Hannes Grabau und seine Crew laden zum 21. Kleinkunstfestival auf dem Wedeler Kulturschiff „Batavia“ ein. Mit dabei sind in diesem Jahr unter anderem Alma Hoppe, Peter Vollmer und Kerim Pamuk.

Wedel. Es ist rot, es ist unkonventionell und es ist schon einige Jahre alt. Und es ist immer noch gut. Das Theaterschiff „Batavia“ ist mit seinem Kleinkunstfestival nach wie vor beliebt. Unzählige Kabarettisten hat der inzwischen sichtlich ergraute aber nach wie vor humorvolle Batavia-Chef Hannes Grabau mit seiner Crew bereits auf sein altes, ehrwürdiges Schiff geholt. Kleinkunst auf einem Schiff, noch dazu auf einem Oldtimer, das ist ungewöhnlich. Und gerade auch deshalb lockt Grabau mit seinem Team seit nunmehr 42 Jahren namhafte Kabarettisten aber auch Nachwuchskünstler auf das feuerrote Schiff. Dass Wedel außerdem gleich bei Hamburg liegt, ist ein weiteres Plus für die Kult-Veranstaltung auf der Batavia. Kurze Wege zur Elbmetropole und ein passendes Publikum aus der Elbmetropole sorgen hier seit Jahren für eine lohnende Synergie.

Grabau und Angelika Strub haben für dieses Jahr ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Sieben Kabarettisten, Musiker und Comedians werden vom 22. August bis 3. Oktober einen Zwischenstopp auf dem roten Dampfer machen und alles andere als artig sein. Nein, unangepasste Besserwisserei, Dauernörgelei mit Hand und Fuß und ständiges Ins-Gewissen-Reden, das und viel mehr wartet auf die Gäste. Und natürlich eine gute Prise Humor – wenn auch bitterböse. Mit dabei sind in diesem Jahr Alma Hoppe, Stella’S Morgenstern, Das Duo Atmungsaktiv, Bernd Lafrenz, Kerbst und Kock & die Therapeuten sowie Kerim Pamuk.

Am Sonnabend, 22. August, dürfen sich kritische Denker mit der durchaus wichtigen Frage des Kabarettisten Volker Pispers auseinandersetzen, der einst sagte: „Was denken sie was in diesem Land los wäre, wenn mehr Menschen wüssten was in diesem Land los ist!“. Nun, sein Leidensgenosse Peter Vollmer gehört wohl zu jenen Menschen, die nur zu gut wissen, was dann los ist. Die Gesellschaftsgefüge geraten völlig außer Rand und Band. Warum das so ist, wird er am Freitag, 22. August, und Sonnabend, 23. August, jeweils von 20.30 Uhr an auf der Batavia genauer erklären, wenn der Startschuss für das 21. Kleinkunstfestival fällt.

Vollmer ist nämlich überzeugt: Der Mann gehört langsam aber sicher auf die Liste der bedrohten Tierarten, zu Berggorilla, Karettschildkröte, Spitzmaulnashorn und Sumatra Elefant. Denn seit es Einparkhilfen gibt, Sexspielzeug für Frauen und Müllschlucker, ist der Mann evolutionär überflüssig geworden. Einst galt der Mann als Garant für Stabilität, als politischer Lenker, als Oberhaupt der Familie. Er war der technikaffine, der mit Autos und Computern zurechtkam. Doch seit es Schuhe im Internet zu kaufen gibt, kommen Frauen auch mit Computern zurecht. Dass angesichts solcher Gesellschaftsentwicklungen Mann in Depressionen verfällt und immer mehr Ehen in die Brüche gehen, ist für den hessischen Kabarettisten daher nur verständlich. Gibt es eine Rettung? Wer das erfahren will, muss sich Sputen, denn für die Veranstaltung gibt es nur noch wenige Karten.

Am Sonnabend, 6. September, wartet von 20.30 Uhr an das Duo Atmungsaktiv mit dem Programm „Warteschleife“ auf. Catrin Meyer-Janson und Iris Hammacher gleiten dann in den Alltagskosmos der Frauen hinab, die zwischen Krippenplatz, Rollator, Eurokirse, Endlagerfrage, Brillenwahl und Sex-Appeal hin und herschweben. Und wann hat Frau Zeit für sich selbst? Das verrät das Duo und gibt dabei Überlebenstipps.

Orientalisches Kabarett gibt es am Sonnabend, 20. September satt. Dann kommt Kerim Pamuk mit seinem Programm „Leidkultur“ auf die Batavia-Bühne. Der Kabarettist geht in seinem dritten Soloprogramm dorthin, wo es weh tut, in die Seele. Pamuk, geprägt durch einen anatolischen Weltschmerz und gepeinigt vom deutschen Grundjammer durchsiebt er alle Facetten des Lebens nach den großartigen Momenten des Leidens. Ich leide, also bin ich, ist seine Devise und führt den Zuschauern gleich vor Augen, wie hart das Leben ist, inmitten eines Lebens mit Navigationssystemen, Latte im Kaffee, Hotlinehilfen, Papsteuphorie, problemen des Elternwerdens und Elternseins und der Frage ob Konfirmation oder Beschneidung besser ist. „Wir deutschen haben es schwer, oder musste sich je ein Sudanese fragen, welcher Wellnesstyp er ist“, urteilt der Kabarettist.

Was also tun? Alles über Bord werfen, völlig von vorne beginnen. Das ist zumindest dann angebracht, wenn Bernd Lafrenz am Freitag, 3. Oktober, von 20.30 Uhr an auf die Bühne steigt. Denn dann sollten Literaturkenner wirklich alles vergessen, was sie über Shakespeare wissen. Lafrenz bringt in seinem Programm „Romeo und Julia“ alles wichtige von Shakespeare in einer ungewöhlichen Ein-Mann-Show auf den Punkt. Als flotter Verwandlungskünstler reitet, kämpft, mordet, hext und intrigiert sich der Shakespeare-Mime durch einen endlosen Berg an Weltliteratur. Dabei sein oder nicht dabei sein, das ist hier (k)eine Frage.

Tickets und Informationen zum Gesamtangebot des 21. Kleinkunstfestivals gibt es im Internet unter www.batavia-wedel.de. Die Tickets können auch an der Kartenkasse an Bord gekauft werden sowie bei „Glimmstengel“ an der Bahnhofstraße 34 in Wedel.