in der Mensa oder ist es konventionell hergestellt, ist es eher vegetarisch oder fleischlastig? Wie hoch ist der Papierverbrauch, und wird dabei Recyclingpapier verwendet? Wird das Licht in den Klassenzimmern in den Pausen ausgeschaltet? Wird Heizenergie gespart?
Die Schüler und Lehrkräfte seien natürlich frei in ihrer Wahl und könnten sich eigene Fragestellungen zu diesen Themen überlegen, führt die Projektleiterin vom Verein Agrar-Koordination aus, den es seit 1983 gibt und dessen Angebote vom Bundesumweltamt gefördert werden. So untersuchte eine Klasse aus Bayern, welche Folgen das Wegwerfen von Lebensmitteln hat. In einer Supermarktkette erfuhren sie, dass jede ihrer Filialen dabei 60.000 Euro Verlust im Jahr mache. Eine andere Gruppe sammelte alte Handys, andere Pfandflaschen. Eine achte Klasse in Stuttgart rief zu Spenden auf, um den tropischen Regenwald wieder aufzuforsten. Auch der Einfluss von Medien und Werbung auf unser Konsumverhalten, soziale Probleme in den Erzeugerländern sowie der Zusammenhang von Nahrungsmittelproduktion und Klimawandel könnten dabei fachlich begleitet untersucht werden. Den Ideen seien keinerlei Grenzen gesetzt, so Schulz. „Wir wollen den Schülern aufzeigen, dass sie diese Dinge durch ihr eigenes Verhalten beeinflussen können.“
Dabei würde darauf geachtet, dass die Bearbeitung der Themen Spaß mache und nicht nur mit dem erhobenen Zeigefinger mahne. Dies sei auch der pädagogische Ansatz der Umwelt-AG des Kreistages. „Durch die Art und Weise unseres Konsums und das Treffen unserer Kaufentscheidungen beeinflussen wir alle mit, wie und mit welchen Folgen für Mensch und Umwelt bestimmte Produkte hergestellt und wie viele Ressourcen für unseren Lebensstil verbraucht werden“, erklärt Ausschussvorsitzender Kruse.
„Wir wollen den Blick der Schüler schärfen, ihr eigenes Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen“, ergänzt Cornelia Maßow von der Umwelt-AG. Im Idealfall würden sie künftig umweltbewusster konsumieren oder gar ihr verschwenderisches Verhalten ändern.
Teilnehmen können alle Schulklassen vom achten bis 13. Jahrgang. Anmeldungen nimmt von sofort an Anja Vratny aus dem Kreisumweltamt unter der E-Mail-Adresse: a.vratny@kreis-pinneberg.de entgegen. Die Teilnahme ist für die Schulen kostenlos. Die Workshops laufen vom 9. bis 20. Februar 2015. Anmeldeschluss ist der 23. Januar. Schulklassen, die dieses Mal nicht zum Zuge kommen, haben dann wieder die Möglichkeit, bei den Kreisumwelttagen im Juni nächsten Jahres mitzumachen, die der Kreis Pinneberg dann zum vierten Mal veranstaltet.