Das Schulhoffest findet am 17. und 18. August in Haseldorf statt. Das Gebäude ist für Familie Plautz zugleich Wohnhaus, Fotostudio und Werbeagentur.
Haseldorf . Früher lernten Kinder hier Lesen und Schreiben oder tobten auf dem Pausenhof umher. Heutzutage ist die ehemalige Schule Scholenfleth Fotostudio, Werbeagentur und Wohnhaus zugleich, auch wenn die alten Mauern dies von Außen nicht sofort offenbaren. Dennoch ist längst nicht alles beim Alten geblieben. 2006 kaufte Familie Plautz die ehemalige Schule Scholenfleth und sanierte das Gebäude. Nun ist sie wieder voll in Schuss und Familie Plautz kann in diesem Jahr den 101. Geburtstag der Dorfschule feiern.
Die gebürtige Haseldorferin Annegret Hamster erinnert sich noch gut an die Zeit, in der das Gebäude an der Deichreihe 46 für sie einfach ihre Schule war. Die ersten sieben Schuljahre saß sie hier auf einer der alten Holzbänke und spielte in den Pausen unter der Eiche im Hof hinter dem Haus. Die Schultische, die Stühle und auch die große Eiche erinnern sie immer noch an die Jahre zwischen 1957 und 1964.
Die Eiche, die mittlerweile ein imposanter Baum ist, sowie sämtliche Schulmöbel hat Familie Plautz in der Schule Scholenfleth vorgefunden - und erhalten. "Uns war schon immer wichtig, dass die Optik des Hauses erhalten bleibt oder wiederhergestellt wird", sagt Simone Plautz. "Nur so bleibt auch der Charakter der Schule am Leben."
Christof und Simone Plautz suchten einige Jahre nach einem passenden alten Gebäude "mit Seele". Sie wollten die gemeinsame Werbeagentur, die sie seit mehr als zwei Jahrzehnten betreiben, und ihre Familie unter einem Dach zusammenbringen. Erst nachdem sie mit einer Vielzahl von Handwerkern die alten Schulräume abgegangen waren, hätten sie sich entschlossen der Gemeinde die alte Schule abzukaufen, sagt Simone Plautz. "Die Substanz des Hauses ist völlig in Ordnung", sagt die Werbefachfrau. Dennoch gab es auf den 580 Quadratmetern Wohnraum viel zu tun. Im der Straße zugewandten Gebäudeteil begannen die Renovierungsarbeiten. Die ersten zwei Jahre teilte die Familie, die zuvor schon elf Jahre ganz in der Nähe der Schule wohnte, das Haus noch mit dem DRK und der Gemeindebücherei, die seit der Schließung der Schule in den Räumlichkeiten untergebracht waren.
Arbeit gibt es immer noch viel. "Bei so einem Haus wird man nie richtig fertig", sagt Plautz. Ein neues Dach, die Trockenlegung des Gemäuers, die Isolation und das Freilegen von Wänden und Böden waren fällig. Dabei entdeckten die Hausbesitzer wahre Schätze. Unter Linoleumböden oder Fliesen versteckten sich die alten Holzdielen, die dem Haus nun wieder seinen ursprünglichen Charme verleihen.
"Vermutlich ist der Trend der 70er-Jahre daran schuld, dass tolle Fußböden begraben und Kachelöfen heraus gebrochen wurden", sagt Simone Plautz. Jetzt ist das alte Haus energetisch auf dem neuesten Stand. Während der Umbauarbeiten habe sich herausgestellt, dass die meisten der Handwerker hier selbst zur Schule gegangen waren und persönliche Erinnerungen an die Schule Scholenfleth hatten, sagt Christof Plautz. "Wir haben einigen Handwerkern, die bei der Sanierung mitgeholfen haben, viel zu verdanken. Sie waren mit viel Liebe zum Alten am Werk. Deshalb sieht es hier jetzt auch so schön aus", sagt Christof Plautz. Auch im Hof hinter dem Haus machen viele liebevolle Details den Garten zu etwas Besonderem. So wurden zum Beispiel alte Ziegelsteine wieder verwendet, um im Garten einen Tresen zu bauen.
"Da wir so viel Platz haben, vermieten wir einen der beiden ehemaligen Klassenräume sowie den Garten für private Feiern", sagt Simone Plautz. So kommt hier Leben rein." Diese Idee wurde in die Tat umgesetzt: Im unteren Klassenraum wurde eine Bühne für kleine Konzerte gebaut. Auch dort sind Elemente der alten Schule erhalten geblieben. Aus den Beinen der Schultische hat Christof Plautz ein Geländer für die Bühne gebaut. "Wir hatten so viele Tische, dass wir etwas Neues damit bauen konnten. Bei uns wird etwas so Altes nicht einfach weggeschmissen", sagt der Haseldorfer Fotograf.
Mit der geschichtsträchtigen Schule werde würdig umgegangen, sagt Annegret Hamster. Die 62-Jährige leitet heutzutage Führungen durch Haseldorf und kennt sich gut mit ihrer alten Schule aus. Als sie vom Hof aus das Schulgebäude betritt, erinnert sie sich: "Hier sind wir immer nach der Pause schnell hinein gerannt und die Treppe hoch gepoltert, bevor es in den Unterricht ging. Die Stufen waren in der Mitte schon ganz herunter getreten." Die erste bis vierte Klasse hatte ihren Klassenraum unten, direkt neben der Eingangstür. Oben waren die Fünft- bis Siebtklässler untergebracht. Annegret Hamster, sie wurde 1957 eingeschult, erinnert sich aber auch an unangenehme Umstände. "Im Winter fiel manchmal der Unterricht aus, weil es keine Kohlen gab, um die Räume zu heizen", sagt die Haseldorferin. "Manchmal haben wir dann Kohlen von Zuhause mitgebracht."
Der Klassensaal, in dem Hamster früher unterrichtet wurde, ist mittlerweile das Fotostudio von Christof Plautz. Von hier aus kann man auf den ehemaligen Schulhof sehen, der nun einer grünen Wiese gewichen ist. Während Annegret Hamster an einem der alten Schultische sitzt - genau dort, wo sie früher auch saß - erzählt sie: "Die Mädchen saßen immer an den Tischen am Fenster, und die Knaben saßen auf der anderen Seite des Ganges."
Die Schule Scholenfleth wurde 1912 an der Straße Deichreihe gebaut. Gegen Ende des Krieges setzte der Unterricht in Haseldorf jedoch für einige Monate aus. 1976 wurde der letzte Jahrgang entlassen, und die Schule schloss ihre Türen. Die Schüler gingen nun im Schulzentrum Moorrege in den Unterricht.
Die Schule Scholenfleth kann anlässlich der 101-Jahrfeier am Sonnabend, 17., und Sonntag, 18. August, jeweils von 11 bis 18 Uhr beim Schulhoffest von Besuchern erkundet werden. Außerdem locken eine Bienenshow, Kinderspiele sowie Kunstausstellungen und die Schweine im Garten sind besonders für junge Gäste eine Attraktion.