Das Gericht hat Lukas M., den Mörder von Lisa Marie, zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt. Zunächst soll der 16-Jährige wegen seiner schweren Persönlichkeitsstörung therapiert werden.
Tornesch/Itzehoe. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind und an Lisa Marie erinnern.“ Ilona B. kann kaum ihre Rührung verbergen. Die Mutter der getöteten Tornescherin ist am Mittwoch vor dem Landgerichtsgebäude in Itzehoe Zeugin, wie Freunde Kerzen für Lisa Marie anzünden. Sie haben aus einem Feuerwehrschlauch ein Herz geformt und ein Bild der am 19. März ermordeten jungen Frau dazugestellt.
Am Mittwoch, dem vierten Prozesstag, fiel das Urteil gegen Lukas M., der neun Jahre Jugendhaft erhielt, zunächst jedoch in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen wird. Die Zeit im Maßregelvollzug kann theoretisch unbegrenzt andauern. Die Unterbringung wird so lange aufrechterhalten, bis die schwere Persönlichkeitsstörung des 16-Jährigen austherapiert ist.
„Die Eltern von Lisa Marie können mit dem Urteil leben“, sagt Opferanwalt Thomas Erdmann. Er ergänzt: „Die Kammer ist ein Jahr unter der möglichen Höchststrafe geblieben, das Urteil ist tat- und schuldangemessen.“ Die Eltern von Lisa Marie hätten den Richterspruch sehr gefasst aufgenommen. „Es stand nicht der Rachegedanke im Vordergrund, sondern die Frage, wie weitere derartige Taten durch den Angeklagten künftig verhindert werden können.“ Das sei durch die Einweisung in die Psychiatrie gewährleistet. Erdmann: „Das steht im Vordergrund.“ Die Frage nach dem Warum habe der Angeklagte nicht beantwortet. „Da war das, was meine Mandanten am meisten interessiert hätte.“
An sie hatte sich der erst 16 Jahre alte Täter in seinem letzten Wort gewandt. Ihm sei klar, dass seine Tat nur schwer zu entschuldigen sei. Er würde sie gerne ungeschehen machen, so der 16-Jährige laut Prozessbeteiligten. Lukas M. musste sich wegen Mordes aus Heimtücke vor der Jugendkammer verantworten. Aufgrund seines Alters fand das gesamte Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Lukas M. zeigte bei Urteilsverkündung keine Regung
Lukas M. hatte zu Prozessbeginn gestanden, Lisa Marie am 19. März in sein Elternhaus gelockt zu haben. Beide kannten sich aus der Jugendfeuerwehr. Er schlich sich an sein Opfer heran, nahm es in den Schwitzkasten und drückte zu, bis Lisa Marie bewusstlos war. Dann legte Lukas M. die Hände um den Hals der 18-Jährigen und erwürgte sie. Schon vor der Tat war der Tornescher mit drei Vorfällen aktenkundig geworden. Das erste Mal, als er eine Mitschülerin im Wald fast bis zur Bewusstlosigkeit würgte, war er 13 Jahre alt. In seiner Schule wurde er daraufhin in die Parallelklasse versetzt und zum Therapeuten geschickt. In der Folge griff Lukas M. zwei Klassenkameraden an, diese Vorfälle waren weniger gravierend. Alle Opfer haben während des Mordprozesses ausgesagt. Auch die Würgevideos, die auf dem Computer des Angeklagten gefunden worden waren, mussten sich die Prozessbeteiligten ansehen.
Die Richter entsprachen mit ihrem Urteil der Forderung von Staatsanwältin Maxi Wantzen. „Ich bin zufrieden“, so die Anklägerin. Entscheidend sei die dauerhafte Unterbringung des Angeklagten in der Psychiatrie. „Zur Tatzeit war die Steuerungsfähigkeit des Angeklagten aufgrund seiner psychiatrischen Erkrankung aufgehoben.“ Auch Verteidigerin Franziska Hammer sprach sich für die Unterbringung ihres Mandanten im Maßregelvollzug aus. Für die zu verhängende Jugendstrafe hielt sie sechseinhalb Jahre für angemessen.
Zu Beginn des letzten Prozesstages hatte die Kammer Ilona und Nico B., die Eltern von Lisa Marie, als Zeugen vernommen. Und mit Claudia und Kai M. kamen auch die Eltern des Täters zu Wort. Sie sollen das Leid der Familie B. bedauert und sich für die Tat ihres Sohnes entschuldigt haben. Der saß scheinbar unbewegt daneben und soll auch während der Urteilsverkündung keine Regung gezeigt haben.