Zwei Lehrkräfte kümmern sich um 37 Schüler. Betreuungssituation an Hetlinger Außenstelle der Grundschule Haseldorfer Marsch ist kritisch. Fällt eine Pädagogin aus, muss die andere alle Kinder beaufsichtigen.

Hetlingen. Ein Kind fällt auf dem Pausenhof hin, schlägt sich das Knie auf, weint. Eine Lehrerin muss sich kümmern – und gleichzeitig die anderen 37 Kinder betreuen. Solche Situationen gibt es im Alltag an der Hetlinger Grundschule immer wieder. Fällt hier eine Lehrkraft aus, müssen Klassen zusammengelegt werden, die Vertretungssituation ist kritisch.

In der Hetlinger Grundschule, die eine Außenstelle der Grundschule Haseldorfer Marsch ist, herrscht ein akuter Mangel an Lehr- und Betreuungskräften. Das Unterrichts-Modell am Hetlinger Standort ist modern: dort werden seit dem Sommer 2014 18 beziehungsweise 19 Schüler der Klassenstufen 1 bis 4 in zwei sogenannten Familienklassen von insgesamt zwei Lehrkräften unterrichtet. Seit 2009 liegt die Mindestgröße für eine Grundschule in Schleswig-Holstein bei 80 Schülern, also mehr als doppelt so viele, wie in Hetlingen zur Schule gehen. Aus diesem Grund schlossen die Gemeinden Haselau, Hetlingen und Haseldorf einen Kooperationsvertrag. Seitdem ist die Hetlinger Einrichtung eine Außenstelle der Grundschule Haseldorfer Marsch.

Das Problem der Tochterschule: Wenn eine Lehrkraft in Hetlingen erkrankt, muss für die Schüler eine Vertretung organisiert werden. Das regelt die sogenannte Verlässlichkeit: Jede Stunde, die im Stundenplan steht, muss auch gegeben werden. Bei nur zwei Lehrkräften führt das zu einer hohen Belastung, besonders dann, wenn keine Vertretung aus Haseldorf verfügbar ist. „Die Situation in der Hetlinger Schule ist kritisch“, sagt Schulrat Dirk Janssen. 150 Schüler werden in der Haseldorfer Grundschule und der Hetlinger Außenstelle unterrichtet, 105 davon in Haseldorf. Laut Schulrat Dirk Janssen und Schulleiter Joachim Kähler könnte die Mutterschule in Haseldorf alle Kinder aufnehmen. Das sei von Hetlinger Seite politisch aber nicht gewollt, so Janssen. „Natürlich will man dort den Schulstandort erhalten“, sagt auch Kähler.

Allerdings habe das Hetlinger Modell mit den Familienklassen zunächst vor allem deshalb funktioniert, weil der Schule mehr Unterrichtsstunden zugesprochen wurden, als ihr zugestanden hätte. Als der Kooperationsvertrag zwischen den Gemeinden geschlossen wurde, rechnete man noch mit höheren Schülerzahlen als jetzt. Deshalb bekam die Hetlinger Schule 1,5 Lehrerstellen. Nach jetzigem Stand dürfte sie nur noch eine Lehrkraft in Vollzeit beschäftigen.

Zurzeit sichert der Kooperationsvertrag den Fortbestand der Hetlinger Grundschule. Ein ähnliches Modell wurde in Ellerhoop erfolgreich umgesetzt. Der dortigen Grundschule drohte das Aus, da die Hemdinger Schule den Kooperationsvertrag aufkündigte. Die Ellerhooper Bildungseinrichtung konnte gerettet werden, da diese nun mit einer Barmstedter Schule kooperiert. Dort gibt es genügend Lehrkräfte, um Ausfälle am der Ellerhooper Standort zu kompensieren. In Hetlingen gibt es diese Option nicht, da auch in Haseldorf nur wenige Lehrkräfte verfügbar sind.

In der jüngsten Hetlinger Gemeinderatssitzung hatte deshalb die Fraktion der Freien Wahlgemeinschaft (FW) in einem Antrag die Einstellung einer Pädagogischen Hilfskraft gefordert. Der ursprüngliche Antrag sah vor, dass diese an beiden Standorten eingesetzt werden sollte. Die CDU plädierte dafür, die Hilfskraft nur am Standort Hetlingen einzusetzen, dem schloss sich die FW-Fraktion später an – wohl auf Druck aus der Nachbargemeinde.

FW-Fraktionssprecher Michael Rahn hält diese Einschränkung für falsch. „Das führt zu einer Zweiteilung der Grundschule Haseldorfer Marsch“, sagt Rahn. Schulleiter Kähler dagegen findet es sinnvoll, die Hilfskraft nur in Hetlingen einzusetzen. „Wenn die Situation in Hetlingen damit entschärft werden kann, ist das eine gute Lösung“, so Kähler. Die zusätzliche pädagogische Hilfskraft muss die Gemeinde selbst finanzieren. Diese könnte zwar den Lehrern den Rücken freihalten, unterrichten dürfe sie aber nicht, so Rahn.

Das sagt auch Schulrat Dirk Janssen. In Hetlingen könne es schnell zu kritischen Situationen kommen. „Eine Hilfskraft ist es eine gute Möglichkeit, die Schüler in solchen Ausnahmefällen zumindest zu betreuen“, so Janssen. Außerdem könnte die Hilfskraft als Pausenaufsicht eingesetzt werden. „Wir müssen sehen wie es läuft“, sagt Schulleiter Kähler. Eine Schließung des Hetlinger Stadtortes sei kein Thema. Dies könne ohnehin nur im Einvernehmen zwischen Schulleitung, der Behörde und den beteiligten Gemeinden geschehen. „In diesem Schuljahr wird sich am bestehenden System voraussichtlich nichts mehr ändern“, so Kähler.